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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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heraus.
    »Er war doch mein Freund. Ich hätte ihm doch nie etwas
    angetan.«
    »Vielleicht ist er zudringlich geworden«, suggerierte Eberly.
    Das war ein Griff nach dem Strohhalm. »Vielleicht haben Sie
    ihn in Notwehr getötet. Oder vielleicht war es sogar ein
    Unfall.«
    »Unsinn«, murmelte Morgenthau, die neben Vyborg stand.
    »Sie sind eine Geschworene«, sagte Eberly. »Sie dürfen
    keinen Kommentar abgeben.«
    »Sie ist schuldig«, blaffte Vyborg. »Wir können uns die
    Beweisaufnahme sparen.«
    Wenn ich die Wärme aus dem Anzug entweichen lasse,
    verjage ich sie vielleicht, sagte Gaeta sich. Und wenn nicht, bin
    ich sowieso tot. Was habe ich also zu verlieren?
    Er nickte im vereisten Helm. Dann tu es auch. Worauf
    wartest du noch?
    Er programmierte das Steuergerät in der Anzugsbrust um,
    damit es die Zugangsluken in den Anzugsärmeln und ‒beinen
    öffnete. Die vier Tasten glühten vor seinen Augen. Die vier
    Finger der rechten Hand schwebten über ihnen.
    Tu es!, befahl er sich.
    Gaeta schloss fest die Augen und atmete heftig aus, um die
    Lunge möglichst vollständig zu entleeren; dann stach er mit
    den Fingern auf die Tasten.
    Und zählte: tausendeins, tausendzwei, tausenddrei…
    Vorm geistigen Auge sah er, was geschah. Die warme
    Anzugsluft strömte aus den offenen Zugangsluken. Eine
    plötzliche Hitzewelle würde gegen die Eis-Kreaturen
    anbranden. Vielleicht würde sie sie töten. Auf jeden Fall
    müsste sie ihnen Unbehagen verursachen.
    …tausendacht, tausendneun…
    Gaeta verspürte ein Knacken in den Ohren. Er vermochte die
    Luft nicht viel länger anzuhalten. Er wagte es auch nicht, die
    Augen wieder zu öffnen. Er erinnerte sich an Geschichten von
    Leuten, die durch die jähe Dekompression geplatzt waren. Das
    Blut und die Eingeweide werden im ganzen Anzug
    umherspritzen, sagte er sich.
    …tausendzwölf, tausend…
    Er hieb wieder auf die Tasten und hörte, wie die
    Zugangsluken zuschlugen. Er öffnete die Augen einen Spalt
    weit, aktivierte die Luftsteuerung und hörte, wie die Luft aus
    dem Reservetank in den Anzug zischte und ihn wieder
    auffüllte.
    Doch das Helmvisier war immer noch vollständig vereist.
    Vor lauter Verzweiflung hieb er wieder auf die Taste für die
    Schubdüsen.
    Es war, als ob ein Böller unter seinem Hintern gezündet
    worden wäre. Der Schub der Düsen setzte völlig unerwartet
    ein. Er jaulte in einer Mischung aus Überraschung, Freude und
    Schmerz auf, als der Anzug sich in Bewegung setzte. Er flog
    blind, aber wenigstens flog er.
    Morgenthau und Vyborg mussten sich nicht einmal
    anschauen, um sich auf ein Urteil zu verständigen.
    »Schuldig«, sagte Morgenthau.
    »Schuldig im Sinne der Anklage«, sagte Vyborg. »Und Ihr
    Komplize auch.«
    »Komplize«, platzte Tavalera heraus.
    Kananga versetzte ihm wieder einen Tritt.
    »Die Geschworenen haben Sie schuldig gesprochen«, sagte
    Eberly zu Holly. »Möchten Sie noch etwas sagen?«
    »Jede Menge«, spie Holly förmlich aus. »Aber nichts, was
    euch gefallen würde.«
    Morgenthau trat vor Holly. Sie zog einen Palmtop aus dem
    grellbunten Kaftan und sagte: »Es gäbe da noch etwas, das ich
    gern hören würde. Ich will ein Geständnis, dass Sie und Ihr
    Freund hier zusammen mit Dr. Cardenas an der Entwicklung
    von Killer-Nanobots gearbeitet haben.«
    »Das ist nicht wahr!«, sagte Holly.
    »Ich sage auch nicht, dass es wahr sein muss«, erwiderte
    Morgenthau mit einem verschlagenen Lächeln auf den Lippen.
    »Ich will es nur von Ihnen hören.«
    »Da können Sie lange warten.«
    »Das gilt auch für mich«, sagte Tavalera.
    Kananga schaute auf den verwundeten und malträtierten
    Ingenieur hinab und drehte sich dann wieder zu Holly um.
    »Ich glaube, ich kann sie überzeugen«, sagte er mit einem
    wölfischen Grinsen.
    Er trat Holly in den Leib, sodass sie sich krümmte. »Das ist
    für den Tritt ins Gesicht, den Sie mir versetzt haben«, sagte er
    und fasste sich ans Kinn. »Das war aber nur eine Anzahlung.«
    Fritz hatte seit Stunden angespannt an der Haupt-
    Steuerkonsole gesessen, ohne etwas zu sagen oder sich auch
    nur zu rühren. Die anderen Techniker schlichen auf
    Zehenspitzen um ihn herum. Weil die Verbindung zu Gaeta
    unterbrochen war, vermochten sie nichts anderes zu tun als zu
    warten. Die Missionszeituhr auf Fritz' Konsole zeigte, dass
    Gaeta noch immer für über dreißig Stunden Luft hatte, aber sie
    hatten keine Ahnung, in welchem Zustand er war.
    Nadia Wunderly kam in die Werkstatt und spürte

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