Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
der Lage sich zu erinnern.
»Ach du
meine Güte, ich glaube, er ist aufgewacht«, hörte er plötzlich eine ängstliche Stimme
flüstern.
Ein Mann
fluchte daraufhin laut, es wurde hektisch hantiert und bevor er sich versah, versank
Erich wieder in tiefem Schlaf.
*
Statt friedlich zu schlafen, war
Robert Martin auf dem Weg ins Schlosshotel. Er war nicht nur schlecht gelaunt, er
war stinkwütend. Es war fast Mitternacht und nur wegen seines beschissenen Polizeijobs
kurvte er in Lendnitz herum.
Seit 23
Jahren war er bei der Polizei und immer noch versah er Streifendienst. Die einzige
Abwechslung war die Drecksarbeit für die feinen Herren der Kriminalpolizei: Tatortsicherung
und Observierung. Bei Notrufen musste natürlich Robert zuerst raus. Klar, die Kommissare
brauchten ihren Kaffee.
Grimmig
verzog Robert den Mund. Wenigstens hin und wieder hätte er gern ein Dankeschön gehört.
Ein: Das haben Sie gut gemacht, Herr Martin.
Wenn er
ehrlich war, mochte das hauptsächlich daran liegen, dass er nie etwas gut machte.
Sein Partner Herbert schon gar nicht. Der Junge hatte im Schlosshotel nur Chaos
angerichtet. Trotzdem gingen die arroganten Kriminalkommissare Robert gegen den
Strich. Arbeiten mussten die so gut wie nie, während er, Robert, ständig rausmusste.
Ein Nachtdienst nach dem anderen, für Notfälle parat stehen und jetzt mitten in
der Nacht zum Schlosshotel fahren.
Wenn er
auch hier ehrlich war, lag das an seiner eigenen Dummheit. Er war ziemlich sicher,
seine Uhr bei der Durchsuchung des Schlosshotels verloren zu haben, und für Morgen
hatte sich seine Mutter angekündigt. Da sie ihm die Uhr letztes Jahr zu Weihnachten
geschenkt hatte, würde sich Robert lieber die Hand abhacken, als von ihr ohne Uhr
erwischt zu werden.
Er bog auf
den hinteren Parkplatz des Schlosshotels ein. Vorsichtig blickte er sich um, aber
es war niemand zu sehen. So ganz legal war es nicht, was er vorhatte. Es war sogar
schlichtweg illegal. Wenngleich seine Vorgesetzten ständig meinten, er wüsste nicht,
wie man einen Tatort anständig sicherte oder jemanden vernünftig observierte, mit
einem Dietrich machte ihm so schnell keiner was vor. Das lag daran, dass er vor
seiner Zeit bei der Polizei seine Brötchen als Kleinkrimineller in Klagenfurt verdient
hatte. Einen kurzen Ausflug nach Wien hatte er sich gestattet, aber da gab es so
viel Konkurrenz, dass er schnell wieder nach Kärnten zurückgekommen war. Ein Zugticket
nach Villach, auf dem Rückweg einen Abstecher nach Krumpendorf und Pörtschach und
die Miete für den Monat war gerettet. Wie gut, dass der Wörthersee die Schönen und
vor allem Reichen Europas anlockte. Er war ein großer Verfechter der Tourismuspolitik
Kärntens gewesen. Je mehr, desto besser.
Dummerweise
hatte er dann den Fehler begangen, sich an Einbrüchen zu beteiligen. Das war der
Polizei zu viel gewesen und da in Klagenfurt nicht nur Dorfpolizisten herumliefen
wie in Lendnitz, waren die Ermittlungen bald in die richtige Richtung gegangen.
Robert hatte es für besser gehalten, seinen Wirkungskreis zu verlagern. In Lendnitz
war er schließlich hängen geblieben und da die einzige freie Stelle zu dem Zeitpunkt
bei der Polizei gewesen war, hatte er achselzuckend die Seiten gewechselt. Es gab
ja keine Akte über ihn.
Natürlich,
den nächtlichen Einbruch ins Schlosshotel hätte er sich sparen können, wenn er nicht
so schusselig gewesen wäre. Aber jetzt lag die Sache eben so. Wie hätte er auch
besser aufpassen sollen? Er wurde ja ständig nur herumgeschubst. Der Kommissar hatte
den ganzen Tag gerufen: »Suchen Sie die Leiche!« Der Assistent hatte geschrien:
»Beeilen Sie sich!« Die Angestellten hatten gefragt: »Was ist denn jetzt?«
Nein, es
war ganz und gar nicht seine Schuld.
Ruckartig
stellte Robert den Motor aus und zog den Schlüssel ab. Glücklicherweise wurde der
Mond von Wolken verdeckt. Die Dunkelheit kam ihm gelegen. Robert hatte an unauffällige
Kleidung gedacht. Er schlich zum Hintereingang und prüfte die Tür. Ein bisschen
hier geruckelt, ein bisschen dort und Robert wusste, wie er seinen Dietrich ansetzen
musste. In weniger als zwei Minuten hatte er das Schloss geknackt.
Verstohlen
blickte er sich um und schlüpfte durch die Tür. Spätestens in fünf Minuten könnte
er wieder auf dem Heimweg sein, ohne dass jemand seinen kleinen Einbruch bemerkt
haben würde.
*
Niemand würde seinen Einbruch bemerken,
da war sich Martin Ammerschmidt sicher. Der Kerl, den Natalie
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