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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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hervor und hielt es hüfthoch, leicht nach hinten versetzt, außerhalb seiner Reichweite. »Ich verdiene Geld, wo ich es kriegen kann – als Kurtisane, als Auftragsmörderin. Sag mir, welchen Unterschied das macht.«
    »Letzteres bedeutet, dass Menschen sterben.«
    »Du befindest dich wohl kaum in der Position, dich moralisch über mich zu erheben, mon cher «, erwiderte Solange.
    Das ist allerdings wahr, dachte er.
    So wahr.
    »Du musst ein Vermögen zusammengetragen haben«, sagte er.
    »Ich spare«, bestätigte sie. »Beide Berufe kann ich nicht ewig ausüben. Schönheit und Geschwindigkeit nehmen mit dem Alter rapide ab. Ich fürchte, ich werde mich jung zur Ruhe setzen müssen.«
    Nikolai bezweifelte, dass ihre Schönheit jemals schwinden würde. Zumindest nicht für ihn. Auch wegen ihrer Augen, diesen unglaublich schönen grünen Augen. Er sah, wie sie ihr rechtes Bein fast unmerklich ein kleines Stück vorschob. Die Muskeln in ihrer Wade spannten sich an.
    »La Corse hat dich beauftragt, mich zu töten«, sagte er.
    »Ich habe dir gesagt, du sollst fortgehen und nicht wiederkommen.«
    »War das eine so unverzeihliche Sünde?«, fragte er. »Dass ich dich geliebt habe?«
    »Das Einzige, was eine Hure nicht erträgt.«
    Die Sehnen in ihrem rechten Handgelenk arbeiteten.
    Kaum sichtbar, aber es entging ihm nicht.
    Konnte er den blitzschnellen Sprung, der bevorstand, aufhalten? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wenn er den Angriff abwehrte, würde er mit hoda korosu dagegenhalten und die Kobra töten?
    Wieder galt – vielleicht, vielleicht auch nicht.
    Nikolai trat einen Schritt zurück. »Dann töte mich.«
    Ihre Augen flatterten vor Zweifel und Misstrauen. Er verstand sie – ihre Vergangenheit bot wenig Anlass, einem Mann zu vertrauen. Er sagte: »Ich würde für dich leben und für dich töten. Für dich zu sterben …«
    Sie schüttelte den Kopf, ihr goldenes Haar schimmerte im Licht der Lampe.
    »Bitte, Solange«, sagte er, »befreie mich aus meinem Gefängnis.«
    So wie ich Kishikawa-sama befreit habe.
    Er schloss die Augen, um sie zu bestärken, aber auch um Ruhe zu gewinnen, und atmete tief. Dieses Leben war ein Traum, und wenn der Traum endete, würde ein neuer beginnen und dann wieder ein neuer und immer so weiter in einem endlosen Kreislauf, bis man vollkommene Erleuchtung erlangte.
    Satori.
    Er hörte ihren Fuß auf den Holzplanken, den Schritt vor dem fatalen Stoß, und machte sich auf den Tod gefasst.
    Sie stürzte ihm entgegen.
    In seine Arme.
    »Ich kann es nicht«, schrie sie. »Gott hilf mir, je t’aime, je t’aime, je t’aime .«
    »Je t’aime aussi.«
    Über ihrem Schluchzen hörten sie plötzlich das Poltern schwerer Schritte an Deck.

156
    Sie waren zu acht und hatten es auf die Waffen abgesehen.
    Die schwarz gekleideten Soldaten von Signavis vietnamesischem Sondereinsatzkommando sprangen einer nach dem anderen an Deck und durch die Ladeluke.
    Solange wirbelte aus Nikolais Armen heraus, drehte sich erneut und schlitzte dem ersten die Kehle auf. Sie stieß seinen Körper von sich und rammte dem zweiten ihr Messer in den Bauch. Der dritte wollte seine Pistole abfeuern, doch sie durchtrennte seine Sehnen am Handgelenk mit einem einzigen Schnitt, und die Pistole fiel klappernd die Treppe hinunter. Der geschockte Soldat packte seine baumelnde Hand und starrte sie an. Solange nutzte den Moment, um ihm das Messer in die Kehle zu schlagen. Ein anderer Soldat sprang über das Geländer auf sie zu.
    Nikolai traf ihn noch in der Luft mit so viel Wucht, dass er mit ihm gemeinsam gegen das Schott krachte. Er packte ihn am Hemd, schleuderte ihn herum, hob die Pistole auf, erschoss ihn und zog Solange zur Seite, genau in dem Augen blick, in dem eine Maschinengewehrsalve vom Kopf der Treppe abgefeuert wurde. Die Kugeln zischten durch den Frachtraum, Nikolai schob Solange in das Schott und schützte sie mit seinem Körper, während er gleichzeitig mit der Schusshand die Treppe hinauffeuerte.
    Er hörte, wie sich die Überlebenden an Deck neu gruppierten, dann ein metallisches Klappern, und schon sah er die Granate die Treppe herunterspringen. Er drückte Solange zu Boden, machte einen Satz auf den Sprengkörper zu, packte ihn und warf ihn zurück nach oben.
    Den Schreien der verletzten Männer ging eine ohrenbetäubende Explosion voraus.
    Dann war es still.
    »Bleib hier«, befahl er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Klaustrophobie. Geschlossene Räume sind nichts für mich. Seit Marseille jagen sie

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