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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Büro umher, während sie sprach; sie war
    frustriert, weil keine Rückmeldung von der Person kam, an
    die sie ihre Mitteilung richtete. Die Kommunikation im Raum
    außerhalb des Erde/Mond-Systems war fast immer eine
    einseitige Angelegenheit. Obwohl Nachrichten mit
    Lichtgeschwindigkeit durch den Weltraum flitzen, waren die
    Entfernungen zum Mars, zum Asteroidengürtel und darüber
    hinaus einfach zu groß, als dass ein Echtzeit-Gespräch von

Angesicht zu Angesicht möglich gewesen wäre.
    Also sprach Pancho unverdrossen weiter und hoffte, dass
    Kris Cardenas so schnell wie möglich antworten würde.
    »Ich weiß, dass das viel verlangt ist, Dr. Cardenas«, sagte sie.
    »Sie haben viele Jahre auf Ceres verbracht und sich dort eine
    neue Existenz aufgebaut. Jedoch ist dieser Flug zum Saturn
    auch für Sie eine Chance, sich etwas komplett Neues
    aufzubauen. Man wird froh sein, über ihre Expertise zu
    verfügen ‒ darauf können Sie sich verlassen. Es gibt sicher
    unzählige Möglichkeiten, wie Sie mit Ihren Kenntnissen der
    Nanotechnik den Leuten helfen werden.«
    Durch die Macht der Gewohnheit schaute Pancho zu der
    Abbildung hinauf, die mitten in ihrem Büro schwebte. Doch
    anstelle von Kris Cardenas' Gesicht zeigte sie nur ihre eigenen,
    gestochen scharfe Worte.
    »Ich werde Ihnen aus eigener Tasche sämtliche Kosten
    erstatten und noch einen großen Bonus drauflegen«, fuhr
    Pancho fort. »Ich werde den großzügigen Ausbau Ihres
    Habitats auf Ceres finanzieren. Sie ist meine kleine Schwester,
    Kris, und sie braucht jemanden, der auf sie aufpasst. Ich kann
    es selbst nicht tun; deshalb hoffe ich, dass Sie dazu bereit sind.
    Werden Sie das für mich tun? Nur für ein Jahr oder so, nur so
    lang, bis meine Schwester auf eigenen Füßen stehen kann,
    ohne Dummheiten zu machen. Werden Sie mir dabei helfen,
    Kris? Es soll Ihr Schaden nicht sein, und ich würde das
    außerordentlich zu schätzen wissen.«
    Pancho wurde sich bewusst, dass sie praktisch bettelte.
    Geradezu winselte. Was soll's?, fragte sie sich. Hier geht es
    schließlich um Susie.
    Doch dann atmete sie durch und sagte mit fester Stimme:
    »Bitte melden Sie sich in dieser Angelegenheit, sobald es Ihnen
    möglich ist, Kris. Es ist wirklich wichtig für mich.«
    In ihrem behaglichen Quartier im Habitat Chrysallis, das sich
    im Orbit um den Asteroiden Ceres befand, betrachtete Kris
    Cardenas aufmerksam Panchos besorgtes Gesicht, während
    die Vorstandsvorsitzende der Astro Corporation im luxuriös
    möblierten Büro auf und ab ging. Cardenas bemerkte die
    Anspannung in Panchos schlankem Körper, in jeder Geste und
    in jedem Wort, das sie sprach.
    Ich schulde ihr überhaupt nichts, sagte Cardenas sich. Wieso
    sollte ich hier meine Zelte abbrechen und auf dieser
    verrückten Expedition zum Saturn mitfliegen?
    Dennoch verspürte sie wider Willen Neugierde. Vielleicht
    wird es wieder einmal Zeit für eine Veränderung in meinem
    Leben. Vielleicht habe ich lang genug Buße getan.
    Trotz ihres kalendarischen Alters schien Dr. Kristin Cardenas
    von ihrem Äußeren her irgendwo in den Dreißigern zu sein.
    Sie war eine hübsche, strohblonde Frau mit den Schultern
    einer Schwimmerin, einem starken, athletischen Körper und
    klaren kornblumenblauen Augen. Das lag daran, dass es in
    ihrem Körper von Nanomaschinen nur so wimmelte ‒
    virengroße Geräte, die wie ein variables zielgerichtetes
    Immunsystem wirkten, das eindringende Viren zerstörte und
    Ablagerungen, die in den Blutgefäßen sich bildeten, Atom für
    Atom abbauten und das Gewebe regenerierten, das durch
    Traumata und Alterung beschädigt war.
    Cardenas hatte für ihre Forschung in der Nanotechnik den
    Nobelpreis erhalten, bevor es den fundamentalistischen
    Regimes der Erde gelungen war, alle Arten der Nanotech-
    Anwendung auf dem Planeten zu verbieten. Sie hatte ihre
    Arbeit jahrelang in Selene fortgeführt und der Mond-Nation
    geholfen, ihren kurzen, praktisch unblutigen Krieg gegen die
    frühere Weltregierung zu gewinnen. Weil sie sich aber selbst
    Nanomaschinen injiziert hatte, war ihr die Rückkehr zur Erde
    verwehrt ‒ selbst für einen kurzen Besuch. Sie hatte ihren
    Ehemann und die Kinder verloren, weil sie es nicht wagten,
    nach Selene zu reisen und damit das Risiko einzugehen, mit
    ihr von der Erde verbannt zu werden. Cardenas grämte sich
    bitterlich wegen der kurzsichtigen Einstellung der
    ›Flachländer‹, die sie ihre Kinder und Enkelkinder gekostet
    hatte. Aufgrund dieser Verbitterung

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