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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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billig –  merde, la femme kostete ihn ein Vermögen –, aber beide waren es wert. Wenn ein erfolgreicher Mann in ein gewisses Alter kommt, hat er sich ein bisschen Komfort verdient, keine geschmacklosen Verabredungen in irgendwelchen »Hotels« drüben in Kowloon.
    Er beschloss, sich auf einen nachmittäglichen Pastis in seinen Club zu begeben. Es war ein schöner Tag, nicht zu schwül, und die Bewegung würde ihm guttun, obwohl Winifred ihn ganz schön auf Touren gebracht hatte.
    Ein tolles Mädchen.
    Eine chinesische Perle, diese Winifred, wirklich entzückend. Stets elegant gekleidet, schick frisiert, immer geduldig und zu Diensten. Nicht so eine ordinäre salope , sondern eine gebildete junge Dame, die sich zu benehmen wusste. Man konnte sich – davor oder danach – mit ihr unterhalten und sie sogar in eine Galerie oder auf eine Party mitnehmen, ohne dass sie einen blamierte.
    Winifred war die neue Liebe seines Lebens, genauer gesagt seines neuen Lebens, der Wiederkehr seiner Jugend.
    Er war so tief in seine Tagträume versunken, dass er die drei Männer nicht eintreten sah. Der eine ging um ihn herum zum Fahrstuhl, der andere sah nach seiner Post in den Fächern an der gegenüberliegenden Wand. Der dritte versperrte den Ausgang.
    »Verzeihung«, sagte Guibert.
    Dann spürte er, wie sich ein Arm um seine Kehle legte und ihm ein Tuch ins Gesicht gepresst wurde.

53
    H averford saß im »Kontrollraum« der Tokioter Filiale und beendete sein verschlüsseltes Telegramm an Singleton in Langley.
    ALLE AUF POSITION. + 6 STD. ANWEISUNG
VOLLZUG ODER ABBRUCH.
    Einerseits hoffte er, Singleton würde die ganze Sache abblasen. Es war in vielerlei Hinsicht riskant. Egal, ob Hel die Aufgabe erfolgreich erledigte oder nicht, er konnte in Gefangenschaft geraten. Wenn er in Gefangenschaft geriet, würde er möglicherweise reden. Wenn er redete, konnte Kang das gesamte Netz in Peking hochgehen lassen, angefangen bei der Weißen Pagode bis zu St. Michaelis und den Muslimen in Xuanwu. Peng wäre endgültig geschwächt und China noch stärker in den Einflussbereich der Sowjets abgedrängt.
    »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, hatte Singleton gesagt.
    Prima, dachte Haverford.
    Tatsächlich war alles vorbereitet.
    Das Fluchthelferteam hatte in der Moschee Stellung bezogen, die Agenten waren erfolgreich ins Land geschleust worden. Man hatte den sowjetischen Geheimdiensten über Doppelagenten eine Reihe von Falschmeldungen über einen geplanten Mordversuch der Chinesen an Woroschenin untergejubelt und würde diese nach vollbrachter Tat weiterverbreiten. Eine ähnliche Reihe von Gerüchten, die darauf hinwiesen, dass der Mord den Sowjets zur Verschleierung diente und ein Apparatschik namens Leotow die Verantwortung dafür trug, hatte man bei den Chinesen gestreut.
    Was den Mord selbst betraf, so hatte Hel Woroschenin mit genialem Geschick an den Tatort gelockt. Er war mit den Örtlichkeiten vertraut, er kannte den besten Moment im Verlauf der Oper und auch seinen »Fluchtweg«.
    Haverford sah auf die Uhr, ein Geschenk von seinem alten Herrn anlässlich seines Universitätsabschlusses. In fünf Stunden und fünfzig Minuten würde die Oper beginnen. Eine Stunde später sollte das Attentat stattfinden.
    Der Zug rollte.
    Nichts konnte ihn jetzt noch stoppen, es sei denn, Hel machte einen Rückzieher – was er nicht tun würde – oder Singleton blies die Sache ab, was unwahrscheinlich war.
    Trotzdem hoffte Haverford, er würde es tun, und wartete auf ein Telegramm mit dem Befehl zum Abbruch.

54
    W oroschenin saß am Telefon.
    Das verfluchte Ding schwieg und die Uhr war nicht sein Freund. Kaum noch drei Stunden bis zu seiner Verabredung mit Hel.
    Je länger er darüber nachdachte, desto überzeugter war er davon, dass »Guibert« Hel war, und umso mehr beunruhigte es ihn, dass Hel sich, egal welchen Auftrag er von den Amerikanern erhalten hatte, auf einem Rachefeldzug befand.
    Wäre er in Russland oder einem der osteuropäischen Satellitenstaaten, hätte er den jungen Mann einfach töten lassen. In einer Stadt in Westeuropa wäre er einfach stillschweigend verschwunden. Selbst in China hätte er noch vor wenigen Jahren nur ein paar Münzen und einige diskrete Worte in das richtige Ohr flüstern müssen, und aus dem jungen Hel wäre Fischfutter geworden.
    Aber nicht im heutigen China. Trotz des enormen Einflusses der Sowjets würde Peking keinen unabgesprochenen Mord auf eigenem Gebiet dulden. Eine solche Angelegenheit

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