Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Titel: Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
Autoren: Joss Stirling
Vom Netzwerk:
Wussten sie denn nicht, dass man niemandem trauen konnte? Ich beobachtete sie unauffällig, voller Neid angesichts dieses unbeschwerten Miteinanders, aber auch voller Misstrauen. Niemand, den ich kannte, verhielt sich so.
    Als die drei ihren Kaffee ausgetrunken hatten, standen sie auf und kamen in meine Richtung. Der Leopard blieb kurz stehen, um etwas zu dem Schreitvogel zu sagen. Ich kauerte mich hinter mein Buch. Es wäre genial, wenn sie hierherkämen, dann könnte ich den Job ohne viel Aufhebens erledigen. Über den Rand des Buches spähend sah ich, dass er seinen Rucksack bei dem asiatischen Studenten gelassen hatte. Ich spürte einen Anflug von Verärgerung. Es war beinahe so, als ob er das mit Absicht tat, nur um mir einen Strich durch die Rechnung zu machen. Du hast also nicht vor, es mir leicht zu machen, Kumpel.
    Sie redeten beim Hereinkommen, ihre Stimmen waren bibliotheksgerecht gedämpft. Mir war bereits aufgefallen, wie leer es hier während der vorlesungsfreien Zeit war, die normalen Studenten waren alle in den Ferien und keiner der anderen Konferenzteilnehmer machte Anstalten, aus der warmen Sonne hier hereinzukommen.
    Meine drei Zielpersonen blieben vor dem Mitteilungsbrett stehen.
    »Yves, hast du schon deine Eltern wegen des iPads angerufen?«, fragte die dunkle Gazelle und tätschelte ihm den Arm.
    Yves . So hieß er also. Wie Yves Saint Laurent, der Modeschöpfer. Es wurde ›Iehf‹ ausgesprochen, auch wenn man es mit Y schrieb.
    »Ja, gestern Abend. Aber das war schon okay, Jo – zum Glück war es ein Gratisgerät gewesen. Apple hatte es mir zum Testen gegeben. Ist die neue Generation.« Er hatte eine umwerfende Stimme, die mich an geschmolzene Schokolade denken ließ. Ich hätte ihm stundenlang zuhören können.
    »Wow.« Sie starrte ihn bewundernd an. Mich überkam das seltsame Verlangen, sie mit einer Ohrfeige aus ihrer schwärmerischen Verzückung zu reißen.
    »Ja, es sollte eigentlich ein Geheimnis sein.« Er wich einen kleinen Schritt zurück, ein bisschen in Verlegenheit gebracht, dass sie ihm dermaßen viel Aufmerksamkeit schenkte. »Es wurde ja zerstört und nicht gestohlen. Das Unternehmen würde es schlimmer finden, wenn der Dieb mit dem Teil entkommen wäre. Sie werden verärgert sein, aber nicht mit mir.«
    Zumindest erklärte das, warum sich der Seher unbedingt die Sachen des Jungen unter den Nagel reißen wollte: das brandneue Modell eines Apple-Gerätes war bestimmt ein Vermögen wert.
    Die Skandinavierin blieb vor einem Foto von schmelzenden Eisbergen stehen. »Das war so gemein von der Diebin – warum rennt sie mit deinem Rucksack weg und verbrennt ihn dann? Das ist einfach nur fies.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Man weiß nie, warum jemand was tut. Vermutlich war sie auf Drogen und total high.«
    Niemals. Ich hatte so schon genug Probleme und keinen Bedarf an einem dermaßen zerstörerischen Hobby.
    Jo machte ein finsteres Gesicht. »Aber sie war echt gut – ich hab überhaupt nicht mitgekriegt, wie sie’s gemacht hat. Du, Ingrid?«
    »Nein. Das war alles echt seltsam. Hey, seht euch das an.« Sie zog sie mit sich mit zu einem Anschlagbrett auf der anderen Seite des Raums. Als sie mir die Rücken zugekehrt hatten, nutzte ich die Gelegenheit und stand auf, um zu gehen.
    Ich spazierte hinaus in den Sonnenschein und beobachtete das Treiben im Café, überlegte, ob es ein geeigneter Ort für den Coup wäre. Ich gelangte schnell zu dem Entschluss, dass da zu viele Leute waren und der Laden außerdem von Hunderten von Büros überschaut wurde. Würde vielleicht die gute alte Taschendiebmethode ›Zugreifen-und-wegrennen‹ funktionieren? Die Kopfhörerstöpsel in den Ohren, das Gesicht in die Sonne gelegt, saß der junge Asiate mit dem Rucksack da wie eine Henne auf dem Ei. Ich konnte mir genau das Geschrei und Gezeter vorstellen, das ich verursachen würde, und außerdem war ich zu weit vom Ausgang entfernt, um einen sicheren Abgang vom Campus hinzulegen. Ich würde warten müssen, bis sie in einen geschlossenen Raum gingen. Ich blätterte durch das Programmheft und sah, dass sie um 11 Uhr Seminare in den ›Kursräumen‹ hatten. Ich hatte zwar nie ein Collegebesucht, aber den Filmen nach, die ich so gesehen hatte, mussten Seminare kleinere Veranstaltungen sein als Vorlesungen. Ich konnte maximal dreißig Personen auf einmal paralysieren, also schien das meine beste Chance zu sein. Zuversichtlich, dass mich in meiner Verkleidung niemand mit der Diebin von gestern in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher