Saturn
Gaeta zu dem Partikel. »Nichts
für ungut. Ich hoffe, du kommst wohlbehalten wieder nach
Hause, kleiner Freund.«
Schmerz! Holly hatte noch nie zuvor einen so fürchterlichen
Schmerz verspürt. Hätte es nicht einmal im Traum für möglich
gehalten. Kananga schlug sie wieder in die Nieren, und ein
neuer Schmerz explodierte in ihr ‒ ein brennender,
unerträglicher Schmerz, der alle anderen Sinneseindrücke
auslöschte.
»Eine einfache Aussage«, sagte Morgenthau und beugte sich
über sie. »Nur einen einzigen Satz. Sagen Sie uns, dass Sie
Cardenas geholfen haben, Killer-Nanobots zu entwickeln.« Sie
hielt Holly den Palmtop unter die Nase. Holly vermochte
kaum zu atmen. »Nein«, grunzte sie durch geschwollene und
blutige Lippen.
Kananga drückte ihr das Knie in den Rücken und drehte ihr
brutal den Arm um. Holly schrie auf.
»Es kann nur noch schlimmer werden«, zischte Kananga ihr
ins Ohr. »Es wird immer schlimmer werden, bis du tust, was
wir wollen.«
Holly hörte, wie Eberly mit kläglicher, flehender Stimme
sagte: »Sie werden sie umbringen. Um Gottes willen, lassen Sie
sie in Ruhe.«
»Sie rufen Gott an?«, sagte Morgenthau zornig. »Welche
Blasphemie.«
»Sie bringen sie um!«
»Sie wird sowieso sterben«, sagte Kananga.
»Nehmen Sie sich doch den anderen vor«, flehte Eberly.
»Gönnen Sie ihr eine Pause.«
»Er ist schon wieder bewusstlos. Holly ist viel zäher, nicht
wahr, Holly?« Kananga packte sie am Haar und riss Hollys
Kopf so brutal zurück, dass sie glaubte, das Genick würde
brechen.
»Wenn wir neuronale Controller hätten«, sagte Vyborg,
»würde sie uns alles sagen, was wir hören wollen.«
»Wir haben aber nicht die entsprechende Ausrüstung«, sagte
Morgenthau. Sie seufzte schwer. »Brechen Sie ihr die Finger,
Einen nach dem andern.«
Timoschenko brachte das kleine Raumboot auf eine Flugbahn,
auf der es sich dem herumwirbelnden Gaeta schnell näherte.
»Ich komme von dir aus gesehen aus vier Uhr auf dich zu«,
rief er. »Wirst du es schaffen, in die Ladebucht zu klettern,
wenn ich bis auf ein paar Meter an dich herangekommen bin?«
»Ich weiß nicht«, antworte Gaeta skeptisch. »Habe keinen
Treibstoff für den Antrieb mehr. Nur noch die Kaltgas-
Mikrosteuertriebwerke; damit kann ich mich höchstens noch
um die Längsachse drehen.«
»Das ist nicht so gut.« Timoschenko schaute durchs
Cockpitfenster. Er sah die winzigen Konturen eines Menschen
vorm Hintergrund der großen, hell leuchtenden Saturnringe.
»Au«, rief Gaeta.
»Was ist denn los?« Das war Fritz' Stimme.
»Mir ist ein Muskel gerissen, als ich die Beine aus dem
Anzugsbein gezogen habe«, antwortete Gaeta. »Nun will ich
sie wieder hineinstecken, und es schmerzt höllisch.«
»Wenn das dein größtes Problem ist«, sagte Fritz, »dann hast
du wirklich keinen Grund zur Klage.«
Bei dieser coolen Bemerkung des Technikers musste
Timoschenko lachen. Wie ein Zahnarzt, der sagt, es würde gar
nicht wehtun, sagte er sich. Der Zahnarzt selbst spürt keinen
Schmerz.
»Ich werde es kaum schaffen, an Bord des Raumboots zu
kommen«, sagte Gaeta. »Ich fliege durch die Gegend wie ein
abgefuckter Meteor. Ich habe keinen Antrieb und keinen
Brennstoff zum Manövrieren mehr.«
»Keine Sorge«, sagte Timoschenko. »Ich werde dich
aufsammeln. Ich fange dich auf, wie ein Artist auf dem
Hochtrapez seinen Partner mitten in der Luft auffängt. Wie ein
Balletttänzer, der die Ballerina im Scheitelpunkt des Sprungs
auffängt. So in der Art.« Er wünschte sich, dass er so
zuversichtlich gewesen wäre, wie er sich anhörte.
Holly lag zusammengekrümmt auf dem Stahlboden der
Luftschleusenkammer. Sie war wieder bewusstlos.
»Sie simuliert nur«, sagte Morgenthau.
»Um Gottes willen, lasst sie in Ruhe«, bettelte Eberly »Werft
sie aus der Luftschleuse, wenn es unbedingt sein muss, aber
hört endlich mit dieser Folter auf. Das ist ja widerlich!«
»Wir haben auch genug Aufzeichnungen von ihrer Stimme,
um eine Aussage gegen Cardenas zu synthetisieren«, sagte
Vyborg.
»Ich will aber sichergehen«, sagte Morgenthau. »Ich will es
aus ihrem Mund hören.«
Kananga stupste Tavaleras reglosen Körper mit der
Stiefelspitze an. »Ich fürchte, dass bei ihm ein paar Rippen
gebrochen sind. Er hat wahrscheinlich starke innere
Blutungen. Vielleicht ist auch ein Lungenflügel perforiert.«
Morgenthau stemmte die Fäuste in die breiten Hüften: Sie
bot ein Bild finsterer Entschlossenheit
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