Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
schon
Bachmaier und das Schwein verschwand sie blubbernd und ohne Spuren zu hinterlassen
in der stinkenden Gülle.
Erleichtert
atmete Johann auf und machte sich auf den Weg zurück zum Auto. In einiger Entfernung
sah er Elena auf sich zukommen. Sie ruderte wild mit den Armen. Hatte sie ihn diesmal
dabei gesehen, wie er die Leiche entsorgte? Würde er jetzt auffliegen?
»Johann!«,
rief sie. »Hilfe!«
Hilfe? Johann
begann, wieder zu atmen. Langsam und unregelmäßig, aber immerhin. ›Hilfe‹ bedeutete,
sie hatte nicht gesehen, was er gerade gemacht hatte. Sie würde ihn sicherlich nicht
um Hilfe bitten, wenn sie bemerkt hätte, dass er gerade eine Leiche in ihrer Jauchegrube
versenkt hatte. Außer natürlich … Johann kratzte sich am Kopf. Elenas Streiterei
mit dem Bauern über die entlaufene Sau war sehr heftig gewesen, und der Lärm, den
er gerade eben gehört hatte, ließ auf eine größere Meinungsverschiedenheit schließen.
»Bitte,
Johann! Du musst mir helfen«, stieß Elena außer Atem hervor. Sie war inzwischen
bis auf ein paar Meter herangekommen. Sie sah wunderschön aus mit ihren geröteten
Wangen und den zerzausten Locken. Johann musste lächeln. Ein toter Bauer mehr oder
weniger, was würde das schon ausmachen? Er hatte in den letzten Tagen genug Leichen
gesehen. Elena wäre es wert.
»Mein Wagen
springt nicht an«, sagte Elena. Johann blinzelte. Der Wagen?
»Der Wagen.«
Er nickte eifrig.
»Ich hab’s
immer noch nicht geschafft, ihn in die Werkstatt zu bringen. Bernhard hat ihn nur
notdürftig zusammengeflickt. Kannst du mir Starthilfe geben?«
»Klar«,
sagte Johann. »Kein Problem.« Für Elena würde er alles tun. Unauffällig besah er
seine Hände und Kleidung. Keine Blutspuren zu sehen – es war also alles in Ordnung.
»Weißt du,
was ich an Lendnitz so hasse?«, fragte Elena, als sie gemeinsam über das Feld zum
Bauernhaus stapften. »Dass hier nie etwas passiert. Bernhards entlaufene Sau muss
für die Polizei der Höhepunkt des Jahres sein.«
Wenn sie
nur recht hätte, dachte Johann sehnsüchtig. Wenn die Leichen doch bloß Harald Moschiks
übergeschnappter Fantasie entsprungen wären.
»Und dann
Bernhard. Ich weiß überhaupt nicht, warum ich diesen Idioten geheiratet habe. Kümmert
sich den ganzen Tag nur um seine blöden Schweine, aber wenn ich mal in Urlaub fahren
will, passiert nichts. ›Wer sorgt für Elfriede und Hildegard?‹ ist jedes Mal seine
Ausrede.«
»Elfriede
seid ihr ja jetzt los.«
»So viel
Glück hab ich nicht. Das verdammte Vieh taucht bestimmt bald irgendwo auf.«
Das wollte
Johann nicht hoffen. Er konnte gut auf ein Wiedersehen mit Elfriedes abgetrenntem
Kopf verzichten.
»Aber damals
habe ich gedacht … nein, gar nichts gedacht habe ich.« Elena seufzte. »Ich wollte
einfach nur von zu Hause weg. Da kam Bernhard, ich habe mich schnell entschlossen,
ihn zu heiraten, und jetzt werde ich es für den Rest meines Lebens bereuen.« Verärgert
kickte sie mit ihrem Fuß einen Stein zur Seite.
»Ihr könnt
euch scheiden lassen«, schlug Johann zaghaft vor. Ein Silberstreifen am Horizont!
Frei von ihrem widerlichen Ehemann würde Elena in Johanns starke Arme sinken. Er
spannte seinen Bizeps vorsichtig an.
»Scheidung
geht nicht«, zerstörte Elena seine aufkeimende Hoffnung. »Der Hof, die Felder, die
Tiere, alles gehört Bernhard. Einen Beruf habe ich nicht, wovon soll ich leben?«
Sie sah
ihn an und Johann meinte, in ihren dunklen Augen Tränen schwimmen zu sehen. Das
Mitleid übermannte ihn und fast hätte er Elena in seine Arme gezogen, wenn sie in
diesem Augenblick nicht am Bauernhaus angekommen wären. Johanns Blick blieb an der
Scheibe zur Wohnungstür hängen. Sie war eingeschlagen.
»Ach das«,
lachte Elena künstlich. »Mach dir keine Sorgen. Bernhard und ich hatten einen kleinen
Streit.« Einen kleinen Streit. Johann schluckte. Elena hasste ihren Mann. Elena
wollte sich nicht scheiden lassen. Das ergab keine gute Gleichung. Vielleicht war
er durch die Geschehnisse der letzten Tage etwas überreizt. Er erwartete, den toten
Bauern zu sehen, wenn er durch das Loch in der gläsernen Wohnungstür hindurchblickte.
Deshalb sah er lieber in die andere Richtung. Überall auf Leichen zu treffen war
das eine, aber suchen würde er sie nicht.
Johann straffte
sich, lächelte etwas gezwungen und fragte: »Soll ich schieben?«
»Ach danke,
das ist wirklich lieb von dir.« Elena sah schon viel fröhlicher aus und Johanns
Herz machte einen Sprung. Er stellte
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