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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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der
    Restriktionen auf der Erde überdrüssig waren.«
    Vyborg war da anderer Ansicht. Er führte die Debatte fort.
    Der am Ende des Kaffeetischs sitzende Eberly sagte sich,
    dass Vyborg, der auf dem besten Lehnstuhl des Raums saß
    und die storchenartigen Beine unter sich angezogen hatte, wie
    eine zusammengerollte Schlange aussah: dünn, klein,
    dunkelhäutig und mit bedrohlich glitzernden Augen. Jaansen
    war das genaue Gegenteil: ruhig, hellhäutig und so stoisch wie
    ein Gletscher. Und er hatte noch immer diesen verdammten
    Palmtop in der Hand und spielte damit herum wie mit einem
    Voodoo-Requisit.
    »In einer geschlossenen Ökologie wie dieser dürfen wir
    keine Wirrköpfe und Unruhestifter dulden«, schaltete
    Kananga sich ein. »Wir sollten sie ohne Raumanzug aus der
    Luftschleuse stoßen!«
    Morgenthau lachte. »Mein lieber Oberst, wie können wir uns
    auf Luftschleusen-Justiz verlegen, wenn das Gesetz jedem
    Bürger einen ordentlichen Prozess für jedes Vergehen
    garantiert, das er vielleicht begeht?«
    »Meine Rede!«, rief Vyborg und schaute Jaansen ins Gesicht.
    »Wir haben hier keinen Platz für eine Kuscheljustiz.«
    Morgenthau schürzte die Lippen und sagte: »Es gäbe
    vielleicht noch eine andere Möglichkeit.«
    »Und welche?«
    »Ich habe gehört, dass Wissenschaftler auf der Erde damit
    experimentieren, Menschen elektronische Sonden in den
    Schädel einzupflanzen. Sie verbinden die Sonden mit dem
    Gehirn…«
    »Bioelektronik«, sagte Jaansen.
    »Ja«, pflichtete Morgenthau ihm bei. »Indem diese Sonden
    mit verschiedenen Gehirn-Zentren verbunden werden,
    vermag man das Verhalten einer Person zu kontrollieren und
    zum Beispiel kriminellen Verhaltensweisen vorzubeugen.«
    »Na und?«, fragte Vyborg missmutig.
    »Vielleicht können wir solche Sonden verwenden, um auch
    hier das Verhalten zu kontrollieren«, sagte Morgenthau.
    »Den Leuten Sonden ins Gehirn einpflanzen, um ihr
    Verhalten zu kontrollieren?« Jaansen schauderte.
    »Das könnte funktionieren«, sagte Morgenthau.
    »Sie würden der Operation aber zustimmen müssen«, gab
    Vyborg zu bedenken.
    »Nicht, wenn sie einer Straftat überführt wären«, wandte
    Kananga ein.
    »Auf jeden Fall wäre es eine Möglichkeit, die Leute zu
    kontrollieren«, sagte Morgenthau.
    »Die Bevölkerung würde dem nie zustimmen«, erwiderte
    Jaansen und schüttelte den Kopf. »Die Leute sind schließlich
    nicht blöd. Sie würden der Regierung nie eine solche Macht
    über sich einräumen.«
    »Wir müssten es ihnen doch nicht sagen«, wandte Kananga
    ein. »Sondern es einfach tun.«
    Es entspann sich eine Diskussion, die zunehmend hitzig
    wurde. Eberly schaute nur zu, hörte zu und süffelte Tee,
    während sie sich beinahe in die Haare gerieten.
    »Dürfte ich wohl einen Vorschlag machen?«, fragte er dann.
    Er sprach nur leise, aber aller Blicke richteten sich sofort auf
    ihn.
    »Selbst in so genannten Demokratien auf der Erde haben die
    desolaten Zustände, die durch den Klimakollaps verursacht
    wurden, zu autoritären Regierungen geführt. Selbst in den
    Vereinigten Staaten herrscht die Neue Moralität mit eiserner
    Faust über die meisten Großstädte.«
    »Genau aus diesem Grund haben die meisten dieser Leute
    sich auch diesem Habitat angeschlossen«, legte Jaansen dar.
    »Weil sie in Freiheit leben wollen.«
    »Mit der Illusion von Freiheit«, murmelte Kananga.
    »Säkularisten«, grummelte Morgenthau. »Renitente und
    Ungläubige. Agnostiker und ausgesprochene Atheisten.«
    »Im Grunde stimme ich mit Ihnen überein«, sagte Jaansen
    und ließ den Palmtop zwischen den Händen hin- und
    herwandern. »Ich bin auch ein Gläubiger. Ich erkenne
    durchaus die Notwendigkeit einer straffen Kontrolle der
    Menschen. Aber diese Säkularisten sind keine Dummköpfe.
    Viele von ihnen sind Wissenschaftler. Und noch mehr sind
    Ingenieure und Techniker. Ich will damit sagen, wenn wir eine
    Verfassung vorlegen, die die beanspruchten Freiheitsrechte
    nicht garantiert, werden sie sie ablehnen.«
    »Aber nicht, wenn wir die Stimmen auszählen«, sagte
    Morgenthau mit einem koketten Zwinkern.
    »Lassen Sie die Scherze«, entgegnete Jaansen.
    »Das ist alles schon vorgekommen«, sagte sie kichernd.
    Eberly stieß einen langen Seufzer aus. Wieder richteten sich
    alle Blicke auf ihn.
    »Niemand von Ihnen hat ein Verständnis für historische
    Zusammenhänge«, sagte er. »Sonst wüssten Sie nämlich, dass
    dieses Problem früher schon aufgetreten ist und auch
    pragmatisch gelöst

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