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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Jaansen. Sie wirkte besorgt. Sie
    trug eins ihrer bunten Gewänder und so viel Schmuck, dass
    fast das ganze Habitat Schlagseite bekam, sagte Eberly sich.
    Sie schert sich einen feuchten Kehricht um die
    Kleiderordnung, stellte er fest. Sie geht mit ihrer
    Unabhängigkeit hausieren und lässt mich wie einen Trottel
    dastehen. Aber er unterdrückte den Ausdruck des Ärgers,
    während er Jaansen beobachtete.
    Der Mann sieht überhaupt nicht wie ein Ingenieur aus, sagte
    Eberly sich. Jaansen war einer dieser blassen, blonden
    Norweger; selbst die Wimpern waren so hell, dass sie fast
    unsichtbar waren. Er machte mit seinen rosigen Wangen einen
    gesunden und gepflegten Eindruck, und anstelle des
    Ingenieur-Overalls, den Eberly erwartet hatte, trug Jaansen ein
    gestärktes altmodisches Hemd mit einem offenen Kragen und
    eine schokoladenbraune Hose mit scharfen Bügelfalten. Die
    einzige Konzession an seinen Berufsstand, die Eberly sah, war
    das

    rechteckige,

    schwarze,

    handtellergroße
    Datenverarbeitungsgerät, das er riskant kippelig auf dem Bein
    liegen hatte. Jaansen berührte es hin und wieder mit dem
    Finger der linken Hand, als wolle er sich vergewissern, dass es
    immer noch da war.
    »Nanotechnik ist ein zweischneidiges Schwert«, sagte er
    irgendwie großspurig ‒ jedenfalls kam es Eberly so vor. »Sie
    ist überaus vielseitig, birgt andererseits auch große Risiken.«
    »Das Problem des grauen Breis«, murmelte Morgenthau.
    Jaansen nickte. Er hatte ein kantiges stoisches Gesicht. Eberly
    mutmaßte, dass der Mann nur sehr wenig Phantasie hatte; er
    war ein wandelndes Fachbuch, doch jenseits seiner
    technischen Expertise hat er keinerlei Interessen, keinerlei
    Kenntnisse und keinerlei Ambitionen. Gut!, sagte Eberly sich.
    »Der graue Brei ist eine Sache«, erwiderte Jaansen.
    »Nanoroboter sind auch schon darauf programmiert worden,
    Proteine zu zerstören. Sie Molekül für Molekül auseinander zu
    nehmen.«
    »Davon habe ich schon gehört«, sagte Eberly.
    »Wir bestehen aus Eiweißen. Und Nanoroboter können als
    Killer programmiert werden. Dies ist eine reale Gefahr in einer
    geschlossenen Ökologie, wie es dieses Habitat darstellt. Sie
    könnten es in weniger als einem Tag vollständig vernichten.«
    »Nein! In weniger als einem Tag?«, stieß Morgenthau
    ungläubig hervor.
    Jaansen hob die schmalen Schultern. »In sie umgebendem
    Material vermögen sie sich binnen Sekunden zu reproduzieren
    und vermehren sich schneller als Krankheitserreger. Deshalb
    sind sie normalerweise auch darauf programmiert, durch
    Nah-UV defunktioniert zu werden.«
    »Defunktioniert?«, fragte Eberly.
    »Nah-UV?«, hakte Morgenthau nach.
    »Defunktioniert, deaktiviert, zerstört, gekillt, gestoppt. Nah-
    ultraviolettes Licht ist weicher ‒ äh, nicht so energiereich ‒ wie
    ultraviolettes Licht mit kürzerer Wellenlänge. Deshalb vermag
    man mit Nah-UV Nanobots zu stoppen, ohne Menschen zu
    schaden. Sie bekommen höchstens eine leichte
    Sonnenbräune«, sagte er mit einem Grinsen.
    Eberly legte die Finger aufeinander. »Dann ist es also
    möglich, Nanomaschinen zu kontrollieren.«
    »Wenn man seeehr vorsichtig ist«, erwiderte Jaansen.
    »Aber die Risiken sind trotzdem beängstigend«, sagte
    Morgenthau.
    Jaansen zuckte erneut die Achseln. »Vielleicht. Aber
    betrachten sie die EVA, die wir vor ein paar Tagen an den
    Sonnenspiegeln durchführen mussten. Nanomaschinen hätten
    wir einfach in die Spiegelmotoren einzuschleusen vermocht,
    und sie hätten sie repariert, ohne dass jemand nach draußen
    hätte gehen müssen.«
    »Dann könnten sie wirklich sehr hilfreich sein«, sagte Eberly.
    »Ja, sicher. Sie wären für alle Wartungsaufgaben äußerst
    hilfreich«, erwiderte Jaansen. »Sie würden mir die Arbeit sehr
    erleichtern. Wenn sie streng kontrolliert werden«, fügte er
    hinzu, bevor einer der beiden anderen Bedenken zu äußern zu
    vermochte. »Das ist das eigentliche Problem: Sie unter
    Kontrolle zu halten.«
    »Wäre es auch möglich, sie so gut zu kontrollieren, dass sie
    nur das tun, worauf sie programmiert sind ‒ ohne dass sie
    Amok laufen?«, fragte Morgenthau.
    »Ja, klar. Aber man muss seeehr vorsichtig sein bei der
    Programmierung. Es ist wie eins dieser alten Märchen, wo
    man drei Wünsche frei hat und die Wünsche unangenehme
    Nebenwirkungen haben.«
    »Wir werden Dr. Kristin Cardenas mit der Leitung der
    Nanotech-Gruppe beauftragen«, sagte Eberly.
    Jaansens hellblonde Brauen hoben sich respektvoll um

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