Saturn
stehen.
»Sicher, Malcom.« Sie musste sich mit einer bewussten
Anstrengung davon abhalten, nervös die Hände zu kneten.
»Es gibt dort unten zu viele Zuhörer«, fuhr fort, »und was ich
zu sagen habe, ist nur für Sie bestimmt.«
»Worum geht es denn?«, fragte sie zitternd.
Er schaute über die Schulter, als rechnete er damit, dass sich
jemand hinter ihm versteckt hatte.
Dann drehte er sich wieder zu Holly um und sagte: »Ihren
Berichten entnehme ich, dass Sie bereit sind, die Wettbewerbe
für die Namensgebung zu starten.«
Es ist dienstlich, stellte Holly desillusioniert fest. Er will nur
über dienstliche Belange reden.
»Sie sind doch so weit, nicht wahr?«, fragte er, ohne ihre
plötzliche Niedergeschlagenheit überhaupt zu bemerken.
»Ja«, entgegnete sie und sagte sich zugleich, alles rein
dienstlich. Ich bedeute ihm überhaupt nichts.
»Sie haben die Regeln für die Wettbewerbe vollständig
ausgearbeitet?«
Holly nickte. »Es war eigentlich ganz einfach. Und ich
glaube, dass die Komitees für die Auswertung der einzelnen
Wettbewerbe durchs Losverfahren bestimmt werden sollten.
Das dürfte wohl die beste Methode sein.«
»Ich bin einverstanden«, sagte Eberly. »Sie haben gute Arbeit
geleistet.«
»Danke, Malcolm«, sagte sie verdrießlich.
»Ich werde noch Wilmots Genehmigung einholen müssen,
und dann können wir die Wettbewerbe starten. Ich müsste in
der Lage sein, sie innerhalb von ein paar Tagen
anzukündigen.«
»Schön.«
Sein Gesicht wurde ernst. »Aber da gäbe es noch etwas,
Holly.«
»Was denn?«
Er holte geräuschvoll Luft. »Ich möchte nicht, dass Sie das als
eine Rüge auffassen…«
»Eine Rüge? Was habe ich denn getan?«, fragte sie ihn in
plötzlicher Besorgnis.
Er berührte sie mit einem ausgestreckten Finger an der
Schulter. »Keine Sorge. Das ist keine Rüge.«
»Aber… was dann?«
»Sie und ich arbeiten nun schon seit einigen Monaten
zusammen, und im Großen und Ganzen ist Ihre Arbeit
ausgezeichnet.«
Sie wusste, dass nun die schlechte Nachricht kam. Sie
versuchte, sich keine Verzagtheit oder Angst anmerken zu
lassen.
»Etwas wäre da aber doch noch.«
»Worum handelt es sich denn, Malcolm? Sagen Sie es mir,
und ich werde es abstellen.«
Er zog die Mundwinkel leicht hoch. »Holly, ich habe nichts
dagegen, dass Sie mich mit Vornamen anreden, wenn wir
allein sind«, sagte er leise, »doch in der Gegenwart anderer
Leute ist mir das zu vertraulich. Sie sollten mich Dr. Eberly
nennen.«
»Oh.« Holly wusste aus Eberlys Dossier, dass er nur einen
Ehrendoktor hatte. Er war ihm von einem kleinen Internet-
College verliehen worden, das Studiengänge in Sprachen und
Rhetorik anbot.
»Als ich Sie vor ein paar Tagen Oberst Kananga vorstellte«,
fuhr er fort, »war es völlig unangemessen, dass Sie mich mit
meinem Vornamen angeredet haben.«
»Es tut mir Leid«, sagte sie kleinlaut. »Ich wusste nicht…«
Er klopfte ihr mit väterlicher Geste auf die Schulter. »Ich
weiß. Ich verstehe schon. Ich würde auch gar nicht so darauf
herumreiten, wenn für Leute wie Kananga, Morgenthau und
andere Respekt nicht so wichtig wäre.«
»Ich wollte nicht respektlos erscheinen, Mal ‒ ich meine, Dr.
Eberly.«
»Sie dürfen mich auch weiterhin Malcolm nennen, wenn wir
allein sind. Doch in Anwesenheit einer dritten Person wäre es
besser, wenn Sie die Formalitäten beachten würden.«
»Sicher«, sagte Holly. »Kein Problem.«
»Gut. Und nun sollten wir besser wieder an die Arbeit
gehen.«
Er drehte sich um und ging zur Tür, die ins Gebäude
zurückführte. Holly trottete hinter ihm her.
»Noch einmal zu Dr. Cardenas«, sagte sie.
»Ja?«, erwiderte er, ohne sich umzudrehen oder auch nur
den Schritt zu verlangsamen.
»Sie hat sich bereit erklärt, gemäß unserer Richtlinien zu
arbeiten. Sie wird bei unserer Annäherung an Ceres zu uns
stoßen. Es ist alles arrangiert.«
»Gut«, sagte Eberly ohne jede Regung. »Nun müssen wir nur
noch die Bestimmungen abfassen, die für ihre Arbeit gelten
werden.«
»Wir werden dafür Professor Wilmots Genehmigung
brauchen, nicht wahr?«
Er grinste. »Ja, das werden wir. Es sei denn…«
Holly wartete darauf, dass er den Satz zu Ende brachte.
Stattdessen riss Eberly die Tür auf und ging die Metalltreppe
hinunter in sein Büro.
Zwei Tage später saß Eberly am leeren Schreibtisch und
musterte das Gesicht von Hai Jaansen, dem Chefingenieur des
Habitats.
Ruth Morgenthau saß neben
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