Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
wiedererkennen, sogar tot
und in Stücken.
»Wer hot
dir des angeton? Wer woar des?« Er konnte nicht fassen, dass jemand zu solch einer
grausamen Tat fähig war.
»Elena!«,
brüllte er. »Elena!« Elfriede sah ihn traurig an und Moser fiel auf die Knie. Ein
stechender Schmerz breitete sich in seinem linken Arm aus.
»Elfriede!«,
jammerte er. »Elena!« Wo blieb sie nur wieder? Der Schmerz raubte ihm den Atem.
Wer hatte seine Elfriede ermordet?
Die Leichen
neben Elfriedes Kopf waren das letzte, was Moser wahrnahm, bevor er das Bewusstsein
verlor.
*
Leichen im Kofferraum eines Polos
zu verstauen, war wesentlich leichter, wenn man dabei Hilfe hatte, stellte Johann
fest.
»Ich brauch
jetzt erst mal einen Kaffee«, sagte seine Mutter. »Trinkst du einen mit? Dieser
unglückliche Zwischenfall. Da brauchst du doch sicher auch eine kleine Stärkung,
oder?«
Eine Viertelstunde
Warten mehr oder weniger würde dem Studienrat nicht schaden. Und unterzuckert fühlte
sich Johann ebenfalls. Er folgte seiner Mutter ins Haus und setzte sich an den Küchentisch.
Seine Mutter
war nicht ganz beieinander, so wie sie mit der Kaffeemaschine klapperte. Johann
konnte es ihr nicht verdenken. Die erste Leiche war immer die schlimmste. Er sah
aus dem Fenster und bemerkte gerade rechtzeitig das Auto, das vor dem Haus hielt.
»Runter!«,
zischte er und kroch unter den Küchentisch.
»Was ist
passiert?«, flüsterte seine Mutter und kauerte sich ängstlich neben ihn.
»Polizei.«
Der Kommissar
und sein Assistent kamen persönlich. Das konnte nur bedeuten, dass sie ihn gleich
mitnehmen wollten.
Es klingelte.
»Was ist
denn los?«, fragte seine Mutter, doch Johann schüttelte den Kopf und legte einen
Finger auf die Lippen.
Es klingelte
noch einmal.
Sicher hatten
sie den Haftbefehl schon in der Tasche. Es war vorbei. Alles war vorbei.
Es klingelte
ein drittes Mal, dann hörte Johann, wie sich Schritte entfernten. Der Kommissar
würde zurück aufs Revier fahren und von dort aus eine großräumige Fahndung einleiten.
Straßensperren, Polizei auf Bahnhöfen, Flughäfen, überall in der Region und im Land.
Johann riskierte
einen Blick aus dem Fenster. Der Polizeiwagen fuhr davon. Er holte tief Luft und
sah seine Mutter an. »Ich werde für eine Weile untertauchen«, erklärte er.
»Du machst
was?«
Er versuchte
sich am Verbrecherjargon. Für seine Mutter war das ungewohnt. »Abhauen. Ich befinde
mich ab sofort auf der Flucht vor der Polizei.«
»Aber warum
denn? Wenn es wegen der Sache mit dem Studienrat ist: Ich bin sicher, wir können
der Polizei erklären, dass es ein natürlicher Tod war. Ein sehr schöner noch dazu.«
»Mutter,
bitte! Und nein, es geht nicht um die Sache mit dem Studienrat.« Er seufzte. Es
war wohl Zeit auszupacken, wie man in den Kreisen zu sagen pflegte. »Ich stehe unter
dringendem Tatverdacht. Karl Bachmaier, mein Chef im Schlosshotel, ist ermordet
worden. Ich habe die Leiche gefunden und Harald Moschik hat daraus geschlossen,
dass ich der Mörder bin. Außerdem gab es da noch eine andere Leiche.« Johann fuhr
sich mit der Hand durch die Haare. Es hatte wirklich eine ganze Menge Leichen gegeben.
Den toten Ammerschmidt verschwieg er seiner Mutter lieber.
»Ja, aber
die Polizei wird doch sicher die Wahrheit herausfinden!«
Welch Vertrauen
seine Mutter in die Justiz und ihre Gerechtigkeit hatte.
»Ich fürchte
nicht. Es gibt Indizien.« Drei Leichen in einer Jauchegrube, vier, wenn man Elfriede
mitzählte, und ein Jagdmesser.
»Was denn
für Indizien?«
»Das ist
jetzt egal, Mama. Wichtig ist nur, dass ich wegmuss.«
»Aber«,
protestierte seine Mutter, doch Johann schüttelte den Kopf. Merkwürdigerweise war
er ganz ruhig. Das Schlimmste war eingetreten, er würde seine Mutter für Monate,
wahrscheinlich sogar Jahre nicht wieder sehen. Elena ebenfalls nicht. Trotzdem wusste
er, was er zu tun hatte. Er durfte auf keinen Fall zur Polizei gehen. Wenn er sich
dort blicken ließe, würde er für Jahrzehnte ins Gefängnis wandern und erst wieder
steinalt rauskommen. Bei der ersten heißen Nacht mit einer Frau würde er den Löffel
abgeben wie der Studienrat. Nein, das durfte auf keinen Fall geschehen. Johann musste
handeln.
»Tut mir
wirklich leid«, sagte er und strich seiner Mutter über den Kopf. »Ich lass dir eine
Nachricht zukommen, dass es mir gut geht.« Er nahm seinen Rucksack, den Autoschlüssel
und lächelte seine Mutter an. »Mach dir keine Sorgen, ich komm schon klar. Den
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