Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
Taschenlampe,
schlug einmal zu und schickte jemanden über den Jordan. Das war doch wirklich ein
schlechter Scherz!
»Steh auf,
du dummer Hund!«, brüllte Martin, während er den reglosen Körper schüttelte. »Mach
keine Mätzchen! Steh auf, verdammt noch mal!«
Letztlich
gab er es auf und setzte sich neben den Toten auf den Boden. Ein Plan musste her
und zwar schnell. Verschwinden wäre eine gute Sache. Aber was, wenn die Polizei
den Toten fand? Die dumme Kuh Natalie würde bestimmt eins und eins zusammenzählen
und wissen, dass er es gewesen war, der den Drogenkurier niedergeschlagen hatte.
Und dann wäre es nicht mehr so leicht, sie mit Drohungen davon abzuhalten, ihn zu
verraten.
»So eine
Scheiße!« Voller Wut trat Martin gegen die Wand, nur um im nächsten Augenblick laut
aufzustöhnen. Er war mit seinem Fuß abgerutscht und hatte im Dunkeln den Wasseranschluss
nicht gesehen, der nahe dem Boden neben der Tür angebracht war. Vorsichtig zog Martin
seinen Fuß wieder heran. Wahrscheinlich war er verstaucht, vielleicht sogar schlimmer.
Immer noch fluchend zog Martin sich an einem Regal hoch und versuchte, behutsam
aufzutreten.
Das war
keine gute Idee. Er heulte vor Schmerzen auf. Am liebsten hätte er dem Toten in
den Arsch getreten, im Endeffekt war der Mistkerl an allem Schuld. Aber das ließ
er dann doch besser bleiben. Sein Fuß hatte genug gelitten.
Was sollte
er in diesem Zustand mit der Leiche machen? Als erstes musste er sie verstecken,
so viel war klar. Martin zog und zerrte, humpelte und kroch, bis er schließlich
den Toten am Hinterausgang hatte. Er öffnete die Tür und ein fahler Lichtstrahl
beleuchtete die Blutspur im Flur.
Martin schloss
für einen Augenblick die Augen und zählte bis zehn. Er biss die Zähne zusammen und
konzentrierte sich auf die Aufgabe, die vor ihm lag.
»Okay, an
die Arbeit alter Junge, an die Arbeit. Das kriegen wir schon hin.« Er platzierte
den toten Körper zwischen Tür und Rahmen, damit ihm der Weg nicht versperrt wurde,
und humpelte den Flur zurück. Zum Glück hatte er noch seine Taschenlampe. Die gab
genügend Licht, sodass er die Blutspur gut sehen konnte, um sie wegzuwischen.
Die Frage
war jetzt: Wohin mit der Leiche? Martin entschied sich vorerst dafür, sie hinter
dem Müll zu verstecken. Die Tonnen befanden sich abseits in einem Verschlag. Niemand,
der seinen Abfall wegwarf, hielt sich eine Sekunde länger als nötig in der stinkenden
Hütte auf. Ja, das war ein guter Plan. Morgen, wenn sein Fuß verarztet war, würde
er sich um einen Endlagerplatz kümmern.
Martin nahm
angeekelt den Kopf der Leiche in die Hand und zog sie an den Haaren die paar Meter
zu den Mülltonnen.
Als er sich
sicher war, dass man bei einem flüchtigen Blick weder den Toten noch die Blutspuren
sehen konnte, verschnaufte er kurz, bevor er zurück zu seinem Cabrio ging. Er ließ
den Motor aufheulen, schaltete das Licht an und machte sich auf den Weg ins Moulin
Rouge. Er brauchte erst einmal eine heiße Dusche, einen Verband und ganz viel Schlaf.
Donnerstag
Johann war etwas unbehaglich zumute,
als er am Donnerstag um 11.15 Uhr sein Fahrrad am Hintereingang des Schlosshotels
abstellte. Er wusste nicht, was ihn heute erwartete. Ein tobender Koch? Ein toter
Koch?
Im Flur
traf Johann wie gewöhnlich auf Harald Moschik, doch statt der üblichen Vorwürfe
verschwand der Souschef wortlos in der Küche. Das war eine angenehme Abwechslung.
Der Tag sah gleich besser aus, fand Johann. Er zog sich im Umkleideraum seine Kochjacke
an und warf einen Blick zu Bruce Willis. Er schien ihm von seinem Poster aus ermunternd
zuzunicken und Johann schlenderte in die Küche.
Dort traf
er Karotte, den Lehrling im dritten Lehrjahr, dem sein Spitzname gegeben worden
war, weil er einmal ein Bund Möhren schneller klein gehackt hatte als Harald Moschik.
Das war ihm zum Verhängnis geworden. Seitdem hasste Moschik Karotte mehr als alle
anderen. Es war eine regelrechte Obsession. Obwohl Johann zugeben musste, dass er
derzeit einen guten zweiten Platz belegte und aufholte.
Karotte
war damit beschäftigt, die Spülmaschine einzuräumen. »Da habe ich mir ja genau die
falsche Zeit für meinen Urlaub ausgesucht«, sagte er statt einer Begrüßung. »Die
Gäste müssen furchtbar wütend sein.«
»Ach, die
bleiben schon nicht aus.« Johann war entschlossen, heute nur die positiven Seiten
des Lebens zu sehen. Bisher gab es keine Leichen, noch nicht einmal einen Souschef,
der ihm an den Karren fahren wollte.
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