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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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oder?«
    »Gar keine«, sagte Mr. Grimethorpe mit Nachdruck.
    »Na ja, ist vielleicht auch ganz gut so«, fuhr Lord Peter fort. »Da weiß man seine eigenen vier Wände zu schätzen, nicht? Ich denke oft, in der Stadt begegnet man viel zuviel Fremden. Nichts geht über die eigene Familie, wenn die Arbeit getan ist – so gemütlich. Sie sind verheiratet, Mr. Grimethorpe?«
    »Was geht das Sie an?« knurrte der Bauer und drehte sich mit solcher Heftigkeit zu ihm um, daß Wimsey nervös nach den erwähnten Hunden Ausschau hielt.
    »Natürlich nichts«, antwortete er. »Ich dachte nur, dieses reizende kleine Mädchen sei vielleicht Ihr Töchterchen.«
    »Und wenn ich dächte, daß sie nicht von mir war«, sagte Mr. Grimethorpe, »würde ich den Balg erwürgen, und die Mutter dazu. Na, was sagen Sie jetzt?«
    Im Grunde ließ diese Bemerkung, wenn man sie als Beitrag zur Unterhaltung auffassen wollte, so vieles zu wünschen übrig, daß Wimseys natürliche Geschwätzigkeit einen schweren Rückschlag erlitt. Er rettete sich jedoch auf einen typisch männlichen Ausweg und bot Mr. Grimethorpe eine Zigarre an, wobei er dachte:
    »Diese Frau muß die Hölle auf Erden haben.«
    Der Bauer lehnte die Zigarre mit einem einzigen Wort ab und schwieg. Wimsey zündete sich seinerseits eine Zigarette an und betrachtete nachdenklich seinen Gesprächspartner. Dieser war ein Mann von etwa fünfundvierzig Jahren, derb, hart und wettergebräunt, mit kantigen Schultern und kurzen, dicken Schenkeln – ein bösartiger Bullterrier. Wimsey sah, daß zarte Andeutungen bei so einem Wesen verlorene Liebesmüh waren, und wählte eine offenere Methode.
    »Ehrlich gesagt, Mr. Grimethorpe«, sagte er, »ich bin nicht ganz und gar ohne Grund hier hereingeschneit. Es ist immer gut, sich mit einem Vorwand zu wappnen, nicht? Obwohl es mir natürlich ein reines Vergnügen ist, Sie kennenzulernen – ich meine, dazu bedürfte es keines Vorwands. Aber die Sache ist die, ich suche einen bestimmten jungen Mann, einen – äh – Bekannten von mir –, er hat gesagt, daß er sich um diese Zeit hier in der Gegend herumtreiben wird. Aber ich fürchte, ich habe ihn verpaßt. Sehen Sie, ich bin gerade erst aus Korsika zurückgekommen – interessantes Land, Mr. Grimethorpe, allerdings ein bißchen abgelegen –, und wenn ich meinen Freund richtig verstanden habe, muß er hier vor ungefähr einer Woche aufgekreuzt sein und mich ausfindig gemacht haben. Glück muß man haben. Aber er hat seine Karte nicht hinterlassen, und darum bin ich eben nicht ganz sicher, verstehen Sie? Sie sind ihm wohl nicht zufällig begegnet? Groß ist er, mit langen Füßen und einem Motorrad mit Beiwagen. Ich dachte, er hat sich vielleicht mal hier sehen lassen. Oh! Kennen Sie ihn etwa?«
    Das Gesicht des Bauern war angeschwollen und fast schwarz vor Wut.
    »Welcher Tag, sagen Sie?« fragte er gepreßt.
    »Mittwoch abend oder Donnerstag morgen, würde ich meinen«, sagte Peter, die Hand an seinem schweren Malakka-Stock.
    »Hab ich's doch gewußt!« grollte Mr. Grimethorpe. »Diese Schlampe – diese verdammten Weiber allesamt. Sie, Mister, der Kerl ist ein Freund von Ihnen? Sie, ich war am Mittwoch und Donnerstag in Stapley – das haben Sie doch gewußt, oder? Und dieser Freund von Ihnen auch, wie? Und wenn ich nicht weg gewesen wäre, um so schlimmer für ihn. Im Peter's Pott läg er jetzt, wenn ich ihn erwischt hätte, und da landen Sie auch gleich, hol Sie der Teufel! Und wenn ich ihn noch mal hier herumschleichen sehe, breche ich ihm sämtliche Knochen im Leib und schicke ihn da nach Ihnen suchen!«
    Und mit diesen erstaunlichen Worten wollte er Peter an die Kehle wie eine Bulldogge.
    »So aber nicht«, sagte Peter, indem er sich mit einer Behendigkeit, die seinen Gegner überraschte, aus dessen Griff befreite und mit unvermuteter Kraft sein Handgelenk schmerzhaft umspannte. »Das wäre unklug – auf diese Weise könnten Sie mal einen umbringen. Und Mord ist was Häßliches. Untersuchungsprozeß, vorwitzige Fragen vom Staatsanwalt, und zum Schluß legt man Ihnen noch einen Strick um den Hals. Außerdem ist Ihre Methode ein bißchen primitiv. Halten Sie still, Sie Narr, oder soll ich Ihnen den Arm brechen? Besser so? Dann ist es ja gut. Setzen Sie sich. Sieladen sich mal Ärger auf, wenn Sie auf höfliche Fragen immer so reagieren.«
    »Raus aus meinem Haus«, sagte Mr. Grimethorpe finster.
    »Aber gern«, sagte Lord Peter. »Ich muß mich noch für den sehr unterhaltsamen Abend

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