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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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herausstellte, hatte Papa Guibert einen neuen Honigtopf gefunden und war mit ihr nach Hause gegangen. Dass er gesucht wurde, erstaunte und entrüstete ihn sogar ein wenig.
    »Ich brauchte eine kleine Abwechslung«, erklärte er dem Briten, der in Haverfords Diensten stand. »Na und? Ich bin Franzose.« Von einem Briten erwartete er nicht, dass er die sexuellen Bedürfnisse eines Mannes verstand. Die Briten waren so sinnlich wie ihr Essen.
    »Legt ihn auf Eis«, befahl Haverford. »Hast du ein Signal an den Mönch geschickt?«
    »Bestätigt.«
    Haverford setzte sich und betrachtete die beleuchtete Wanduhr.
    Zwölf Minuten waren bereits verstrichen.

60
    W oroschenin war am Telefon.
    Der alte Mann war eingeknickt – kein Franzose seiner Generation hätte zugelassen, dass die Hirnmasse einer schönen Frau an die Wände spritzt – und hatte bestätigt, dass sein Sohn bei einem Autounfall ums Leben gekommen und »Michel Guibert« die Tarnung eines im Auftrag der Briten operierenden Agenten war.
    Die Briten, ich bin doch nicht bescheuert, dachte Woroschenin. Die Briten reißen sich den Arsch auf, bloß um Hongkong behalten zu dürfen, die werden einen Teufel tun und den Drachen wecken, indem sie in China Scheiße bauen. Außerdem hatte Nikolai Hel sich nicht in der Gewalt Londons, sondern Washingtons befunden.
    Endlich ging Kang dran.
    »Wei?« , fragte er höflich, als sei nichts Außergewöhnliches passiert.
    »Der Vater hat meine Theorie bestätigt«, sagte Woroschenin.
    Nach einer langen Pause sagte Kang: »Genießen Sie die Oper.«
    Das werde ich, dachte Woroschenin.

61
    Nikolai sah, dass der Mönch sich Richtung Norden wandte, es sich dann aber doch anders überlegte und wieder nach Süden drehte.
    Die Aktion war abgebrochen und ebenso schnell wieder gestartet worden. Das beunruhigte Nikolai jedoch nicht – das go-kang war ein kinetisches Feld, auf dem bewegliches Denken und Handeln gefragt waren.
    Doch dann tat der Mönch etwas Unerwartetes. Er drehte sein Gesicht zum Hotel und sah Nikolai direkt an. Selbst aus der Distanz – fünf Stockwerke tiefer und auf der anderen Straßenseite – konnte Nikolai die Augen des Mönchs spüren, fast so, wie er einst die Intensität von Kishikawa-sama und Otake-san gespürt hatte.
    Nikolai nickte.
    Er hielt schützend die Hand vor seine Zigarette und zündete sie an – das Signal dafür, dass er bereit war, fortzufahren. Er nahm einen langen Zug, trat in den Raum zurück und schloss die Türen hinter sich.
    Dann verließ er das Zimmer und ging nach unten.

62
    » G o-Spieler bestätigt.«
    »Roger.«
    Jetzt konnte Haverford nur noch warten.
    Das war das Schlimmste an diesem Job.

63
    D iamond sorgte dafür, dass er nicht im Büro war, nicht mal in der Nähe. Er gab jedoch Bescheid, wo man ihn erreichen konnte, und hinterließ die Anweisung, ihn sofort über sämtliche Entwicklungen in Peking zu unterrichten.
    Diese Warterei ist der letzte Scheiß, dachte er.

64
    D er Nordwind hatte wieder angezogen, und Nikolai wickelte sich den Schal um den Hals, als er in die kalte Nachtluft hinaustrat und auf Chen und den Wagen wartete. Wo war er? Normalerweise war Chen penibel pünktlich.
    Auf der anderen Seite der Allee ging der Mönch Richtung Süden davon.
    Ein letzter Check, dachte Nikolai mit einer Spur von Wehmut. Die letzte Möglichkeit, die Operation zu stoppen, war im wahrsten Sinne des Wortes vergangen.
    Der Wagen kam die Straße herauf, die roten Fähnchen flatterten im heftigen Wind. Er fuhr vor dem Hotel vor, eine der hinteren Türen ging auf und Chen stieg aus.
    »Tut mir leid wegen der Verspätung«, sagte er. »Zu viel Verkehr.«
    Er wirkte verängstigt.
    Chen komplimentierte Nikolai auf den Rücksitz und stieg ebenfalls hinten ein.
    Nikolai wollte gerade Liang begrüßen, als er sah, dass es ein anderer Fahrer war.
    »Wo ist Liang?«, fragte Nikolai.
    »Krank«, sagte Chen. Er verströmte den Geruch von Angstschweiß. Ein schmieriger Film glänzte auf seinen Wangen.
    Nikolai nahm zwei Zigaretten aus der Packung und bot Chen eine an. Der nahm sie, doch seine Hände zitterten, als Nikolai das Feuerzeug zur Zigarette führte. Er stabilisierte Chens Handgelenk und sagte: »Vielleicht haben Sie sich angesteckt.«
    »Vielleicht.«
    »Sie sollten nach Hause fahren und sich ausruhen.« Nikolai sah ihm in die Augen. »Das wäre völlig in Ordnung.«
    »Tut mir so leid«, entgegnete Chen, »dass ich … spät dran bin.«
    »Das macht wirklich nichts.« Er ließ Chens

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