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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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verletzten Astronauten im Arm.
    »Hast du alles aufgenommen?«, fragte Gaeta, wobei seine
    Stimme vom Anzug zu einem Dröhnen verstärkt wurde.
    »Waren die Kameras alle an?«
    »Ja, ja«, sagte Fritz. Er klang ungehalten. »Du wirst schon auf
    allen Nachrichtenkanälen erscheinen, nur keine Sorge.«
    Drei Sanitäter in weißen Overalls kamen durch den Gang zur
    Luftschleuse geeilt, gefolgt von einer selbst fahrenden Trage
    und einer Art Rettungswagen. Sie zogen dem Verletzten
    schnell den Helm aus, klatschten ihm eine Sauerstoffmaske
    aufs Gesicht, schälten ihn aus dem Anzug und stachen ihm
    eine Kanüle in den Arm. Dann transportierten sie ihn zur
    Krankenstation im Dorf ab.
    Holly wandte sich an Gaeta, der noch immer im massiven
    Anzug steckte.
    »Du hast ihm das Leben gerettet«, sagte sie und schaute zu
    ihm auf. Sie vermochte sein Gesicht durchs stark getönte
    Visier kaum zu erkennen.
    »Er hat für eine schöne Publicity gesorgt«, sagte Fritz mit
    einer gewissen Schärfe in der Stimme.
    »Er hat sein Leben riskiert, um einen Menschen in Not zu
    retten«, entgegnete Holly.
    »Ja, er hat sein Leben riskiert«, sagte Fritz mit einem beinahe
    empörten Schnaufen. »Und er hat auch den Anzug riskiert,
    der 'zig Millionen wert ist.« Er schaute zu Gaeta auf und fügte
    hinzu: »Einen Draufgänger finden wir immer wieder; den

Anzug zu ersetzen wäre aber nicht so leicht. Oder so billig.«
    Gaeta lachte; es klang wie Donner, der von den
    Metallwänden des Korridors widerhallte. »Komm schon, Fritz,
    gehen wir in die Werkstatt, damit ich endlich aus dieser
    Blechbüchse rauskomme.«
    Holly ging neben Gaeta her, die Tupperdose mit dem Chili
    in der Hand. Es war inzwischen eiskalt. Gaeta stapfte durch
    den Gang wie ein martialischer Roboter in einem schlechten
    Video, auf der anderen Seite flankiert von Fritz. Die Techniker
    liefen hinterher.
    Schließlich erreichten sie die Werkstatt, und die Techniker
    öffneten die Luke im Rücken des Anzugs. Gaeta kroch heraus,
    richtete sich auf und streckte befreit die Arme über den Kopf.
    Holly hörte Wirbel knacken.
    »Verdammt, tut das gut«, sagte er lächelnd.
    Sie trat näher an ihn heran und sah, dass seine Kleidung
    völlig durchgeschwitzt war. Er roch wie alte Käsesocken.
    Gaeta sah ihren Gesichtsausdruck. »Ich sollte wohl erst mal
    duschen, was?«
    Fritz grollte ihm noch immer. »Ein Weltraumspaziergang
    war nicht eingeplant. Du hättest das nicht tun dürfen. Was,
    wenn die Antriebseinheit versagt hätte? Sie war noch nicht für
    die Flugzulassung getestet.«
    Gaeta grinste ihn an. »Fritz, jetzt ist sie getestet. Es hat alles
    bestens funktioniert. Sei doch nicht so ein miesepetriger
    fregado. Außerdem hätte ich den Mann dort draußen doch
    nicht seinem Schicksal überlassen können.«
    »Trotzdem hattest du kein Recht…«
    »Lass gut sein, Fritz. Es ist vorbei, und dem wertvollen
    Anzug ist auch nichts passiert.« Dann sagte er an Holly
    gewandt: »Warte noch ein paar Minuten, Mädchen. Ich muss
    erst mal duschen und frische Klamotten anziehen.«
    Er ging ins Bad am hinteren Ende der Werkstatt und pfiff
    dabei ‒ ziemlich falsch ‒ eine Melodie. Holly sah, dass die
    Techniker sich dem Anzug widmeten, die Systeme
    überprüften und sie der Reihe nach abschalteten.
    Gaeta kam zurück ‒ er trug einen frischen Overall, und das
    nasse Haar war zurückgekämmt.
    »Wo gehen wir essen?«, fragte er. »Ich bin schon am
    Verhungern.«
    Fritz warf einen Blick auf die Armbanduhr. »Die Restaurants
    haben alle schon geschlossen. Wir werden in unseren
    Quartieren essen müssen.«
    Holly hob die Tupperdose hoch. »Ich habe noch Chili, aber
    es muss erst wieder aufgewärmt werden.«
    »Chili! Lecker!«, sagte Gaeta.
    »Es reicht aber nicht für uns alle«, sagte Holly mit einem
    Blick auf Fritz und die anderen Techniker.
    Gaeta fasste sie am Arm und ging mit ihr zur Tür des Labors.
    »Aber für uns beide reicht es doch, oder? Diese Clowns sollen
    selbst sehen, wie sie zu ihrem Abendessen kommen.«
    Holly ließ sich von ihm auf den Gang hinausführen, ohne
    sich noch einmal zu den anderen umzudrehen. Das werde ich
    Malcolm melden müssen!, sagte sie sich.
    Charles Nicolas war ein rundlicher, kinnloser, kleiner Mann,
    der das Talent hatte, selbst in einem legeren Hemd und einer
    bequemen Hose korrekt gekleidet zu wirken. Als Leiter der
    Nachtschicht im Kommunikations-Büro hatte er Gaetas
    Heldentat fasziniert mitverfolgt.
    Seine Assistentin, Elinor, war auch seine Frau.

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