Saturn
identifizierte, lag mit schmerz- und
wutverzerrtem Gesicht vor ihr. Eberly erinnerte sich, dass er
der Astronaut war, den sie bei der Brennstoffaufnahme am
Jupiter gerettet hatten. Der äthiopische Scout und die drei
Sicherheitsleute standen etwas entfernt im Tunnel und
versperrten den Fluchtweg.
»Ich freue mich«, sagte Kananga, »dass unser neuer
Verwaltungschef sich für eine Weile von seinen vielen
Pflichten freimachen konnte, um dieser Verhandlung
beizuwohnen.«
»Verhandlung?«, fragte Eberly barsch.
»Jawohl. Ich möchte, dass Sie als Vorsitzender Richter
fungieren.«
Eberly schaute unbehaglich auf Holly und wandte den Blick
schnell wieder ab.
»Gegen wen wird überhaupt verhandelt? Wie lautet die
Anklage?«
»Holly Lane wird des Mordes an Diego Romero angeklagt«,
sagte Kananga mit ausgestrecktem Finger.
»Das ist doch Bullshit!«, rief Tavalera.
Kananga ging auf den verwundeten jungen Mann zu und
trat ihm in die Rippen. Die Luft wurde Tavalera mit einem
schmerzlichen Grunzen aus der Lunge gepresst. Holly ballte
die Fäuste; Kananga drehte sich zu ihr um und versetzte ihr
einen fiesen Schlag mit dem Handrücken, sodass die Lippe
aufplatzte. Sie taumelte ein paar Schritte zurück.
»Dieses Gericht duldet keine Ausbrüche«, sagte Kananga
streng zu Tavalera, der nach Luft schnappte und sich
krümmte. »Weil Sie der Angeklagten geholfen haben, werden
Sie mit ihr angeklagt.«
»Wenn ich hier schon Richter sein soll«, sagte Eberly, »dann
werde ich auch bestimmen, wer sprechen darf und wer nicht.«
»Natürlich«, sagte Kananga mit einer ironischen
Verbeugung.
»Ich nehme an, dass Sie der Ankläger sind«, sagte Eberly
zum Ruander.
Kananga nickte knapp.
»Und wer ist der Verteidiger?«
»Die Angeklagten werden sich selbst verteidigen«,
antwortete Morgenthau.
»Und die Geschworenen?«
»Morgenthau und ich werden als Geschworene fungieren«,
sagte Vyborg.
Ein Militärgericht, sagte Eberly sich düster. Sie machen mich
zu ihrem Komplizen. Ich würde mich nie darauf herausreden
können, nicht an Hollys Exekution beteiligt gewesen zu sein;
dafür haben sie schon gesorgt.
Ich kann höchstens darauf hinwirken, dass diese Farce von
einer Gerichtsverhandlung nach gewissen Regeln abläuft. Das
Urteil steht aber schon so fest wie die Angst in Hollys Augen.
Er seufzte tief und wünschte sich, er wäre woanders. Egal
wo, sagte er sich, nur nicht wieder in meiner alten
Gefängniszelle in Wien.
»Gut«, sagte er schließlich und wich Hollys Blick aus. »Die
Verhandlung ist eröffnet.«
Exekution
Mit Hilfe des internen Anzugscomputers führte Gaeta ein paar
überschlägige Berechnungen durch. Die Temperatur sank
weiter, obwohl er die Heizung voll aufgedreht hatte. Du musst
eine Lösung finden, solange es noch halbwegs warm im
Anzug ist. Sonst ist es zu spät.
Er traf eine Entscheidung. Gaeta zog beide Arme aus den
Anzugsärmeln. Die Beine aus den Anzugsbeinen zu ziehen
war schon schwieriger. Hätte diesen Yogakurs mitmachen
sollen, den sie letztes Jahr angeboten hatten, sagte er sich,
während er versuchte, ein Bein herauszuziehen und es unter
dem Gesäß zu falten. Mit dem anderen Bein war es noch
schwieriger; Gaeta japste vor Schmerz, als irgend etwas an der
Rückseite des Schenkels riss. Er fluchte in einer Mischung aus
Spanisch und Englisch, und schließlich gelang es ihm, auch
das andere Bein in den Torso des Anzugs zu ziehen. Er
schnaufte wegen der Anstrengung und verspürte einen
pulsierenden Schmerz im Bein. Dann saß er in der Karikatur
eines Lotussitzes im Torso des Anzugs.
»In Ordnung«, sagte er sich. Nun wollen wir mal sehen, wie
lang du Vakuum atmen kannst.
»Ich habe Don Diego nicht getötet«, sagte Holly und wischte
sich das Blut von der aufgeplatzten Lippe. Mit der anderen
Hand wie sie auf Kananga. »Er hat es getan. Er hat es mir
gegenüber sogar zugeben.«
»Haben Sie irgendwelche Zeugen dafür?«, fragte Eberly im
Versuch, Zeit zu schinden. Er wusste aber nicht wieso. Er
wusste schließlich, dass es hoffnungslos war. Kananga würde
Holly des Mordes ›überführen‹ und sie zusammen mit
Tavalera exekutieren. Luftschleusen-Justiz.
Holly schüttelte matt den Kopf.
»Sie lügt natürlich«, sagte Kananga. »Sie war nämlich die
Letzte, die mit Romero zusammen war. Sie behauptet, sie habe
die Leiche entdeckt. Ich sage, sie hat den alten Mann
ermordet.«
»Aber wieso hätte ich das tun sollen?«, platzte Holly
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