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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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dieses
    Stuntmans ist der Vorbeiflug vergleichsweise zu einer
    Bagatelle geworden. Jeder Sender bringt das Video.«
    »Ja?«, fragte Morgenthau. »Wieso sind Sie dann hier? Wenn
    es um den Flüchtling geht«, sagte sie hochnäsig, »darüber
    habe ich schon mit Eberly gesprochen. Er will, dass Holly…«
    »Es geht nicht um den Flüchtling«, sagte Vyborg kühl.
    Sie musterte ihn eingehend. Sein schmales Totenkopf-
    Gesicht wirkte durch den unterdrückten Zorn noch grimmiger
    als sonst.
    »Worum geht es dann?«
    »Eberly hat mir versprochen, mich zum Leiter der
    Kommunikations-Abteilung zu machen. Aber er unternimmt
    nichts in dieser Richtung.«
    »Solche Dinge brauchen Zeit, Sammi«, beschwichtigte
    Morgenthau ihn. »Das wissen Sie doch. Sie müssen Geduld
    haben.«
    »Er hat bisher noch keinen Finger gerührt«, insistierte
    Vyborg.
    »Geduld, Sammi. Geduld.«
    Seltsamerweise lächelte Vyborg. Morgenthau mutete es wie
    das Lächeln einer Klapperschlange an, die auf ihr Opfer
    zuglitt.
    »Ich habe einmal einen Zeichentrickfilm gesehen«, sagte er,
    »wo zwei Geier im Geäst eines Baums saßen. ›Nur Geduld, du
    Arsch, ich werde jemanden killen ‹ , sagte der eine zum andern.«
    Morgenthau spürte, wie sie bei Vyborgs rüder Diktion rote
    Wangen bekam. »Und wen würden Sie gern killen?«
    »Natürlich die beiden Leute, die zwischen mir und der
    Leitung der Kommunikationsabteilung stehen.«
    »Ich würde davon abraten…«
    »Keiner von beiden ist ein Gläubiger. Der Abteilungsleiter ist
    ein Jude ‒ nicht dass er die Gebote seiner Religion befolgen
    würde. Der andere ist ein alter Knacker von einem Mexikaner,
    der mehr Zeit mit Gärtnern als im Büro verbringt. Ihn
    loszuwerden dürfte kein Problem sein.«
    »Sie dürfen aber nichts unternehmen, ohne zuvor Eberlys
    Genehmigung einzuholen.«
    »Spielen Sie keine Spielchen mit mir. Wir beide wissen doch,
    dass Eberly nichts anderes als eine Schießbudenfigur ist. Sie
    sind hier die eigentliche Autorität.«
    »Unterschätzen Sie Eberly nicht. Er vermag gut mit
    Menschen umzugehen. Er ist ein charismatischer Charakter.
    Ich will nicht, dass Sie überstürzt handeln.«
    »Ja, ja. Aber ich glaube an den alten Spruch ›hilf dir selbst,
    dann hilft dir Gott‹. Ich habe das Warten satt. Es wird Zeit, zur
    Tat zu schreiten.«
    Morgenthau schürzte missbilligend die Lippen. Aber sie
    sagte nichts.
    Holly duschte, frisierte sich und kleidete sich an. Und bevor
    sie das Apartment verließ, rief sie noch Morgenthau an.
    »Dr. Eberly möchte, dass ich den Neuankömmling befrage«,
    sagte sie zur Projektion Morgenthaus. »Ich habe mich in der
    Medizinischen Abteilung erkundigt; die Quarantäne wird
    heute Morgen aufgehoben. Ich werde also gleich dorthin
    gehen und nicht erst ins Büro.«
    Holly formulierte den Satz wie eine Absichtserklärung ‒
    weder als Frage noch als Bitte um Erlaubnis. Eberlys Name an
    sich war schon die Genehmigung.
    Morgenthau schien das genauso zu sehen. »Eberly hat mich
    vorhin schon angerufen und mir Bescheid gesagt. Ich danke
    Ihnen trotzdem, dass Sie mich informiert haben, Holly. Ich
    sehe Sie im Büro, wenn Sie vom Krankenhaus
    zurückkommen.«
    Raoul Tavalera saß im winzigen Solarium des Hospitals, unter
    einer Glaskuppel auf dem Dach des Gebäudes. Obwohl es
    schon Vormittag war und Licht durch die Sonnenfenster des
    Habitats strömte, kam Holly es so vor, als ob es ein etwas
    trüber Tag sei. Das Sonnenlicht wirkte schwach, als ob es
    durch eine dünne Wolkenschicht gefiltert würde. Wir sind
    fünfmal weiter von der Sonne entfernt als die Erde, sagte sie
    sich. Natürlich ist das Sonnenlicht schwächer.
    Tavalera war mit einem schlecht sitzenden grauen Overall
    bekleidet. Sein Pferdegesicht hatte einen verdrießlichen,
    beinahe depressiven Ausdruck. Er stand nicht vom Stuhl auf,
    als Holly ihm gegenübertrat und sich vorstellte. Sie trug eine
    maßgeschneiderte rosefarbene Bluse über einer grauen Hose ‒
    Bürokleidung.
    »Ich bin von der Abteilung Human Resources«, sagte Holly,
    nachdem sie sich einen Stuhl herangezogen und neben
    Tavalera gesetzt hatte. Er traf keine Anstalten, ihr zu helfen.
    Sie rang sich ein Lächeln für ihn ab und eröffnete ihm: »Ich bin
    hier, um mir Ihre komplette Lebensgeschichte anzuhören.«
    Er erwiderte das Lächeln nicht. »Ist das wahr? Soll ich für ein
    verdammtes Jahr oder noch länger hier festsitzen?«
    »Ja, sofern niemand ein Schiff schickt, um Sie abzuholen,
    werden Sie uns leider auf dem

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