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Sayuri

Sayuri

Titel: Sayuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bargmann
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Blickfeld. Er stand neben ihr, um ihr aufzuhelfen.
    »Wozu?«, fragte sie leise. Ihre Stimme klang spröde.
    Kiyoshi antwortete nicht. Auch sein Blick war zurück zur Stadt geglitten. Obwohl die Sonne in ihrem Rücken stand, hatte er die Augen zusammengekniffen, um besser sehen zu können. »Weil es nicht vorbei sein kann«, antwortete er schließlich. »Du lebst. Ich lebe. Sayuri lebt. Und wir werden sie finden. Du musst es nur wollen.«
    Die Worte trafen sie bis ins Mark. Wie oft hatte Milan das zu ihr gesagt. Wir müssen es nur wollen, mein kleines Mädchen.
    Sie durfte jetzt nicht aufgeben.
    Mit neuer Entschlossenheit griff Marje nach Kiyoshis Hand und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. Er sah sie erstaunt von der Seite an, als hätte er nicht damit gerechnet, sie noch überzeugen zu können.
    Doch er kommentierte ihren plötzlichen Meinungsumschwung nicht. »Wir sollten uns einen windstillen Ort für die Nacht suchen«, schlug er vor.
    Marje warf einen Blick zur Sonne, die in weniger als einer Stunde am Horizont verschwinden würde. Vermutlich würde es dann bitterkalt werden.
    »Morgen in aller Frühe werden wir aufbrechen und uns auf die Suche nach Sayuri machen«, fuhr Kiyoshi fort.
    Marje nickte knapp. Ihre Kehle war zu trocken und ihre Zunge klebte am Gaumen.
    Das, was er vorschlug, war eigentlich mehr als vernünftig. Sie waren in der Wüste und die Nacht senkte sich schon herab. Bisher war sie viel zu wütend gewesen, um groß auf ihre Umgebung zu achten. Die Wüste schien ihr endlos, wohin man schaute, erstreckte sich trockene Erde. Kaum eine Pflanze durchbrach die braun-graue Eintönigkeit. In der Ferne, in Richtung der Stadt, konnte Marje einige Felder ausmachen, große Höfe schlossen sich an, doch zu Fuß mochte das gut eine halbe Tagesreise sein. Hier draußen gab es nur Sand und Wind und Felsen.
    Ja, es war richtig, sich einen Platz zum Ausruhen zu suchen und Kraft für morgen zu schöpfen. Für die Suche nach Sayuri.
    Sie merkte, wie er ihrem Blick gefolgt war. »Gehst du voraus?«, fragte sie vorsichtig.
    Er nickte wortlos.
    Marje wusste nicht, wie lange sie schon durch den heißen Wüstensand stolperten. In ihrem Kopf herrschte Leere. Nur zwei Namen spukten rastlos darin umher. Sayuri … Milan …
    Ein Zischen ließ sie zusammenfahren und gleich darauf einige Schritte zurückstolpern. Ihr rechter Fuß blieb an einem Stein hängen und beinahe wäre sie gestürzt. Marje blieb einen Augenblick wie gelähmt stehen, als sie sich drei lauernden Schlangenköpfen gegenübersah. Die braunen Köpfe gingen in glatte, schuppige Hälse über, die alle in einen einzigen Körper mündeten. Sie hatte von diesen Schlangen gehört. Es gab noch zwei- und siebenköpfige und sie wusste, dass ihr Gift tödlich war. Mit einem Zischen folgte die Schlange ihr, als sie zurückwich. Eine einzige schnelle Bewegung konnte ihren Tod bedeuten.
    »Geh langsam zurück«, flüsterte Kiyoshi. Ohne die Schlange aus den Augen zu lassen, zog er seinen Dolch.
    Marje gehorchte und beobachtete, wie die Augen der Schlange jeder ihrer Bewegungen folgten, während ihr sandfarbener Leib hinter ihr herglitt, sodass der Abstand zwischen ihnen gleich blieb. Eine abrupte Bewegung, ein Vorschnellen eines der Köpfe und ihre Zähne würden sich in ihr Bein schlagen.
    Dann hörte die Schlange das Knirschen des Sandes unter Kiyoshis Schuhen und zwei ihrer Köpfe wandten sich ihm zu.
    Marje wich weiter zurück. Sie hatte nichts, um sich gegen das Tier zu verteidigen. Außer … Vorsichtig löste sie die Kordel ihres Umhangs und ließ ihn langsam von den Schultern gleiten. Wieder folgten die Augen der Schlange ihren Bewegungen und sie kam ein Stück näher, eines der Mäuler mit den giftigen Eckzähnen weit aufgerissen. Mit einer blitzschnellen Bewegung warf Marje den Umhang über die Schlange. Schwer und regungslos lag der Stoff im Sand.
    Kiyoshi hielt noch immer seinen Dolch in der Hand und schaute verblüfft zu Marje. »Gute Idee«, meinte er anerkennend.
    Marje zuckte mit den Schultern. »Und was ist mit meinem Umhang?«
    »Ich fürchte, auf den musst du jetzt verzichten«, vermutete Kiyoshi. Vorsichtig versuchte er, mit der Dolchspitze den Umhang zu sich zu ziehen, aber der Stoff rutschte von der Klinge. Mit einem bösen Zischen kam einer der Schlangenköpfe unter dem Stoff zum Vorschein.
    »Lass es«, bat Marje mit zitternder Stimme. Rückwärts wich sie vor der Schlange zurück, bis sie sich in sicherer Entfernung wusste.
    Kiyoshi

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