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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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kooperieren?«, fragte Yu. »Ich bin sicher, Sie können uns Auskunft geben über Namen, Orte und Operationen. Schließlich waren Sie bereit, sich von uns retten zu lassen.«
    Hel hatte die Warnung des Mönchs verstanden und ihm dies auch signalisiert, wie ein ertrinkender Mann, der nach der Rettungsleine greift. Natürlich wusste er, dass er den Preis dafür würde bezahlen müssen.
    Nikolai sagte: »Ich werde Ihnen nichts sagen.«
    »Die Amerikaner haben Sie hintergangen«, entgegnete Yu. »Warum sollten Sie zögern, sie Ihrerseits zu verraten?«
    »Deren Ehrlosigkeit ist allein ihre Sache«, erwiderte Nikolai. »Ich müsste mit meiner Ehrlosigkeit selbst fertigwerden.«
    »Wie japanisch.«
    »Das verstehe ich als Kompliment«, sagte Nikolai. Er versuchte sich aufzusetzen, aber die Anstrengung war qualvoll und schmerzhaft. »Ich werde nicht zum Informanten werden, aber ich werde die Amerikaner zwingen, sich an die Vereinbarung mit mir zu halten.«
    »Und wie wollen Sie das bewerkstelligen?«, fragte Yu und amüsierte sich über den verwundeten Mann, der sich nicht mal auf den Beinen halten konnte.
    Und doch war da etwas in Hels Augen, das Yu Anlass gab, ihm zu glauben.

89
    » W o ist er?«, wollte Singleton wissen.
    »Ich weiß es nicht«, gestand Haverford.
    »Ist er tot?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Am Leben?«
    »Ich weiß …«
    Diamond machte sich nicht die Mühe, sein spöttisches Grinsen zu verbergen. Singleton warf ihm einen ungehaltenen Blick zu und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf Haverford. »Sie wissen nicht viel.«
    »Ich versuche, mehr herauszufinden.«
    »Strengen Sie sich an.«
    Haverford überlegte kurz, ob er sich verteidigen sollte. Woroschenin war tot, allem Anschein nach von Hel ermordet. Die Chinesen und die Russen gingen sich gegenseitig an die Gurgel. Und obwohl Hel möglicherweise hatte entkommen können, war er nirgendwo aufgetaucht – jedenfalls nicht in Moskau oder Peking – denn es hatte keinerlei Rückstoß gegeben. Offensichtlich hatte niemand die Firma mit Woroschenins Ermordung in Verbindung gebracht.
    »Ich will, dass er gefunden wird«, sagte Singleton. »Haben Sie das verstanden?«
    »Ich schon«, sagte Diamond mit der Betonung auf dem Personalpronomen in der ersten Person singular und klang dabei wie ein Streber.
    »Was soll das heißen?«, fragte Haverford.
    »Hel ist zur anderen Seite übergelaufen, und das wissen Sie«, sagte Diamond. »Ich bin nicht sicher, ob Sie sich vielleicht sogar darüber freuen.«
    »Das ist eine gottverdammte Lüge.«
    »Nennen Sie mich einen Lügner?« Diamond sprang von seinem Stuhl auf.
    Haverford erhob sich ebenfalls. »Einen Lügner, einen Folterknecht …«
    Sie machten Anstalten, aufeinander loszugehen.
    »Wir sind hier nicht auf dem Schulhof. Setzen Sie sich, alle beide.« Singleton wartete, bis beide wieder auf ihren Stühlen saßen.
    Meine gerade Linie und mein Kreis, dachte Singleton. Wir werden sehen, wer gewinnt. Das ist eine der Grundregeln des Go und des Lebens – die Seite, die den Sieg verdient, wird gewinnen.
    Haverford überlegte, ob er auf der Stelle kündigen sollte. Wahrscheinlich konnte er in die Wissenschaft gehen oder bei einem der neuen »Thinktanks« anheuern, die jetzt überall wie Pilze aus dem feuchten intellektuellen Nährboden in und um Washington schossen. Immerhin handelte es sich um ein ehemaliges Sumpfgebiet.
    Doch die Sache hier war noch nicht erledigt, also biss er die Zähne zusammen und hörte zu.
    »Angenommen, Hel ist noch da draußen«, sagte Singleton. »Dann ködern Sie ihn.«
    »Wie?«
    »Sie sind beide aufgeweckte junge Männer«, erwiderte Singleton. »Lassen Sie sich was einfallen.«
    Damit war die Unterredung beendet.

90
    Denk wie Nikolai Hel, sagte sich Haverford, als er das Gebäude verließ und zu seinem Hotel am Dupont Circle ging. Keine leichte Aufgabe, musste er sich eingestehen, denn wahrscheinlich dachte niemand auf der Welt wie Nikolai Hel.
    Versuch’s trotzdem.
    In Gedanken ging er alle Möglichkeiten durch.
    Würde Hel …
    Konnte Hel …
    Ja, dachte er.
    Sowohl als auch.

91
    » I ch werde die Waffen ausliefern«, sagte Nikolai.
    Es war ein gewagter und sehr riskanter Spielzug. Ein Ausbruchmanöver auf dem go-kang , das wenig Erfolg versprach und ihn in große Gefahr bringen konnte. Aber wenn einem außer der Kapitulation nur wenige Möglichkeiten blieben, musste man sterben oder ausbrechen.
    »Seien Sie nicht albern«, antwortete Yu. »Ihre Tarnung als

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