saved by an Angel
sicher gleich richtiggestellt«, erwiderte Ivy.
Er lachte und sie ließ ihn stehen.
Oben an der Treppe holte sie den Schlüssel aus ihrer Handtasche. Als sie die Tür aufstieß, erwartete sie eigentlich, dass ihr die eingesperrte Ella gleich entgegenspringen würde.
»Ella?« Sie trat ins Zimmer. »Ella?«
Unter der Steppdecke lag etwas Rundes. Ivy legte die Bücher aufs Bett und zog die Decke zurück. Ella hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt.
Während sie die Katze behutsam berührte, kraulte Ivy mit einem Finger ihre Lieblingsstelle an den Ohren, streichelte sie und besah sich den nackten Streifen auf ihrer Flanke. Die Wunde verheilte zum Glück gut.
»Du siehst so verängstigt aus, Ella.«
Die Katze erhob sich langsam und humpelte zur Bettkante. Ivy hielt sie fest und nahm die Pfote, die Ella hochhielt.
»Oh Gott!« Auf den rosa Fullballen waren blutverkrustete Einstiche und Schnitte. Als sie sie berührte, fingen sie unter der angetrockneten Kruste erneut zu bluten an. Ivy nahm die Katze mit zitternden Armen hoch und beugte sich über sie.
»Ach, Ella, es tut mir leid. Es tut mir leid.« Sie drückte ihr Gesicht in Ellas Fell, heiße Tränen schossen ihr aus den Augen. »Ich hab die Tür abgeschlossen - beide Türen. Ich hätte dich nie hiergelassen, wenn ich gedacht hätte, er könnte hier reinkommen.«
Wie hatte er es angestellt? Ihr Zimmer war früher seines gewesen, vielleicht besaß er noch einen Schlüssel. Heute Nacht würde sie Möbel vor die Türen schieben.
»Morgen, wenn ich in der Schule bin, bleibst du in meinem Auto«, versprach sie Ella.
Sie stand auf und schloss ihre Zimmertür. Ob Gregory wohl draußen gelauert und sich an der Szene geweidet hatte? Nachdem sie Ellas Pfote und die Wunde an der Seite gesäubert hatte, schmuste Ivy ausgiebig mit ihr. Die Katze schnurrte leise und schloss langsam die Augen.
Als Ella schlief, legte Ivy sie vorsichtig aufs Bett. Sofort fingen ihre Hände wieder zu zittern an. Sie nahm einen stabilen Stuhl und klemmte ihn unter den Griff der Flurtür, dann vergewisserte sie sich, dass alles verschlossen war und zog sich aus. Vielleicht würde sie bei einer langen heißen Dusche wieder ruhiger werden.
Im Bad schloss Ivy die Tür zu Philips Zimmer ab, schaltete das Duschradio an und drehte das Wasser voll auf. Die ersten zehn Minuten überließ sie sich völlig der Musik, doch immer wieder meldeten sich beängstigende Gedanken. Die nasse Schnur mit dem Schlüssel scheuerte an ihrem Hals. Ivy machte die Augen zu, aber die Bilder von Rädern und handgeschriebenen Worten, die Worte des Erpresserbriefs, kamen immer wieder.
Schließlich stellte sie die Dusche aus und stand reglos und tropfend in der Duschwanne. Ob Tristan das Gefühl von Wasser auf seinem Körper vermisste? Sie vermisste Tristans Berührungen. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, aber ihre Gedanken drifteten immer wieder zu Will. Sie konzentrierte sich auf Tristans Gesicht, doch die Erinnerung an das Gefühl, wie Will ihre Hand an jenem Tag auf dem Weg zum Bahnhof gehalten hatte, drängte sich immer wieder dazwischen. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wie es ausgesehen hatte, wenn Tristans Hand auf ihrer lag, doch wieder fühlte sie Wills Berührung, als er versucht hatte, den Schlamm aus ihren Haaren zu reiben, als er seine Hand beim Mittagessen auf ihre gelegt hatte, damit sie ihn ansehen würde.
Ivy schob den Duschvorhang zur Seite und stieg aus der Wanne. Sofort brannte ihr Fuß, als hätte man mit hundert feinen Nadeln hineingepiekt. Sie taumelte. Nachdem sie sich auf den Wannenrand gesetzt hatte, hob sie vorsichtig den Fuß, um ihn sich anzuschauen. Er war voller Glassplitter, genau wie die Badematte.
Ivys Gedanken überschlugen sich. War es Zufall gewesen, dass sie nicht schon in die Splitter getreten war, als sie in die Dusche stieg - oder hat sich Gregory doch irgendwie unbemerkt ins Bad geschlichen, während sie duschte? Ivy schaukelte vor und zurück, dabei hielt sie ihren Knöchel und drückte ihn fest. Nach einer Weile beruhigte sie sich und fing an, mit der Hand so viele Glassplitter aus dem Fuß zu ziehen, wie sie konnte. Nachdem sie die splitterübersäte Badematte zusammengefaltet und zur Seite gelegt und den Boden geprüft hatte, hüpfte sie zum Schrank, um eine Pinzette zu holen.
Die Glassplitter waren nicht tief eingedrungen. Aber es reichte, um ihr Schmerzen zuzufügen - und es reichte, um sie aus der Fassung zu bringen. Ivy zwang sich, beim Entfernen der
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