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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Sie war etwas
    größer als er, viel dünner und beherrschte die Kunst, in C&A-
    Klamotten wie ein Dior-Model zu wirken. Sie verbrachten
    jeden wachen Augenblick zusammen und schliefen natürlich
    auch im selben Bett. Wo Charles jedoch von Gaetas Leistung
    bei der Rettung des Astronauten schwärmte, war Elinor
    skeptischer.
    »Vielleicht haben sie die ganze Sache auch inszeniert«, sagte
    sie in ihrer piepsigen und dennoch sexy Stimme zu ihrem
    Mann.
    Charles spielte das Video erneut ab. »Inszeniert? Wie hätten
    sie das denn inszenieren sollen? Es war ein Unfall. Der Junge
    hätte dabei umkommen können.«
    »Sie hätten es schon vor Wochen zu inszenieren vermocht.
    Als PR-Maßnahme.«
    »Es hat aber niemand zugeschaut außer uns und der EVA-
    Crew.«
    »Aber sie haben alles auf einem Speicherchip, nicht wahr?
    Sie werden es zu den Sendern auf der Erde übertragen.«
    Charles schüttelte den Kopf. »Dazu brauchten sie eine
    Genehmigung. Sie werden Vyborg fragen müssen; er ist für
    die Pressemitteilungen zuständig.«
    »Er wird es genehmigen«, sagte Elinor. »Sie müssen ihn nur
    fragen. Er liebt die Öffentlichkeit.«
    »Professor Wilmot aber nicht.«
    »Dann fragen sie Wilmot erst gar nicht. Sie wenden sich an
    Vyborg, und er wird es genehmigen und Wilmot einfach
    übergehen.«
    »Meinst du?«
    »Ich wette einen Fünfer mit dir«, erwiderte Elinor.
    Charles sagte nichts. Elinor hatte wahrscheinlich Recht. Das
    hatte sie meistens. So auch in diesem Fall: Es erfolgte ein
    Anruf von jemandem namens von Helmholtz, der sich als
    Gaetas Cheftechniker identifizierte und um die Erlaubnis bat,
    das Video von der Rettung an die Erde und nach Selene zu
    übertragen. Charles leitete die Anfrage auf Vyborgs
    Privatleitung um. In weniger als zehn Minuten rief Vyborg
    zurück und erteilte die Erlaubnis.
    »Du schuldest mir einen Fünfer«, sagte Elinor und grinste
    kess.
    »Ich wette nicht«, sagte er.
    »Das macht keinen Unterschied«, sagte sie. »Das ist ein
    moralischer Sieg für mich.«
    Er versuchte, das Thema zu wechseln. »Hast du dich schon
    entschieden, wie wir unser Dorf nennen sollen?«
    »Jedenfalls nicht Dorf C«, sagte sie.
    »Ich finde, wir sollten es nach einer bedeutenden
    literarischen Figur benennen. Vielleicht Cervantes. Oder
    Shakespeare.«
    »Wusstest du schon, dass beide im selben Jahr gestorben
    sind?«
    »Nein.«
    »Doch. 1616. Du kannst es nachschauen.«
    »Ich glaube es trotzdem nicht.«
    »Willst du fünf Piepen wetten?«
    »Darauf wette ich«, sagt Charles und streckte die Hand aus.
    Sie gaben sich die Hand drauf, und Elinor sagte sich: Wir
    sind nun schon über zehn Jahre verheiratet, und er hat immer
    noch nicht geschnallt, dass ich nur sichere Wetten eingehe. Sie
    lächelte ihren Mann voller Sympathie an. Das liebe ich so an
    ihm ‒ unter anderem.
    Holly und Gaeta gingen langsam den sanft ansteigenden Pfad
    entlang, der zu ihrem Apartmentgebäude führte. Es war schon
    weit nach Mitternacht; das Habitat befand sich im Nacht-
    Modus. Die Sonnenfenster waren geschlossen, und es war
    dunkel bis auf die Laternen, die auf schlanken Pfählen den
    Pfad säumten, und den erleuchteten Fenstern in ein paar
    Wohnquartieren.
    »Schau mal zu den Sternen hoch«, sagte Gaeta und blieb
    mitten auf dem Pfad stehen.
    »Das sind keine Sterne«, sagte Holly, »sondern Lichter vom
    Hochland.«
    »Diese dort drüben sehen wie Blütenblätter aus«, sagte er
    und wies nach oben. »Ich glaube, ich werde sie das ›Sternbild
    der Blumen‹ nennen.«
    Sie kicherte. »Das sind doch nur Lichter, Manny. Schau,
    diese schlangenförmigen Linien dort oben…« ‒sie zeigte auf
    die entsprechende Stelle ‒ »sind die Radwege zwischen der
    Lebensmittel-Fabrik und Dorf C, und das Dorf selbst…«
    »Sieht aus wie ein riesiger Tintenfisch, nicht wahr? Schau,
    das ist der Körper, und dort sind die langen Tentakel.«
    Sie stellte sich in der Dunkelheit so dicht neben ihn, dass sie
    seine Körperwärme spürte.
    »Und was ist das wohl für ein Sternbild?«, fragte sie und
    deutete auf die parallelen Lichterketten, die einen Obstgarten
    markierten.
    »Schau'n wir mal«, murmelte er. »Wie wär's mit dem
    Sternbild Tic-Tac-Toe?«
    Sie mussten beide lachen, und plötzlich lag sie in seinen
    Armen, und er küsste sie. Meine Güte, sagte Holly sich,
    worauf lasse ich mich da nur ein?
    »Er hat den Mann hierher gebracht?«, fragte Eberly.
    Eberly stand am Spülbecken und hatte eine Schüssel voll
    Frühstücksflocken in der Hand.

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