Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
bin doch nicht mehr als eine Galionsfigur.
    Sie hat die eigentliche Macht, sie und Kananga und diese
    Natter Vyborg. Ohne ihn und seinen krankhaften Ehrgeiz
    wäre das alles nicht passiert. Ich habe die Macht für sie
    gewonnen, nicht für mich.
    Widerwillig folgte er Morgenthau zum Fahrradständer vorm
    Verwaltungsgebäude und stieg auf eins der Zweiräder mit
    Elektroantrieb. Von hinten sah Morgenthau aus wie ein
    Nilpferd auf einem Fahrrad. Er bemerkte, dass sie nicht einmal
    auf ebener Strecke in die Pedale trat; stattdessen überließ sie es
    dem lautlosen kleinen Elektromotor, sie zu befördern. Ich
    hoffe nur, dass der Akku leer ist, wenn wir die Steigung
    erreichen, sagte Eberly sich boshafterweise.
    Aber sie schaffte den ganzen Weg bis zum Habitat-Ende und
    zur Luke, die zur zentralen Luftschleuse führte.
    Eberly folgte ihr brav. Sie ließen die Fahrräder im Ständer an
    der Luke stehen und betraten den kalten, trübe beleuchteten
    Stahltunnel.
    Als die Luke sich hinter ihnen schloss, schaute Eberly über
    die Schulter zurück wie ein Häftling, der einen letzten Blick
    nach draußen wirft, bevor die Gefängnistore sich hinter ihm
    schließen. Er sah eine kleine Gruppe von Leuten, die die
    Steigung zur Luke erklommen. Drei von ihnen trugen die
    schwarzen Gewänder der Sicherheitskräfte. Die große,
    schlanke Gestalt in ihrer Mitte sah wie Holly aus. Den Mann in
    einer beigefarbenen Montur, der vor den anderen herhinkte,
    erkannte er aber nicht.
    Dann schloss die Luke sich, und Eberly spürte, wie die Kälte
    des kühlen Stahltunnels ihm ins Gebein drang.
    »Kommen Sie«, sagte Morgenthau. »Kananga wartet an der
    Schleuse auf uns. Vyborg ist auch da.«
    Eberly folgte ihr wie ein widerspenstiger kleiner Junge, der
    zur Schule geschleppt wird, und fragte sich, was er zu tun
    vermochte.
    Gaeta vertrieb mit einem Blinzeln den Schweiß aus den
    Augen. Er hatte die Notantenne eingeholt und sie noch
    zweimal ausgefahren. Jedes Mal hatte er etwa fünf Minuten
    einer klaren, deutlichen Kommunikation herausgeschunden,
    bevor die Eis-Kreaturen die Antenne wieder mit einer so
    dicken Eisschicht ummantelt hatten, dass die Verbindung
    abbrach.
    Die Helmvisier-Anzeigen wurden mit Gelb gesprenkelt, als
    er elektrische Energie von den Anzugsensoren und sogar von
    den Servomotoren abzog, die Arme und Beine bewegten, und
    zur Heizung umleitete. Die Arme vermochte er selbst mit Hilfe
    der sich abmühenden Servomotoren kaum noch zu bewegen.
    Gott weiß, wie dick die Eisschicht schon ist.
    Das Problem ist, dass die Anzugshaut eine zu gute
    Wärmeisolierung hat, sagte er sich. Der Anzug ist darauf
    ausgelegt, Wärme zu speichern und nicht etwa nach draußen
    abzugeben.
    Das brachte ihn auf eine Idee. Es war zwar gewagt, aber es
    war eine Idee. Wie lang vermag ich im Vakuum zu atmen,
    fragte er sich. Das war eine Art Russisches Roulette, das
    Astronauten, Stuntmen und andere Verrückte hin und wieder
    spielten: Vakuum-Atmen. Man öffnet den Anzug und hält den
    Atem an. Der Trick dabei ist, den Anzug rechtzeitig wieder zu
    schließen, bevor man erstickt oder einem die Augen durch den
    Unterdruck aus den Höhlen quellen. Viele Leute hatten schon
    einen Rekordversuch unternommen; die meisten von ihnen
    waren tot. Er erinnerte sich, dass Pancho Lane gut in diesem
    Spiel gewesen war; damals, als sie noch Astronautin gewesen
    war.
    Die eigentliche Frage lautet, sagte Gaeta sich: Wie viel Luft
    enthält der Anzug? Und wie schnell wird sie wohl entweichen,
    wenn ich eine Klappe öffne, zum Beispiel die im Ärmel?
    Er wünschte, er hätte das mit Fritz abzuklären vermocht,
    doch nun funktionierte nicht einmal mehr die Notantenne; als
    er sie zuletzt benutzt hatte, war sie so stark vereist, dass er sie
    nicht mehr einzuholen vermochte.
    Du bist auf dich allein gestellt, muchacho. Stell selbst
    Berechnungen an und handle auf eigene Faust. Es hilft dir
    niemand mehr.
    Kananga wirkte ruhig und zufrieden; der große Mann stand
    lächelnd vor der inneren Luke der Luftschleuse. Es war eine
    übergroße Luke ‒ breit und hoch genug, um sperrige Kisten
    mit Maschinen und andere Fracht aufzunehmen, aber auch
    Personen in Raumanzügen. Vyborg zappelte nervös herum. Er
    wollte die Sache offenbar möglichst schnell hinter sich
    bringen, sagte Eberly sich.
    Auf der anderen Seite der stählernen Kammer stand Holly.
    Sie versuchte trotzig zu schauen, vermochte ihre Angst
    dennoch nicht zu verbergen. Ein junger Mann, den er als
    Raoul Tavalera

Weitere Kostenlose Bücher