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Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)

Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothea Böhme
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würden.
     
    *
     
    Es war nur eine Frage der Zeit,
bis für Natalie endgültig alles schiefging. Eine alte Frau mit merkwürdig lila gefärbten
Haaren und einer viel zu großen Handtasche betrat das Moulin Rouge. Die kleine Dame
wirkte überhaupt nicht wie jemand, der wusste, was zu tun war.
    »Grüß Gott«,
sagte sie und blickte sich im Raum um. »Ist da wer?«
    »Ja, hier.«
Natalie kam hinter der Bar hervor, wo sie sich die letzte halbe Stunde verkrochen
hatte.
    »Ich habe
Sie angerufen. Meine Großmutter hat mir Ihre Nummer gegeben. Sie wissen schon.«
Natalie hatte Frau Stein am Telefon schon alles erzählt, wenn man abwechselnd weinen
und schnäuzen so nennen konnte.
    Kurzsichtig
blinzelte Frau Stein Natalie an. Dann schob sie ihre Brille die Nase hoch, stellte
die riesige Handtasche auf einen Barhocker und legte ihren Mantel ab.
    »Natalie.
Das bist du, ja? Was für ein großes Mädchen du geworden bist.« Sie lächelte und
schüttelte den Kopf. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, da warst du noch
so winzig.« Sie machte eine Bewegung mit ihrer Hand ungefähr auf Kniehöhe.
    Natalie
versuchte, tapfer zu lächeln. Innerlich fürchtete sie, die falsche Entscheidung
getroffen zu haben. Wie sollte Frau Stein ihr helfen? Diese nette alte Dame hatte
doch keine Ahnung von der großen weiten Welt. Von Drogen, Prostitution, Martin Ammerschmidt,
Natalie und einem Psychopathen. Am liebsten hätte Natalie sich wieder hinter die
Bar verkrochen und weiter geheult. Stattdessen beobachtete sie resigniert Frau Stein,
die zu dem bewusstlosen Psychopathen hinüberging und seinen Puls fühlte.
    »Der lebt
noch. Hm. Da müssen wir natürlich etwas machen.« Die Alte sah sich im Raum um, prüfte
die Stärke des Heizungsrohrs und nickte zufrieden. »Das sollte es tun. Sei doch
so nett und gib mir etwas zum Fesseln, Kindchen. Ein Seil oder ein Kabel. Wir müssen
den Scheißkerl zur Sicherheit festbinden. Beim Ausräumen der Bude hier werden wir
bestimmt etwas Krach machen, da besteht die Gefahr, dass er aufwacht.« Sie lächelte
wieder und Natalie war sich plötzlich sicher, die falsche Entscheidung getroffen
zu haben. Alles würde viel schlimmer werden. Diese nette alte Dame war nicht wie
andere nette alte Damen. Diese hier benutzte Wörter wie ›Scheißkerl‹ und ›Bude ausräumen ‹ und fesselte
Psychopathen an Heizungsrohre.
    »Weißt du,
deine Großmutter hat immer so von dir geschwärmt. Was für ein hübsches, kluges und
liebes Mädchen du doch bist. Ich muss sagen, da kann ich ihr nur zustimmen.«
    »Frau Stein,
ich bin Prostituierte.«
    Die alte
Dame strahlte Natalie an, während sie den Bewusstlosen fesselte. »Ja und? Beruf
ist Beruf. Einer wie der andere. Es ist wichtig, dass du auf eigenen Beinen stehst
und von keinem Mann abhängig bist.«
    Natalie
dachte an Martin und wollte etwas einwenden, aber Frau Stein forderte sie auf, mit
anzufassen: »Der Kerl ist ganz schön widerspenstig.«
    Gemeinsam
banden sie dem Ohnmächtigen die Hände mit dem Telefonkabel zusammen. Madame Jacquelines
Handschellen hatten so einiges ausgehalten. Sie baumelten immer noch an seinem Handgelenk.
Natalie hatte jedoch keine Ahnung, wo der Schlüssel war, und so begnügte sich Frau
Stein damit, die Hände des Mannes mit Paketband aus ihrer riesigen Handtasche zusammenzuschnüren
und Teppichklebeband aus der Schublade hinter der Bar um ihn und das Heizungsrohr
zu wickeln.
    »Na, das
haben wir doch wunderbar hingekriegt«, kommentierte sie ihr Flickwerk.
    »Wenn wir
ihn damit nicht ganz erledigt haben.« Natalie war unwohl bei der Sache, der Kopf
des Irren baumelte so merkwürdig herum.
    »Ach Quatsch,
der hält was aus. So einer ist nicht totzukriegen. Ich weiß Bescheid. Er erinnert
mich an meinen Neffen. Unkraut vergeht nicht. Irgendwann haben sie meinen Tobi allerdings
doch gefasst und in den Knast gesteckt.«
    Da war es
wieder. Dieses schlimme Wort. Knast. Natalie schauderte. Was für Verbrechen sie
in den letzten Tagen begangen hatte! Die Polizei würde sie sicher nicht so einfach
laufen lassen.
    »Was sagen
wir denn der Polizei? Sind wir nicht auch mitschuldig? Ich meine, haben wir nicht
falsche Dinge getan?«, fragte sie.
    »Die Polizei?«
Frau Stein sah sie erstaunt an. »Ich habe nicht vor, die Polizei zu rufen! Wir räumen
hier jetzt erst einmal auf und dann sehen wir weiter.« Auf Natalies besorgten Blick
hin, strich sie ihr über das Haar und fügte hinzu: »Alles wird gut, Kindchen. Du
willst doch nach Hause zu deiner

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