Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
Jauchegrube gekommen
waren, gab es jemand anderen, der sie vorher ermordet hatte. Johann wunderte sich,
dass er selbst dieser Frage überhaupt nicht nachgegangen war. Nein, es stand außer
Frage, er musste Elena beschützen. Denn wie lautete das berühmte Zitat noch? ›Ein
Mann muss tun, was ein Mann tun muss!‹
»Kein Wort
zu niemandem. Ich bin nicht hier, okay? Und meinen Wagen verstecken wir in der Scheune.«
»Du wirst
tatsächlich von der Polizei gesucht?« Elena sah ihn interessiert an.
»Leider.«
»Du hast
gesagt, der tote Studienrat hat den Sex mit deiner Mutter nicht überlebt.«
»Ich werde
wegen anderer Sachen gesucht.«
Elena zog
die Augenbrauen hoch. »Andere Sachen?«
Johann zuckte
mit den Schultern in einer, wie er hoffte, männlichen Geste. Elena nickte. Konnte
er da etwa eine Spur von Bewunderung in ihren Augen sehen? Johanns Brust schwoll
an.
»In der
Scheune müsste genug Platz sein.« Sie drehte sich um und marschierte zum Bauernhaus.
»Und bevor du etwas sagst: Ich will es gar nicht wissen.«
*
»Wir wissen es!«
Hauptkommissar
Fritz Reichel blickte von seinem Formular auf. Ein aufgeregter Huber mit zwei verlegenen
Streifenpolizisten im Schlepptau stand vor seinem Schreibtisch. Reichel zog eine
Augenbraue hoch.
»Wir wissen,
wo die Bachmaier steckt.« Huber grinste breit.
»Ha!« Fast
hätte Reichel die geballte Faust in die Luft gestreckt. Er drehte sich zum Observationsteam
um, das offenbar noch weitere Currywurstpausen eingelegt hatte. Auf beiden Uniformen
waren Ketchupflecken zu sehen.
»Offenbar
war alles genau geplant«, erläuterte einer der Polizisten. »Sie hat uns in die Irre
geführt. Wollte uns weismachen, dass sie in Lendnitz unterwegs ist, und während
wir sie gesucht haben, ist sie nach Hause gelaufen und hat ihre Flucht vorbereitet.«
»Eiskalt,
diese Frau«, kommentierte Huber.
»Was ist
schiefgelaufen?«, fragte Reichel.
»Drogen.«
Der Streifenpolizist machte ein ernstes Gesicht. »Zum Zeitpunkt ihrer Flucht war
sie total zugedröhnt. Sie hat im Drogenrausch einen Unfall gebaut und ist im Krankenhaus
gelandet. Sie haben es uns gerade eben gemeldet.«
Immerhin
ein Teilerfolg. Das volle Geständnis würde Reichel noch aus der Drogenbaronin herauskriegen.
»Huber,
Sie beantragen den Haftbefehl bei der Staatsanwaltschaft in Klagenfurt, ich fahr
ins Krankenhaus.« Reichel griff nach seinem Mantel.
»Das wird
nicht nötig sein«, warf der Polizist ein. »Dort ist sie nicht mehr.«
»Ach. Und
weshalb nicht?« Reichel setzte sich wieder.
»Sie ist
geflohen.«
»Geflohen?«
Reichel merkte, wie er müde wurde. Tag 135 und das Leben hatte kein Mitleid mit
ihm.
»Sie hat
sich durch ein Toilettenfenster gezwängt, ist durch ein Glasdach gefallen und hat
anschließend Harald Moschik aus dem Krankenhaus entführt.«
Darauf konnte
Reichel nichts erwidern. Er leckte sich über die Lippen, setzte zum Sprechen an
und gab nach zwei vergeblichen Versuchen auf.
»Wir verfolgen
eine heiße Spur«, sagte der Polizist.
Reichel
nickte. »Ja. Verfolgen Sie«, winkte er müde ab. Vielleicht sollte er eine Kur beantragen.
Oder eine vorzeitige Entlassung aus dem Dienst wegen Burn-out.
»Sie sind
jetzt die SOKO Bachmaier. Merken Sie sich: keine Zurückhaltung. Die Bachmaier ist
brandgefährlich«, schärfte Huber den Streifenpolizisten ein. »Seien Sie vorsichtig
und machen Sie, wenn notwendig, von der Schusswaffe Gebrauch!« Vielleicht, dachte
Reichel, vielleicht sollte er ihnen sagen, dass sie auf alle Fälle ihre Waffen einzusetzen
hätten? Zwei Fliegen mit einer Klappe, die dicke Bachmaier und Moschik, den Mann
mit der wahrscheinlich höchsten Mordmeldungsquote in der Geschichte der Lendnitzer
Polizei. Ein verführerischer Gedanke, den Reichel mit einem heftigen Kopfschütteln
wieder aus seinem müden Schädel vertrieb.
Die beiden
Polizisten griffen inzwischen nach ihren Holstern, nickten ernst und traten auf
den Flur. Reichel schloss die Tür hinter ihnen. Was hatte er nur falsch gemacht
in seinem Leben, dass er so bestraft wurde?
*
Amalie Bachmaier fragte sich, was
sie in ihrem Leben falsch gemacht hatte. Traurig saß sie im Café am Klagenfurter
Flughafen und kaute auf einem Schokoriegel herum. Karl war weg, schon seit Tagen.
Harald war weg, seit ungefähr zehn Minuten. Warum hatte er sie allein gelassen?
Womit hatte sie das verdient? Sie mussten doch zusammenarbeiten. Gegen die Mafia.
Amalie knüllte
das Silberpapier zusammen. Sie war ganz allein.
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