Saturn
das Wohnzimmer betrat und sich umschaute.
»Wo ist Professor Wilmot?«
»Er schläft«, erwiderte sie. »Ich werde ihn holen.«
Wilmot kam ins Zimmer. Er trug schon wieder diesen
flauschigen Morgenmantel. Ansonsten machte er einen ganz
normalen und hellwachen Eindruck. Das Haar war akkurat
gescheitelt. Auf seinem Gesicht lag jedoch ein Ausdruck, den
Holly noch nie zuvor bei dem alten Mann gesehen hatte:
Skepsis, Sorge, beinahe Furcht.
»Darf ich mich setzen?«, fragte Eberly höflich.
»Tun Sie sich nur keinen Zwang an«, sagte Wilmot gereizt.
»Sie können doch sowieso tun und lassen, was Sie wollen.«
Doch anstatt sich zu setzen, nahm Eberly eine längliche
schwarze Kiste aus der Tasche seines Gewands und schwenkte
sie im Kreis durch den Raum. Dann schwenkte er sie auf und
ab, von der Decke zum Boden und wieder zurück.
»Was tun Sie denn da?«, fragte Holly.
»Ungeziefer vernichten«, sagte Eberly. »Ich sorge dafür, dass
unsere Unterhaltung von niemandem sonst mitgehört wird.«
»Sie haben meine Unterkunft verwanzen lassen, nicht
wahr?«, fragte Wilmot verärgert.
»Das war Vyborgs Werk«, log Eberly, »nicht meins.«
»Tatsächlich.«
»Ich will die ganze Sache klären, bevor noch weitere
Gewalttaten verübt werden«, sagte Eberly und setzte sich auf
einen der beiden Armstühle.
»Ich auch«, sagte Holly.
Wilmot setzte sich langsam auf den Armstuhl gegenüber
Eberly. Holly ging zum Sofa. Sie nahm darauf Platz und zog
die Füße unter den Körper; sie fühlte sich beinahe wie ein
Mäuschen, das sich so winzig und unsichtbar wie möglich
machen wollte.
»Sie sind in Gefahr, Holly. Kananga will Sie exekutieren.«
»Und was gedenken Sie dagegen zu unternehmen?«, fragte
Wilmot.
»Ich brauche Ihre Hilfe«, erwiderte Eberly.
» Meine Hilfe? Was erwarten Sie denn von mir?«
»In etwa achtzehn Stunden werde ich zum Chef der neuen
Regierung gewählt worden sein«, sagte Eberly. »Bis dahin sind
Sie noch immer der Vorsteher dieser Gemeinschaft, Sir.«
»Ich stehe unter Hausarrest und werde mit einem Skandal
bedroht«, grummelte Wilmot. »Welche Möglichkeiten habe ich
da noch?«
»Wenn Sie diesen Wachen befehlen, wegzutreten, würden
sie Ihnen gehorchen.«
»Würden Sie?«
Eberly nickte. »Ja, vorausgesetzt, ich bestätige Ihren Befehl.«
»Ich verstehe.«
Holly schaute von Eberly zu Wilmot und wieder zurück.
Skandal, fragte sie sich. Hausarrest? Was geht zwischen diesen
beiden denn vor?
»Kananga hat Don Diego getötet, nicht wahr?«, sagte sie zu
Eberly.
»Ja.«
»Und nun will er auch mich töten.«
»Das stimmt.«
»Wie wollen Sie ihn daran hindern?«
»Indem ich ihn festnehmen lasse«, sagte Eberly, ohne zu
zögern. Aber sein Gesichtsausdruck verriet Besorgnis und
Zweifel.
»Angenommen, er ist nicht gewillt, sich festnehmen zu
lassen?«, sagte Wilmot. »Er ist schließlich der Leiter des
Sicherheitsdienstes.«
»An dieser Stelle kommen Sie ins Spiel, Sir. Sie haben noch
immer die legale Macht und die moralische Autorität, den
Sicherheitsdienst zu leiten.«
»Von wegen moralische Autorität«, murmelte Wilmot.
»Wir werden auch Morgenthau und Vyborg verhaften lassen
müssen. Sie waren Komplizen bei Kanangas Verbrechen.«
»Das ist leichter gesagt als getan. Falls Kananga sich
widersetzt, bin ich ziemlich sicher, dass die meisten
Sicherheitsleute seinem Befehl folgen würden und nicht
meinem.«
»Aber der Sicherheitsdienst besteht doch nur aus etwa drei
Dutzend Männern und Frauen«, sagte Holly.
»Dann käme ein Dutzend auf jeden von uns«, sagte Wilmot.
»Ja«, sagte Holly. »Aber es gibt noch weitere zehntausend
Männer und Frauen in diesem Habitat.«
Wahltag
Kananga schaute auf die Armbanduhr und dann hinauf zum
Apartmentgebäude. Er hatte schon seit fast einer Stunde mit
einem halben Dutzend seiner besten Leute auf der Straße
ausgeharrt.
»Ich glaube nicht, dass sie noch rauskommen wird, Sir«,
sagte die Einsatzleiterin.
»Wir könnten reingehen und sie holen.«
»Nein«, blaffte Kananga sie an. »Warten Sie noch.«
Er riss den Palmtop aus der Tasche des Gewands und rief
Eberly an.
»Was ist los?«, fragte er unwirsch, als Eberlys Gesicht auf
dem winzigen Monitor erschien.
»Miss Lane wird vorläufig hier in Professor Wilmots
Quartier bleiben«, sagte Eberly ungerührt.
»Was? Das kommt nicht in Frage.«
»Sie wird hier bleiben, bis die Wahl beendet ist. Wir wollen
doch nicht, dass jemand die Wahl stört.«
»Ich
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