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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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einer metallenen Gebärmutter. Er spürte einen
    Druck auf der Blase, doch den spürte er immer, wenn er
    nervös war. Das würde sich wieder legen. Und das wäre auch
    besser so, sagte er sich; wir haben nämlich darauf verzichtet,
    einen Katheter zu legen.
    »Auspumpen«, sagte Fritz.
    »Auspumpen«, wiederholte er.
    Er hörte die Pumpen nicht, die die Luft aus der Kammer
    absaugten, und spürte nicht einmal die Vibrationen durch die
    dicken Sohlen der Anzugstiefel. Wie oft habe ich schon in
    diesem Anzug gesteckt, sagte Gaeta sich. Das erste Mal bei der
    Wanderung durchs Mare Imbrium. Dann beim Sturz in die
    Wolkendecke der Venus. Und beim Eintauchen in die
    Jupiteratmosphäre. Vielleicht ein Dutzend Testläufe für jeden
    Stunt. Insgesamt fast fünfzigmal. Ich fühle mich hier drin fast
    schon wie zu Hause.
    »Öffne Außenluke in dreißig Sekunden«, sagte Fritz.
    »Öffnung in dreißig.«
    »Mach aber keine Dummheiten.«
    Gaeta schüttelte den Kopf im Helm. Mach dir nicht ins
    Hemd, Fritz, sagte er sich. »Ich werde wie eine Statue hier
    stehen bleiben«, versprach er. »Keine Tricks.«
    »Zehn… neun…«
    Trotzdem würde es mir gefallen, sagte Gaeta sich, mal kurz
    nach draußen zu gehen und ein bisschen rumzudüsen.
    Vielleicht einen Kreis ums Habitat fliegen. Wir müssen den
    Anzugs-Antrieb früher oder später ohnehin testen.
    »Drei… zwei…«
    Fritz würde durchdrehen, sagte Gaeta sich mit einem
    stummen Lachen.
    »Null.«
    Die Außenluke glitt langsam auf. Zuerst sah er nichts als
    schwarze Leere, doch dann passte die Polarisierung des
    Visiers sich an, und die Sterne erschienen. Tausende von
    Sternen. Millionen. Helle kleine Lichtpunkte perforierten die
    Leere dort draußen wie funkelnde Diamanten, die auf einem
    Tuch aus schwarzer Seide ausgestreut waren. Und an einer
    Seite floss der leuchtende Strom der Milchstraße, ein
    verschlungener Pfad, der sich glühend durch den Himmel zog
    ‒ geheimnisvoll und verlockend.
    Gaeta war kein religiöser Mensch, doch jedes Mal, wenn er
    die Majestät der wirklichen Welt sah, bekam er feuchte Augen
    und murmelte die immer gleiche Lobeshymne: »Die Erde ist
    des Herrn, und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf
    wohnen.«
    Rendezvous mit Hindernissen
    Wie ein Hummer, der über den Meeresboden kroch, hangelte
    Tavalera sich am steifen Kabel aus Buckminsterfulleren
    entlang, das die Graham mit der Brennstoffkugel verband. Als
    er den Tank erreicht hatte, kletterte er vorsichtig die Sprossen
    hinauf, die in die Metallkugel eingelassen waren. Als er das
    Verbindungsstück erreichte, schlang er eine Leine um die
    nächste Sprosse, die aus der gewölbten Oberfläche des Tanks
    ragte. Er hatte Bedenken, ohne durch eine Leine gesichert zu
    sein im leeren Raum zu arbeiten, aber die Anzugsleinen waren
    zu kurz, um die Entfernung zwischen der Luftschleuse der
    Graham und dem Verbindungsstück am Brennstofftank zu
    überbrücken. Als er sicher vertaut war, beugte er sich so weit
    nach vorn, wie das im Raumanzug möglich war, und
    versuchte die Verbindung, die sich der Entriegelung
    widersetzte, mit der Helmlampe anzustrahlen.
    Jedes Mal, wenn er eine EVA absolvieren musste, rechnete er
    damit, zu erfrieren und im eisigen Vakuum des Raums zu
    erstarren. Und jedes Mal war er dann wieder überrascht, dass
    es im Anzug so warm wurde. Fünf Minuten hier draußen, und
    ich schmore wie im Kochtopf eines Kannibalen, sagte er sich
    missmutig. Er blinzelte den Schweiß aus den Augen und
    verfluchte sich, weil er vergessen hatte, ein Stirnband
    anzulegen.
    »Und?« Die Stimme des Skippers drang noch gehässiger als
    sonst aus dem Helmlautsprecher.
    »Ich suche die Stelle, wo es hängt«, sagte Tavalera. »Gib mir
    noch ein paar Minuten.«
    »Richte die Kamera drauf, dass ich auch was sehe.«
    Ich würde dir die Kamera am liebsten in deinen knochigen
    Hintern schieben, grummelte Tavalera stumm. Er tat jedoch
    wie geheißen, löste die Minicam vom Ausrüstungsgürtel und
    ließ sie im Schlitz in der linken Anzugschulter einrasten. Das
    Licht der Kamera und der Helmlampe verschmolzen
    miteinander.
    Tavalera schüttelte den Kopf und sagte: »Ich weiß nicht, wo
    es hängt. Aus meiner Sicht ist alles in Ordnung.«
    Der Skipper murmelte etwas, das zu leise war, als dass er es
    verstanden hätte. »Überprüfe den Empfänger«, sagte sie dann.
    Tavalera überprüfte stattdessen die Sicherheitsleine. Er war
    nämlich nicht darauf erpicht, vom Brennstofftank abzudriften
    und im

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