Saturn
Kananga war unangemeldet
hereingeplatzt; er hatte nur einmal laut an die Tür des
Apartments geklopft und war dann eingetreten, ohne ein
›Herein‹ abzuwarten. Eberly war sicher, dass er die Türen
abgeschlossen hatte, bevor er sich gestern zur Nachtruhe
begeben hatte. Wie hatte Kananga sie geöffnet? Eberly
erinnerte sich, dass der Mann auf der Erde Polizeibeamter
gewesen war. Er muss eine gewisse Routine darin entwickelt
haben, verschlossene Türen zu überwinden und in die
Wohnungen anderer Leute einzudringen.
Kananga nickte nur. »Er liegt im Krankenhaus. Die
Beinverletzungen waren anscheinend nicht besonders
schlimm. Der Laser hatte das Fleisch beim Beschuss
verschmort, sodass es kaum blutete. Das eigentliche Problem
war der Schock.«
»Wie lang muss er im Hospital bleiben?«, fragte Eberly und
ließ abwesend Haferflocken in eine Plastikschüssel rieseln.
»Wir sollten ihn so bald wie möglich zur Jupiterstation
zurückschicken.«
»Dafür ist es schon zu spät«, sagte Kananga. Er stand auf der
anderen Seite der Küchenzunge, die als Barriere zwischen der
Küche und dem Wohnzimmer diente. »Wir haben uns schon
zu weit vom Jupiter entfernt, als dass sie noch ein Raumschiff
schicken könnten, um ihn abzuholen. Sie brauchten ein
Spezialschiff mit Ionentriebwerk, aber die Belegschaft der
Station ist nicht bereit, nur wegen ihm eins anzufordern.«
»Das bedeutet, wir haben diesen Mann nun am Hals?«
Kananga nickte. »Das medizinische Personal hält ihn unter
Quarantäne, bis sie mit Sicherheit wissen, dass er keine
Schadstoffe im Blut hat.«
»Aber er kann nicht hier bleiben! Das Habitat ist doch kein
Obdachlosenasyl!«
»Wünschen Sie, dass ich ihn aus einer Luftschleuse werfe?«
Eberly starrte den Oberst an. Die Frage sollte offenbar ein
Scherz sein, aber in seinem dunklen ernsten Gesicht war nicht
die Spur eines Lächelns.
»Lassen Sie diese Scherze«, sagte Eberly.
»Dann wird er also hier bleiben. Allerdings weiß er es noch
nicht. Jemand wird ihm die Nachricht überbringen müssen.
Sie wird ihm wahrscheinlich nicht gefallen.«
Eberly stellte die Schüssel mit dem Frühstück auf die
Arbeitsplatte und ging ins Wohnzimmer.
»Ich werde sie von Holly überbringen lassen. Oder von
Morgenthau; sie ist schließlich die amtierende Leiterin der
Abteilung Human Resources. Wir werden ihn irgendwie in die
Population des Habitats integrieren müssen.«
»Das wird ihm nicht gefallen«, wiederholte Kananga. »Er
hätte in ein paar Wochen zur Erde zurückkehren sollen.«
»Er wird bleiben müssen, es sei denn, er kann es sich leisten,
sich von einem Ionentriebwerks-Schiff abholen zu lassen.«
»Er wird erwarten, dass wir das erledigen.«
»Das ist in unserem Budget nicht vorgesehen«, sagte Eberly
mit einem Kopfschütteln. »Wilmot würde das Geld nicht
bewilligen. Er wäre dazu auch gar nicht imstande. Für so
etwas ist einfach kein Geld da.«
»Vielleicht könnte ein Nachrichtensender als Sponsor
auftreten«, regte Kananga an. »Die Rettung war immerhin die
Sensation in den Morgennachrichten.«
»Vielleicht. Ich werde Vyborg bitten, diese Möglichkeit in
Betracht zu ziehen.« Eberly hielt inne und rieb sich
nachdenklich das Kinn. »Andrerseits könnten wir die ganze
Sache vielleicht zu unserem Vorteil nutzen.«
»Und wie?«
»Ich weiß es noch nicht. Aber es muss doch einen Weg
geben, davon zu profitieren. Wir haben schließlich einen
echten Helden in unserer Mitte, diesen Stuntman Gaeta.«
»Er ist ein Außenseiter. Er wird zur Erde zurückkehren,
nachdem er seinen Auftrag ausgeführt hat.«
»Zur Erde zurückkehren? jemand schickt ein Schiff für ihn?«
Kananga wirkte erstaunt ob dieser Vorstellung. »Daran hatte
ich noch gar nicht gedacht. Vielleicht kann er den Flüchtling
mit zurücknehmen.«
»Vielleicht. Doch in der Zwischenzeit sollten wir nach einer
Möglichkeit suchen, ihn zu benutzen. Am besten alle beide.«
»Und wie?«, fragte Kananga erneut.
»Helden sind immer wertvoll«, erwiderte Eberly, »wenn
man sie zu manipulieren vermag. Ich muss nach einem Weg
suchen, Gaeta für unsere Zwecke einzuspannen.«
Kananga zuckte die Achseln. »Einen Trost haben wir
immerhin.«
Eberly schaute ihn durchdringend an. »Wie meinen Sie das?«
»Es wird nicht wieder vorkommen. Wir werden keine
Flüchtlinge mehr an Bord nehmen. Die Jupiterstation war der
letzte Außenposten der Menschen. So weit draußen gibt es
niemanden mehr außer
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