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Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition)

Titel: Saving Phoenix Die Macht der Seelen 2: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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so nahe kann man die Kuppel nicht gut sehen, aber ich wusste, dass sie da über mir war; sie bedeckte die Kathedrale wie eine dieser Servierglocken die Speisenteller, die die Kellner im Waldorf an unseren Tisch gebracht hatten. Ich stellte mir eine Hand vor, die aus dem Himmel hervorkam und sie mit Schwung hochhob, um die Touristen und Gräber im Inneren zu zeigen.
    Die Sonne schien auf die Themse, als ich den Peter’s Hill hinunterging. Der Verkehrslärm vermengte sich mit dem Geschrei der Jungen, die auf das Gelände einer Schule neben der Fußgängerbrücke strömten. Ich schwamm gegen den Strom der Pendler, die sich, von der Bahnstation südlich vom Fluss kommend, den Hügel stadteinwärts hinaufkämpften. Es war aufregend, mittendrin im Gewühl zu sein, sich für einen kurzen Moment als Teil des pulsierenden Londoner Lebens zu fühlen. Beinah konnte ich mir vormachen, ich würde dazugehören, hätte vielleicht einen Job in einem der Cafés auf der South Bank, ein normales Leben mit Freunden und eine Wohnung irgendwo in einem billigen Vorort. Manche Leute fanden diesen Lebensentwurf vielleicht langweilig, aber für mich war diese Art von Unabhängigkeit eine himmlische Vorstellung.
    Ich besaß keine Armbanduhr, darum fragte ich eine gehetzt aussehende Frau, die Richtung Norden eilte; sie war eine der wenigen, die nicht in ihr Handy quatschten. Ohne stehen zu bleiben erklärte sie knapp, dass es acht Uhr fünfzehn sei. Perfekt – ich hatte jede Menge Zeit, mich in Position zu bringen. Auf der Mitte der Brücke wäre vermutlich der beste Platz, da ich nach beiden Richtungen Ausschau halten könnte, ob Ärger im Anzug war. Es war mein Ernst gewesen, dass ich mich sofort verdrücken würde, falls Yves zusammen mit seinen Brüdern aufkreuzte. Ich betrat die Brücke, bestaunte die y-förmigen Pfeiler, die aussahen wie riesige Steinschleudern, und stellte mir vor, wie sich die Hand aus dem Himmel nach dem Servieren der Kathedrale diese Pfeiler schnappte und ein paar Geschosse auf Kent abfeuerte.
    Ich schüttelte den Kopf über meine absurden Fantasien und fragte mich, ob es noch andere Leute gab, die sich solche Dinge ausmalten. Würde Yves verstehen, wie ich tickte?
    »Phee?«
    Ich fiel vor Schreck fast in Ohnmacht, als etwas mich sacht an der Schulter berührte. Ich wirbelte herum – Yves, natürlich. Er war vor mir hergekommen und hatte sich am Fuß der Brücke auf die Lauer gelegt. Bei all dem Pläneschmieden hatte ich total vergessen, dass er in der kurzen Zeit, die ich ihm eingeräumt hatte, seine eigenen Pläne machen würde.
    »Yves, du bist gekommen.« Ich drückte mir die Hand auf die wummernde Brust.
    »Du hast mir keine große Wahl gelassen.« Er blickte über meine Schulter nach hinten. Das Sonnenlicht zauberte einen goldenen Schimmer auf seine Haut. »Bist du allein?«
    Ich nickte. In gewisser Weise entsprach das der Wahrheit. »Und du?«
    Sein Gesicht spiegelte seinen Ärger über meine Zweifel an ihm. »Du hast mich doch gebeten, allein zu kommen, also hab ich das auch gemacht. Du solltest lernen, mir zu vertrauen.«
    Ich stiefelte los, führte ihn auf die Mitte der Brücke, weg von den Gefahren, die am betriebsamen Brückenaufgang lauerten. Sich dort zu verbergen, war ein Kinderspiel. »Und du solltest argwöhnischer werden. Nicht jeder kann es sich leisten, so vertrauensvoll zu sein.«
    Er ging über diese Bemerkung hinweg und stellte sich neben mich.
    »Also, was verschafft mir die Ehre dieser Vorladung heute Morgen?«
    Ich konnte seinen Sarkasmus gut verstehen: Unsere bisherigen Begegnungen waren nicht sehr vielversprechend gewesen.
    »Ich will dich heute nicht beklauen, wenn du das meinst.« Ich vergrub die Hände in meinen Taschen.
    »Dann ist dir mittlerweile also klar geworden, dass Seelenspiegel für immer zusammenbleiben müssen?«
    Wir hatten den Scheitelpunkt der Brücke erreicht. Ich lehnte mich über das Geländer und starrte hinunter in das schlammig grüne Wasser der Themse. Eine orange Plastiktüte hatte sich an einem der Brückenpfeiler verheddertund lag kräuselig im Wasser wie irgendeine giftige Alge. Yves stand neben mir, doch er schaute mich an und nicht auf das Wasser.
    Ich wollte seine Frage nicht beantworten. Ich wollte bloß ein paar gestohlene Minuten lang mit meinem Seelenspiegel dastehen, den Sonnenschein genießen und das leise Glücksgefühl, das ich empfand, wenn ich mit ihm zusammen war. »Weißt du, Yves, du bist wirklich ein sehr liebenswerter Mensch.«
    »Warum

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