Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)
ließ ich mich zu Boden sinken und legte meinen Kopf auf die Knie. Noch nicht einmal nagender Hunger würde mich aus diesem Raum herauslocken können. Hätte ich Yves’ Fähigkeit besessen, dann hätte ich den Teller mit Sandwiches explodieren lassen und dafür gesorgt, dass die Pampe in seinem Gesicht landete. Aber ich besaß bloß eine Begabung, die bei ihm nicht so recht funktionierte, sodass ich nicht mal genug Zeit herausschinden könnte, um zu türmen.
Ein Klopfen an der Tür. »Phee, ist alles okay da drinnen?« Yves.
Ich schlug mit meinem Kopf sacht gegen die hölzernen Wandpaneele hinter mir. »Tut mir leid, dass ich damit einfach so rausgeplatzt bin. Ich erzähle meinen Brüdern alles – wir stehen uns sehr nahe. Aber ich hätte daran denken sollen, wie sich das für dich anfühlt.«
Jepp, das hättest du.
»Es macht ihm nichts aus, wenn’s mir nichts ausmacht ... die Sache mit dem Klauen, meine ich.«
Schön für ihn. Mensch, ich hatte das alles dermaßen satt. Yves musste noch einiges über den Umgang mit Mädchen lernen, wenn er glaubte, dass diese Erklärung als Entschuldigung ausreichte. Eine Flammenzunge schnellte unter der Tür hindurch und zog sich zu einem kleinen Feuerball zusammen. Wollte er mich jetzt ausräuchern? Ich schrie auf und krabbelte rückwärts, aber dann sah ich, dass der Läufer noch nicht mal angesengt war.
»Für dich«, sagte Yves leise.
Der Feuerball drehte sich immer schneller, dann teilte er sich in drei verschiedene Kugeln in Gelb, Grellweiß und Blau – drei kleine Planeten, die einander umkreisten. Plötzlich flackerten sie auf und nahmen die Form von Blumen an. Sie kamen an meinen Füßen zum Erliegen, wie Seerosen auf einem Teich, bevor sie verloschen und nur noch ein schwacher Rauchgeruch zurückblieb. Sie hatten keinerlei Spuren hinterlassen, noch nicht mal Brandflecken auf dem Boden, da, wo sie gelegen hatten.
Ich war sprachlos: Noch nie hatte mir jemand Blumen geschenkt. Das war fantastisch gewesen; mir war nie in den Sinn gekommen, irgendetwas Schönes mithilfe meiner Fähigkeit zu erschaffen. Bestimmt hatte Yves lange üben müssen, um das so hinzukriegen.
»Komm raus, wenn du so weit bist«, sagte er und zog sich in die Küche zurück.
Ich saß ein paar Minuten lang da und strich mit meiner Hand über die Stelle auf dem Läufer vor mir. Michin Yves’ Badezimmer zu verrammeln war keine besonders gute Idee: Irgendwann würde ich herauskommen müssen. Je länger ich es hinausschob, desto schwerer würde es mir fallen. Ich öffnete leise die Tür und trat in den Flur.
Die Küche lag schräg gegenüber vom Bad. Ich konnte die Jungs reden hören, aber sie konnten mich nicht sehen. Ich hatte keine Skrupel, sie zu belauschen – ich musste wissen, was sie wirklich von mir dachten, bevor ich beschloss, was ich als Nächstes tun würde.
»Weißt du, kleiner Bruder, da gerätst du ein Mal in deinem tadellosen Streberleben in Schwierigkeiten und dann gleich so was ... mehr fällt mir dazu echt nicht ein.« Xav schenkte sich ein Glas Wasser ein. »Hätte es jetzt Zed, Trace oder Vic getroffen, dann hätte ich das ja noch verstanden – aber du?!«
»Wir suchen uns unsere Seelenspiegel schließlich nicht aus.« Yves hörte sich weiter weg an; vermutlich stand er auf der anderen Seite des Raums.
»Bist du dir sicher, dass sie dein Seelenspiegel ist? Ich meine, sie sieht nicht aus wie dein Gegenstück, nicht so wie bei Sky und Zed.«
»Ach, komm schon, bei den beiden lag es auch nicht gerade auf der Hand – sie sind erst allmählich zusammengewachsen.« Yves schlug einen verhaltenen Ton an. »Und genau so wird’s bei uns auch sein.«
»Das hoffst du. Nimm’s mir nicht krumm, Yves, aber du hast noch nicht viele Mädchen gedatet und da kam mir halt so der Gedanke, dass du da vielleicht irgendwas ... missverstanden hast.« Ein Knall ertönte und ichhörte, wie Xav fluchend ein paar Flammen ausschlug. »Mensch, das war mein Donut, den du da gerade atomisiert hast.«
»Geh mir nicht auf den Wecker, Xav! Bloß weil ich nicht der Superchampion im Seriendaten bin wie du! Ich weiß, was ich empfinde, wenn ich mit einem Mädchen zusammen bin, und ich sage dir, das hier ist etwas ganz anderes. Als sie mir telepathisch geantwortet hat, hat es klick bei mir gemacht. Mehr als das ... mein innerer Schwerpunkt hat sich zu ihr hin verschoben, verstehst du?«
»Nein, versteh ich nicht. Ich hab meinen Seelenspiegel ja noch nicht gefunden, richtig?«
»Sorry.« Eine
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