Saturn
sich bewusst, den die ganze Szene
total irreal anmutete. Diese Hundesöhne!
Die drei dünnen roten Laserstrahlen trafen auf die
Brustpanzerung des Anzugs und wurden dort aufgefächert.
Mit einem Knurren, das der Anzug wie Artilleriefeuer
verstärkte, wischte Gaeta Kananga beiseite und stapfte auf die
drei Wachen zu. Einer von ihnen hatte noch die Nerven, aufs
Helmvisier zu zielen, doch das stark getönte Visier absorbierte
den Laserimpuls zum größten Teil; Gaeta verspürte ein
brennendes Stechen in der rechten Wange wie die
Verbrennung durch einen Stromschlag.
Er prallte auf die Sicherheitsleute, erwischte einen der
Männer mit dem Handrücken des durch Servomotoren
verstärkten Arms und schleuderte ihn gegen die Wand. Dann
schlug er der Frau den Laser aus der Hand und zerquetschte
ihn mit der Zange der rechten Hand. Sie wandten sich zur
Flucht und rannten an Fritz und seinen Begleitern vorbei, die
mit offenem Mund dastanden. Die Wache, die Gaeta erwischt
hatte, lag verkrümmt auf dem Boden. Sie war bewusstlos oder
tot, doch das interessierte ihn nicht.
Er wandte sich Kananga zu, der ihn mit großen Augen
anstarrte.
»Du wolltest Holly töten«, sagte Gaeta mit grollender
Stimme. »Du wolltest sie totschlagen.«
»Warte!«, rief Kananga und wich zurück, wobei er beide
Hände hochhielt. »Ich wollte sie nicht…«
Gaeta packte ihn, hob ihn hoch und trug ihn durch die offene
Luke der Luftschleuse. Mit dem anderen Arm hieb er auf die
Luftschleusen-Steuerung. Die Luke glitt zu. Kananga wand
sich im erbarmungslosen Griff der Zange; er rang nach Luft
und zerrte vergeblich mit beiden Händen an den Cermet-
Klauen.
»Wir werden ein Spielchen spielen«, knurrte Gaeta ihn an.
»Wir wollen mal sehen, wie lang du Vakuum atmen kannst.«
Die Luftschleuse wurde evakuiert. Gaeta hielt die Zange der
linken Hand fest gegen die Steuerung gedrückt, sodass man
die Luke von außen nicht öffnen konnte. Er hielt Kananga so
hoch, dass er sein Gesicht sah, als die Augen des Ruanders
entsetzt aus den Höhlen quollen und in einem Schauer aus
Blut explodierten.
Epilog:
Neun Tage nach der Ankunft
Professor Wilmot saß mit strengem Gesichtsausdruck am
Schreibtisch und wünschte sich sehnlich, ein Whiskyglas in
der Hand zu halten. Ein ordentlicher Drink war genau das,
was er nun gebraucht hätte. Aber er musste die Rolle einer
Autoritätsperson spielen, und das erforderte absolute
Nüchternheit.
Vor dem Schreibtisch saßen Eberly, Morgenthau, Vyborg,
Gaeta und Dr. Cardenas.
»Sie haben mich dazu gezwungen«, winselte Eberly.
»Kananga hat den alten Mann ermordet, und sie haben mich
gezwungen, Stillschweigen darüber zu bewahren.«
Morgenthau warf ihm einen ebenso hochmütigen wie
angewiderten Blick zu. Vyborg machte einen lethargischen,
beinahe katatonischen Eindruck.
»Sie hat damit gedroht, mich wieder ins Gefängnis zu
stecken, wenn ich nicht täte, was sie wollte«, fuhr Eberly fort
und wies auf Morgenthau.
»Das Gefängnis wäre noch viel zu gut für dich«, sagte
Morgenthau gehässig.
Über eine Stunde lang hatte Wilmot versucht, sich ein Bild
von den Vorkommnissen in der Luftschleuse zu machen. Zum
Teil war der Hintergrund ihm schon bekannt. Gaeta hatte
unumwunden zugegeben, Kananga getötet zu haben;
Cardenas bezeichnete das als Hinrichtung. Wilmot war zum
Hospital gegangen und von Holly Lanes Anblick entsetzt
gewesen: Ihr Gesicht war fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt,
der Arm ausgekugelt und die Finger methodisch gebrochen.
Und Ta-valera war in einer noch schlimmeren Verfassung ‒
die gebrochenen Rippen hatten beide Lungenflügel perforiert.
Dr. Cardenas hatte die Initiative ergriffen: Nachdem sie
erfahren hatte, was ihnen zugestoßen war, war sie sofort ins
Hospital geeilt und pumpte beide mit therapeutischen Nano-
Maschinen voll ‒ mit Assemblern, wie sie sie nannte. Die
Maschinen, die sie aus ihrem eigenen Körper abzog, waren
darauf programmiert, beschädigtes Gewebe, gebrochene
Knochen und gerissene Blutgefäße zu reparieren.
Wilmot ging mit Cardenas konform. Die Tötung des
Ruanders war eine Hinrichtung.
»Oberst Kananga hat Diego Romero ermordet?«, fragte
Wilmot.
Eberly nickte. »Er hat Kananga damit beauftragt«, sagte er
und wies mit dem Daumen auf Vyborg. »Er wollte unbedingt
die Kommunikationsabteilung leiten.«
Vyborg sagte nichts; seine Augen flackerten nur kurz bei
Eberlys Anklage. Wilmot erinnerte sich, dass Eberly
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