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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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inhaftiert wird?«
    »Deshalb dürfen wir uns mit ihm auch nicht in Verbindung
    bringen lassen ‒ erst dann, wenn er Erfolg gehabt hat.«
    »Falls er aber scheitert…«
    »Falls er Erfolg hat, ist er einen Schritt näher an unserem
    Ziel. Falls er aber scheitert, vermögen wir guten Gewissens zu
    sagen, dass wir damit nichts zu tun hatten.«
    »Angenommen, er schafft es nicht«, sagte Eberly, »und er
    wird erwischt und belastet mich?«
    »Dann haben Sie saubere Hände und ein reines Herz«, sagte
    Morgenthau honigsüß. »Ich bin sicher, dass es Ihnen mit Ihrer
    Überredungskunst gelingen wird, Wilmot und der ganzen
    Bevölkerung plausibel zu machen, dass man Sie zu Unrecht
    beschuldigt hat. Weil es nämlich die Wahrheit ist.«
    Eberly ging schweigend weiter, und Morgenthau hielt mit
    ihm Schritt. Sie will, dass Vyborg losschlägt. Es würde ihr nicht
    einmal etwas ausmachen, wenn er einen Mord beginge.
    Wieso?, fragte er sich. Und gab sich auch gleich die Antwort:
    weil Vyborg dann durch sie erpressbar wäre. Und ich auch.
    Sie toleriert mich als Aushängeschild, weil ich Leute
    organisieren und auf unsere Seite ziehen kann. Aber sie ist die
    graue Eminenz. Sie hat hier die eigentliche Macht.
    Interkonfessionelle Kapelle
    Angesichts von zehntausend Seelen im Habitat und nur einer
    kleinen Kapelle, in der man Andacht halten konnte, sollte man
    meinen, dass dieses Gotteshaus Tag und Nacht überfüllt wäre,
    sagte Ruth Morgenthau sich, als sie in der ersten Reihe
    niederkniete. Aber nein, es ist leer außer mir.
    Kalter Zorn erfüllte sie. Zehntausend Menschen und keiner
    liebt Gott genug, um hier zum Gebet niederzuknien. Nur ich.
    Ich bin die Einzige hier.
    Nicht ganz, sagte eine innere Stimme streng. Gott ist auch
    hier. Verneige dich zum Gebet. Bekenne deine Sünden und
    bitte deinen Schöpfer um Vergebung.
    Also betete Morgenthau.
    Sie hatte zu Gott gefunden ‒ oder vielmehr hatte Gott sie
    gefunden ‒, als sie eine dürre vierzehnjährige Prostituierte in
    den schmutzigen Gassen Nürnbergs gewesen und einem allzu
    frühen Tod durch Unterernährung, Krankheit und
    Drogenmissbrauch entgegengeeilt war. Die Heiligen Jünger
    hatten sie gerettet, ihren Leib geheilt und ihre Seele gereinigt.
    Doch der Hunger war geblieben. Sie wurde sich aber
    rechtzeitig bewusst, dass der Hunger Teufelswerk war, der
    heimtückische, unausweichliche Hunger, durch den sie der
    ewigen Verdammnis anheim fallen würde, wenn sie nicht
    jeden wachen Moment dem Dienst Gottes widmete. Sie betete
    um Erlösung, für die Kraft, dieses ständige, quälende
    Bedürfnis zu überwinden. Oft betete sie auch für den Tod,
    denn sie glaubte, nur der Tod würde ihrer Seelenqual ein Ende
    setzen. Sie versagte sich die Gesellschaft von Frauen und
    schlief allein in einer spartanischen Mönchszelle, um der
    Versuchung aus dem Weg zu gehen und den quälenden
    Hunger zu unterdrücken.
    Und dann fand sie einen Ersatz, die lässliche Sünde, die den
    verbotenen Hunger sublimierte: Macht. Durch das Arbeiten
    mit Männern, indem sie praktisch jeden wachen Moment von
    den Männern umgeben war, die sie verabscheute und
    fürchtete, lernte sie schließlich ihre Machtspiele zu spielen. Sie
    ließ sich bewusst gehen, um körperlich unattraktiv zu wirken.
    Aber sie feilte am Verstand und den Instinkten. Sie stieg in der
    Hierarchie der Heiligen Jünger auf. Niemand ahnte etwas von
    ihrem unterdrückten Verlangen. Männer und Frauen
    gleichermaßen respektierten ihre wachsende Macht.
    Als man sie schließlich bat, an der Saturn-Mission
    teilzunehmen, sagte sie freudig zu.
    »Wir haben jemanden ausgewählt, um eine gottesfürchtige
    Regierung im Weltraum-Habitat zu organisieren«, sagte ihr
    Vorgesetzter, »aber er ist nicht der Zuverlässigsten einer. Er
    behauptet zwar, ein Gläubiger zu sein, aber bei seinem
    Sündenregister kommen mir doch Zweifel an seinem
    Glauben.«
    Morgenthau nickte. »Ich verstehe«, sagte sie. Und sie
    verstand wirklich. Das war nämlich die Gelegenheit zur
    Machtausübung, zur Herrschaft über zehntausend Männer
    und Frauen. Eine große Chance. Aber auch eine schreckliche
    Versuchung.
    Also kniete sie allein in der kleinen Kapelle des Habitats und
    betete flehentlich um eine Handreichung. Und um Macht.
    Macht war gut, und Macht im Dienste Gottes war ein
    absoluter Segen. Sie hielt den Hunger im Zaum. Sie
    beschwichtigte die Teufel, die in ihr tobten.
    Morgenthau betete um Seelenfrieden, um Demut und um
    Verständnis des Weges, den sie

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