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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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wie diesem zu lieben. Man könnte schon allein an der gesteigerten Sinnesfreude sterben.
    Ein alberner Gedanke, rügte er sich. Du wirst nicht an Sinnesfreuden sterben – du wirst in die Falle tappen, und dann bist du tot, es sei denn, du findest den Ausweg. Aber wie bei allen Fallen – beim Go oder im wirklichen Leben – ist der Weg nach draußen nie derselbe, wie der, über den man hineingekommen ist.
    Einmal drin, kommt man aus der Falle nur wieder heraus, wenn man sie durchläuft.
    Chen traf ein, um ihn ins Verteidigungsministerium zu bringen.
    »Die Akrobaten gestern Abend waren gut, nicht wahr?«, fragte Chen und setzte sich zu ihm an den Tisch. Mit Guibert zu frühstücken war für ihn zu einer angenehmen Vergünstigung geworden.
    »Großartig. Danke, dass Sie mich mitgenommen haben.«
    »Schade, dass der Russe aufgetaucht ist.« Chen sah sich um, beugte sich über den Tisch und murmelte: »Soll ich Ihnen was sagen?«
    »Bitte.«
    »Ich hasse diese mao-tzi -Arschlöcher.«
    »Auch ich bin nicht übermäßig von ihnen angetan.«
    Chen lächelte zufrieden über den privaten Gedankenaustausch. »Gute Teigtaschen.«
    »Sehr gut.«
    »Tut mir leid, dass Sie schon abreisen«, sagte Chen und blickte auf seinen Teller.
    »Reise ich denn ab?«
    »Morgen.«
    »Aha.«
    »Wir sollten uns auf den Weg machen.«
    Der Tag war inzwischen hell und sonnig. Ein wärmendes Hoch lag über der Stadt – die Menschen knöpften ihre Jacken auf und trugen die Schals nur noch lose umgebunden. Sie legten die Köpfe in den Nacken und ließen sich die warme Sonne ins Gesicht scheinen. Nikolai bestand auf einen Abstecher nach Xidan, wo er Maronen kaufen wollte.
    »Sie sind heute so fröhlich«, bemerkte Chen, während sie sich die Köstlichkeiten schmecken ließen.
    »Ich liebe China.«
    Sie stiegen wieder in den Wagen und fuhren zum Verteidigungsministerium.
    »Die Überweisung ist angekommen«, sagte Oberst Yu.
    »Natürlich.«
    Yu reichte Nikolai seine Reisepapiere. »Ihr Zug nach Chongqing fährt morgen früh um neun. Bitte seien Sie pünktlich. Fahrkarten sind nur schwer zu bekommen.«
    »Was mache ich, wenn ich in Chongqing eintreffe?«
    »Man wird Sie dort kontaktieren.«
    Nikolai blickte skeptisch. In Wirklichkeit war es ihm völlig gleichgültig, aber er musste seine Rolle zu Ende spielen. »Sie haben mir gesagt, Sie würden mir einen genauen Ort nennen.«
    »Ich fürchte, das ist im Moment nicht möglich«, sagte Yu. »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden Sie nicht übers Ohr hauen.«
    »Die Reise nach Chongqing ist lang«, erwiderte Nikolai. »Ich möchte in keinen Unfall verwickelt werden. Oder durch die Stadt streifen, ohne etwas von Ihnen zu hören.«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Und ich habe Ihnen mein Geld gegeben.«
    Yu lächelte. »Wieder läuft alles aufs Geld hinaus.«
    »Ich habe nicht gehört, dass Sie den überwiesenen Betrag abgelehnt hätten.«
    »Was haben Sie an Ihrem letzten Abend in Peking vor?«, fragte Yu.
    »Ich gehe in die Oper.«
    »Ein Relikt aus dem Kaiserreich.«
    »Wie Sie meinen.« Nikolai stand auf. »Wenn ich in Chongqing eintreffe und nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden von Ihnen höre, gehe ich zu den Viet Minh und erkläre ihnen, dass sie von ihren revolutionären Genossen in Peking reingelegt wurden.«
    »Genosse Guibert, Sie sind Waffenhändler …«
    »Das bin ich.«
    »Deshalb werden Sie unseren vietnamesischen Genossen Waffen verkaufen.«
    »Aha.«
    »Mit Profit.«
    »Das ist die Idee, ja.«
    Yu runzelte die Stirn. Zwischen Aufrichtigkeit und Höflichkeit schwankend, sagte er schließlich: »Ich verstehe nicht, wie man ohne Ideale leben kann.«
    »Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, ist es ganz einfach«, entgegnete Nikolai.
    »Und es macht Ihnen nicht zu schaffen«, fragte der junge Leutnant, »dass Ihre Landsleute mit diesen Waffen getötet werden?«
    »Ich habe kein Land«, sagte Nikolai, dem plötzlich klarwurde, dass diese Bemerkung ausnahmsweise der Wahrheit entsprach.
    »Die Menschen sind mein Land«, sagte Yu, der geübt darin war, Überzeugung vorzutäuschen.
    Nikolai blickte ihm in sein junges, vor Idealismus glühendes Gesicht. Wenn er Glück hat, wird er alt genug, um sich von diesem Blödsinn zu verabschieden.
    Er verließ das Büro und anschließend das Gebäude.

52
    Emile Guibert trat aus der Wohnung seiner Geliebten im Western District von Hongkong.
    Die Wohnung war in einem hübschen Viertel der Stadt gelegen und nicht gerade

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