Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
Diät-Pflaumenkuchen aus der Tiefkühltruhe aufzutauen,
da klingelte es an der Tür. Amalie öffnete und sah sich einem blassen Mann im Nachthemd
gegenüber.
»Schnell,
lassen Sie mich herein«, flüsterte der Mann und Amalie wollte ihm schon die Tür
vor der Nase zuwerfen, da setzte er hinzu: »Ich bin Harald Moschik. Es geht um Ihren
Mann!«
Der kam
ja genau richtig.
»Sie wissen,
wo er ist?«
Harald Moschik
drehte schnell den Kopf nach rechts, dann nach links. »Tot. Ermordet.« Er sah sich
noch einmal um und flüsterte: »Ich habe alles gesehen.«
»Du liebe
Zeit.« Ein Augenzeuge! Amalie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. »Entschuldigen
Sie bitte, Herr Moschik. Kommen Sie doch herein.« Amalie ließ wie selbstverständlich
den halb nackten Mann in ihr Haus. Sie ging voraus in die Küche und erzählte ihm
währenddessen von ihrem Anruf bei der Polizei.
Moschik
nickte aufmerksam.
»Äußerst
merkwürdig, nicht wahr?«, fragte Amalie. »Aber darf ich Ihnen vielleicht erst einen
Tee anbieten? Oder einen Kaffee?«
»Kaffee
wäre fantastisch. Vielen Dank«, nahm Moschik das Angebot an. »Im Krankenhaus gab
es nur Kamillentee.« Er schüttelte sich und Amalie tätschelte seinen Arm. Der arme
Mann hatte offenbar viel gelitten. Sie brühte extra starken Kaffee, während Harald
Moschik am Küchentisch Platz nahm.
»Es ist
nämlich so.« Er leckte sich über die Lippen. »Ihr Mann, das sagte ich Ihnen schon,
Ihr Mann …«
»Ist ermordet
worden.«
»Genau.«
Moschik schaute nervös aus dem Fenster, Amalies Blick folgte seinem. Die beiden
Männer von der Mafia saßen immer noch im Auto. »Die Polizei will die ganze Sache
offenbar vertuschen.«
Vertuschen?
Amalie fiel fast die Tasse aus der Hand. Na, nun wusste sie den Grund, weshalb sie
ihr die Leiche vorenthielten.
»Ich bin
aus dem Krankenhaus geflohen. Dort hat man mich gegen meinen Willen festgehalten.
Ich habe alles gesehen, habe den Mord beobachtet und jetzt …« Moschik beugte sich
nach vorn und sah Amalie verschwörerisch an. »Dieser Mühlbauer, der ist gemeingefährlich.
Das ist ein irrer Serienmörder.«
»Du lieber
Himmel!« Amalie schlug die Hand vor den Mund. Sie hörte Harald Moschik längst nicht
mehr zu. Ihre Gedanken rasten. Das Geld auf dem Dachboden, schlussfolgerte sie,
hatte Karl irgendwie von der Mafia bekommen. Die Mafia, die, wie Amalie aus ihren
Fernsehsendungen wusste, sämtliche hochrangigen Beamten der Polizei bestach, wollte
das Geld zurück. Sie hatte erst Karl ermordet und suchte jetzt nach den Schuhkartons.
Nach den Schuhkartons, die in Amalies Besitz waren. Sie musste sich setzen.
»Bitte.
Nehmen Sie einen Kaffee.« Zitternd stellte Amalie die Kanne und ihre eigene Teetasse
auf den Tisch. Weil sie korrupt war, wollte die Polizei die Angelegenheit vertuschen.
Der Kommissar hatte gestern also die Lage peilen wollen, wie Verbrecher in ihrem
Jargon sagten. Amalie schaufelte Zucker in ihren Tee.
»Nehmen
Sie reichlich von dem Zucker, Herr Moschik. Der süßt nur ganz schwach«, sagte sie
geistesabwesend.
Karl tot,
die Mafia vor dem Haus, die Polizei korrupt. Gab es überhaupt noch jemanden, dem
sie trauen konnte?
»Keine Sorge,
Frau Bachmaier«, lächelte der Mann im Nachthemd. »Ich werde dem Mörder, dem Lehrling
Johann Mühlbauer folgen, um mehr Informationen zu bekommen. Wir werden die Wahrheit
herausfinden.«
Amalie nahm
noch einen großen Schluck Tee. Harald Moschik, ja, ihm konnte sie vertrauen. Er
sah irgendwie niedlich aus in seinem Nachthemd, ging ihr durch den Kopf. Sie legte
den Kopf schräg. »Ja«, seufzte sie. »Wir werden die Wahrheit herausfinden.«
*
Ob er jemals die Wahrheit herausfinden
würde, da war sich Hauptkommissar Reichel ganz und gar nicht sicher.
»Wir haben
Harald Moschik gefunden.« Huber trat ins Dienstzimmer. »Die beiden Polizisten, die
Amalie Bachmaier beobachten, haben sich gerade gemeldet. Harald Moschik befindet
sich bei ihr.«
»Na, sehen
Sie? Ich wusste doch, dass er wieder auftaucht.« Aber musste das ausgerechnet bei
dieser Bachmaier sein? Reichel schauderte bei dem Gedanken, der wuchtigen Dame wieder
begegnen zu müssen. Er hatte gehofft, dass die Observierung Ergebnisse brachte und
er die Frau erst wieder bei ihrer Verhaftung sehen würde. »Immerhin könnte es eine
Spur sein«, gab Reichel widerwillig zu. »Welche Verbindung gibt es zwischen Harald
Moschik und Amalie Bachmaier?«
»Herr Kommissar,
auch auf die Gefahr hin, wie Sie zu klingen: Der Moschik ist
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