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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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ungastlich sein«, sagte Wooten. »Wie kommen Sie zum Flughafen?«
    »Mit dem Taxi.«
    »Sparen Sie sich das«, sagte Wooten. »Einer meiner Leute wird Sie fahren. Die sitzen sonst nur den ganzen Tag rum und saufen Bier.«
    Ich werde also aus der Kolonie hinauskomplimentiert, dachte Haverford.
    Mir soll’s recht sein, die Vorbereitungen hier sind ohnehin so gut wie abgeschlossen.

39
    W u Zhong rammte seinen Ellbogen in den Holzpfosten.
    Ein stechender Schmerz schoss ihm aus dem Unterarm durch das Handgelenk in die Hand, die noch immer zu der typischen »Faust« geformt war, die dem bajiquan seinen Namen gab. Wu vertrieb den Schmerz, indem er ausatmete und dann das gesplitterte Holz begutachtete.
    Er hatte mit seinem Ellbogen ein fast zehn Zentimeter tiefes Loch in den Pfosten getrieben.
    Das war bajiquan  – es beruhte auf schnellen, vernichtenden Schlägen. Großmeister Li Wu Shen hatte einst gesagt: »Ich weiß nicht, was es für ein Gefühl ist, einen Mann zum zweiten Mal zu schlagen.« Wäre der Pfosten ein Mensch gewesen, die ungeheure Wucht des Angriffs hätte ihm die Kehle oder die Schädeldecke zertrümmert und sein Herz zum Stillstand gebracht. Wu hätte noch weiter trainiert, doch vom Minarett knapp einen Block entfernt schallte der Gebetsruf zu ihm herüber.
    Er schlüpfte in einen weißen Kaftan, setzte seine Kappe auf und trat aus dem Dojo hinaus auf die Nelson Street. Die Moschee war die größte in Hongkong und wurde von der kleinen, aber sehr frommen muslimischen Gemeinde der Insel genutzt, die in den vergangenen Jahren stetig gewachsen war, da immer mehr Flüchtlinge vom Festland herüberkamen, die sich im kosmopolitischen Hongkong wohler fühlten als im Taiwan Chiang Kai-sheks.
    Während er zur Moschee ging, freute Wu sich auf das Gebet. Am Abend sollte er durch die New Territories über die Grenze in sein Heimatland geschleust werden. Der Auftrag selbst würde kein Problem sein, die Gefahr bestand nur darin, erst rein- und dann wieder rauszukommen. Jahrelang hatte er der Kuomintang als Wushu-Lehrer gedient, bevor er sich in ein Leben als Zivilist zurückgezogen hatte, und die Kommunisten würden ihn sicher nicht mit Samthandschuhen anfassen, wenn er ihnen in die Hände fiel.
    Wu war jetzt fünfunddreißig Jahre alt und hatte eine Frau und drei kleine Kinder, die ihn brauchten. Trotzdem konnte er einen Auftrag wie diesen nicht ablehnen. Er war gut be zahlt; außerdem bot er die Gelegenheit, den verhassten Kom munisten, diesen gottlosen Schweinen, die sein Volk unter drückten, einen empfindlichen Schlag zu versetzen. Er würde nicht nur das Einkommen eines ganzen Jahres mit nach Hause bringen, der amerikanische Agent hatte ihm auch versprochen, Gewehre an die Rebellenbewegung in Xinjiang zu schicken.
    Wu war ein großer Mann mit beeindruckend breiten Schultern, so dass er sich seitlich drehen musste, um durch den alten Türrahmen der Moschee zu treten. Er streifte seine Schlappen ab und fand seine Gebetsmatte an ihrem gewohnten Platz, dann betrat er den Gebetsraum und ließ sich nieder. Dort knieten bereits mehrere Männer, allesamt Freunde aus dem Viertel.
    Er führte die Stirn gen Boden, konnte den Auftrag aber dennoch nicht aus seinen Gedanken vertreiben. Töten machte ihm nichts aus. Er hatte bajiquan bereits viele Male benutzt, um andere Menschen zu töten – Kommunisten in Schanghai, Japaner in Hunan und immer wieder die Roten, bis Chiang kapitulierte und seine Leute einfach zurückließ, damit sie selbst zusahen, wie sie ihre nackte Haut retteten.
    Jetzt befand Wu sich in einem neuen Krieg – einem Dschihad zur Rettung seines Volks. Wenn er seinem Ziel durch das Töten näherkam, dann musste es so sein. Er würde es tun, und wenn es Gottes Wille war, dass er überlebte und zu seiner Familie zurückkehrte, dann inschallah . Wenn nicht, so wusste er wenigstens, dass die Ulama seine Familie nicht verhungern lassen würden. Ein Bruder würde seine Witwe heiraten und sich um seine Kinder kümmern.
    Von diesem Gedanken getröstet, überließ Wu sich dem Gebet, und wie immer tat ihm das Ritual gut. Altbewährt, solide und verlässlich. Das Gebet machte ihm Freude, die rituellen Worte, die er halb singend, halb sprechend kontinuierlich wiederholte, hatten etwas Friedvolles: »Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist Sein Prophet.«

40
    V öllig übernächtigt stand Leotow vor Woroschenins Schreibtisch.
    Er hatte die Nacht durchgearbeitet, und jetzt bot Woroschenin ihm nicht

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