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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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von einem wahrhaft kommunistischen Land auf unbestimmte Zeit verschoben, vielleicht vollständig zerschlagen … aber kannst du das Risiko eingehen, dass der General verhaftet, gefoltert oder erschossen wird?
    Wo steckt bloß dieser »Guibert«?

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    Nikolai hatte Mühe, sich nicht zu übergeben.
    Chen schrie und schrie, er rüttelte an den Ketten, während Kang mit dem Draht an seinen Hoden sägte und ihm dabei Tipps zur besseren Stimmbildung gab.
    »Hum qi« , riet er und prahlte mit seiner Kenntnis der Opernfachbegriffe. »›Atemwechsel‹ – langsam ein, langsam aus. Jetzt ›gestohlener Atem‹ – einmal schnell ein, bitte, abrupt, kraftvoll. Das ist es … sehr gut …«
    Nikolai konzentrierte sich auf seine eigene Atmung. Tief durch die Nase einatmen, bis in den Unterleib hinein, dort halten und bewahren, lösen … tief durch die Nase, in den Unterleib, halten, bewahren und lösen … halten und bewahren, halten und bewahren, tief in den Unterleib, bis du es in allen Muskeln spürst …
    Er blendete Chens Schmerzensschreie aus.
    »Ich gestehe, ich gestehe, ich gestehe!«, schrie Chen.
    Aber Kang schien ihn nicht zu hören und fuhr fort, »den Jinghu-Bogen über die Saiten zu streichen«, bis Chen in einer Tonlage kreischte, die kaum noch menschlich klang. Er wollte nicht aufhören, bevor Chen alle Mundformen eines echten Opernsängers gezeigt hatte: kaikou  – offener Mund; qichi  – auf Zahnhöhe; houkou  – geschlossener Mund; und endlich auch cuochun  – die Schnute.
    Kang zog den Draht heraus, und Chens Kopf sackte nach vorn. Sein Körper erschlaffte. Schweiß tropfte von seiner Haut auf den Betonfußboden.
    »Ich bin ein Spion«, sagte Chen schluchzend. »Ich war Teil einer Verschwörung. Ich habe ihm bei jedem seiner Schritte geholfen.«
    »Waffen an die Rebellen in Yunnan zu schicken?«
    »Ja.«
    »Den Vorsitzenden Mao zu ermorden?«
    »Ja.«
    »Wer hat dir deine Befehle erteilt?«, fragte Kang. »War es General Peng?«
    »Ja, es war General Peng.«
    Nikolai wusste, dass Chen jetzt alles sagen und allem beipflichten würde, nur damit Kang die Folter nicht fortsetzte.
    Und damit hatte Kang seine Strategie erneut offenbart.
    Bleib ruhig  – hörte er Kishikawa-sama sagen –  und achte auf die Klarheit deiner Gedanken, so klar wie Wasser in einem Becken. Atme und bewahre dein ki.
    Sie hatten es auf Peng abgesehen, er war das eigentliche Ziel, das begriff Nikolai jetzt. Du bist nur eine Reihe von Steinen auf dem Weg dorthin.
    Also gut.
    Kang wandte sich ihm zu und sagte: »Jetzt, Mr. Hel, sind Sie an der Reihe.«
    Er hielt den Draht hoch.

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    » D as ist wirklich nicht nötig«, sagte Nikolai. »Ich werde Ihnen alles sagen, was Sie wissen wollen.«
    Kang lächelte. »Geben Sie zu, dass Sie nicht ›Michel Guibert‹ sind.«
    »Ich gebe zu, dass ich nicht Michel Guibert bin.«
    »Geben Sie zu, dass Sie Nikolai Hel sind.«
    »Ich gebe zu, dass ich Nikolai Hel bin.«
    »Warum sind Sie in Peking, Nikolai Hel?«
    Nikolai beugte sich auf seinem Stuhl so weit nach vorn, wie es die Fesseln erlaubten. Er sah Kang direkt in die Augen und erwiderte: »Ich bin in Peking, um Juri Woroschenin zu ermorden.«
    Kang wurde bleich.

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    » S chafft das Schwein hier raus«, befahl Kang. »Wartet draußen.«
    Die Positionen auf dem Brett haben sich verschoben, dachte Nikolai. Weil er nicht will, dass seine Untergebenen etwas so Heikles zu Ohren bekommen, hat Kang diese Steine für mich aus dem Weg geräumt. Atme und bewahre dein ki. Atme und bewahre dein ki.
    Die Agenten banden Chen los und zerrten ihn aus dem Raum. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, fragte Kang: »Sie gestehen also, mit der Absicht hergekommen zu sein, Woroschenin zu ermorden?«
    »Gestehen?«, fragte Nikolai. »Ich verkünde es.«
    »Warum?«
    Nikolai deutete mit seinem Kinn auf den Draht, den Kang noch immer in der Hand hielt. »Ich möchte mir unnötige Schmerzen ersparen. Und einen Handel abschließen.«
    »Sie befinden sich nicht in der Position, handeln zu können.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Kang wedelte mit dem Draht vor seiner Nase. »Ich kann Sie auch ohne ›Handel‹ zum Sprechen bringen.«
    »Wahrscheinlich«, räumte Nikolai ein. »Aber vielleicht auch nicht. Sie wissen, dass ich in Japan aufgewachsen bin. Welche Erfahrungen haben Sie mit Japanern bei der Folter gemacht? Und was, wenn Sie einen Fehler machen? Wenn Sie sich verschätzen und ich unter ihrem Einfluss sterbe? Dann werden Sie es nie

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