Saupech (German Edition)
ließ und wegging.
»Frau Lenhard«, rief ihr die Kassierin nach, »was soll ich denn jetzt mit Ihren Sachen machen?«
Die Frau zuckte mit den Schultern. »Machens S’, was wollen. I komm da nimmer her! Betriaga seid’s es, Halsabschneida.«
Die wehrhafte Kundin hatte in den Hausfrauen hinter ihr Verbündete gefunden. Lauthals wurde mit der Kassendame gestritten.
Lupo stand wie auf Nadeln. Irgendwann platzte ihm der Kragen.
»Meine Damen, verzeihen Sie, aber es gibt Leute, die zur Arbeit müssen. Kann ich irgendwo das Hundefutter bezahlen?«
Mehr hatte er nicht gebraucht. Jetzt wendete sich die angestaute Wut der enttäuschten Kundinnen gegen ihn. Sie schrien auf ihn ein.
Diese kurze Pause ermöglichte der Kassierin, ihre Vorgesetzte zu verständigen, die nach gefühlten zehn Stunden endlich daherlatschte. Die Proteste der Kundinnen wurden von der korpulenten Dame kurz abgefertigt. »Die Aktion is aus. Wart’s gestern kommen!«
Sie wollte schon wieder verschwinden. »Und was mach i jetzt mit der Ware von der Frau Lenhard?«
»Schmeißen S’ das Zeug in a Wagerl. Vielleicht holt sie’s no. Und wenn net, dann müssen S’ es halt wieder ins Regal schlichten.«
Lupo hatte endgültig die Nase voll.
»Wenn ich jetzt nicht gleich zahlen kann, dann geh ich ohne zu zahlen!«
»Des schau i ma an!«, krähte die Stämmige.
»Wollen S’ es ausprobieren? Und sich mit der Sicherheitsbehörde anlegen?«
»Ah, san Sie a ana von de Kieberer aus der Hauptstadt? Na kumman S’ her da. Die drei Posten tipp i schnell in die andere Kassa.«
Plötzlich war die Dicke scheißfreundlich. Lupo dachte gar nicht daran, sie darüber aufzuklären, dass er nicht zum Polizeiteam gehörte. Hauptsache, er kam hier endlich weg.
Zurück bei Dorlis Haus, fand Lupo alles wie zuvor. Tor versperrt, Dorli verschwunden, Hund allein. In Ermangelung eines zweiten Napfes schüttete Lupo den Inhalt der Dose in Idefix’ Wasserschüssel. Wenn er gefressen hatte, würde er sie ausspülen und wieder Wasser einfüllen. Den Sack mit Trockenfutter riss er auf und stellte ihn einfach offen hin. Der Hund konnte sich selbst bedienen, wenn er hungrig war.
Plötzlich hörte Lupo infernalischen Lärm. Als er sich zum Zaun umdrehte, sah er, dass mindestens zehn Motorradfahrer vor Dorlis Haus hielten. Ein Mann stieg ab, ein wahrer Hüne.
»Was machen S’ denn in der Dorli ihr’n Garten?« Der Zweimetermann mit sicherlich hundertfünfzig Kilo Lebendgewicht baute sich drohend hinter dem Zaun auf.
»Darf ich wissen, was Sie das angeht?« Lupo war immer noch grantig wegen des Vorfalls im Supermarkt.
»Des werd i dir gleich zeigen!«, brüllte der Riese. »Burschen, absitzen. Über’n Zaun. Auf eam!«
Lupo dämmerte, dass er sich hier mit den falschen Leuten anlegte. Doch es war zu spät. Drei der Kerle waren schon im Garten. Wenn der Rest auch noch hineinkletterte, musste wegen Überfüllung geschlossen werden. Bevor er auch nur den Mund auftun konnte, boxte ihn der Riese in den Bauch, ein anderer drehte ihm einen Arm auf den Rücken, und ein dritter trat ihn ins Gemächt. Lupo klappte zusammen. Idefix bellte wie verrückt.
»Hören Sie«, er stöhnte und zwang seine Stimme, ihm zu gehorchen. »Ich füttere doch nur den Hund.« Lupo wies auf die leere Dose und den offenen Sack mit Hundefutter. Er hoffte, dass seine Stimme nicht so ängstlich klang, wie er sich fühlte.
»Und wo is die Dorli?«
»Keine Ahnung. Wir waren verabredet. Sie war nicht zu Hause, Idefix hatte kein Wasser im Napf und war hungrig. Also hab ich was zu fressen besorgt.«
In der Zwischenzeit hatte Idefix den Napf geleert. Lupo erhob sich unter Schmerzen, nahm die Schüssel, humpelte zum Hahn, wusch den Napf unter fließendem Wasser aus und füllte ihn mit Trinkwasser. Die Rocker standen im Halbkreis um Lupo und fixierten ihn finster.
»Dorli und ich wollten heute die Bauern in der Gegend abgrasen, um herauszufinden, wer Schweine hält.«
»Und für was soll des guat sein?« Wieder der Rädelsführer.
»Wenn Sie aus der Gegend sind, haben Sie sicher gehört, dass es hier mehrere Morde gegeben hat und die Polizei nach einem Serienmörder Ausschau hält. Dorli meinte, wenn jemand viele Leichen unauffällig beseitigen musste, dann könnte das ein Schweinebauer sein.«
»Kann schon sein«, meldete sich jetzt ein anderer Rocker. Er trug den Helm über dem Arm und hatte ein schwarzes Tuch um seinen Kopf gebunden. »Das erklärt aber immer no net, wo die Dorli is.«
»Genau!«,
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