SB 121 – Mission Zeitbrücke
eine graubraune, undurchsichtige Haut besaß. Die Augenstiele waren nur schwach ausgebildet und kaum zu bemerken.
»Was ist das?«, fragte Mallagan.
»Die Idee meines genialsten Maskenbildners«, antwortete der Krane. »In dieser Verkleidung, ausgestattet mit der nötigen Identifizierungsmarke, hättet ihr keine Schwierigkeiten.«
»Solche Wesen gibt es nicht«, hielt ihm Scoutie entgegen.
»O doch, es gibt sie. Nicht oft, aber man sieht sie hin und wieder. Es sind Ai-Mutationen, Ai-Siedler von Forgan VI, der Nachbarwelt ihres Heimatplaneten. Die Ai haben sich dort vor wenigen Generationen angesiedelt. Die Mutation verlief äußerst schnell und ohne nachteilige Folgen.«
»Wenn du es sagst, muss es so sein«, murmelte Mallagan. »Wann sind die Masken fertig, und wie viel will dein Spezialist dafür haben?«
»Die Anfertigung dauert etwa einen Tag. Wenn wir zu einer Einigung kommen, kann Neriduur sofort mit der Arbeit beginnen; dann sind die Masken fertig, sobald ihr das Geld beschafft habt. Er verlangt zweitausend Tali pro Maske.«
Scoutie und Faddon sahen ihn verständnislos an. Mallagans Miene blieb undurchdringlich. Er wusste als Einziger, wie viel sechstausend Tali waren. Die Herzöge von Krandhor hatten der Kolonie Keryan das Münzrecht zugestanden. Die Währung des Planeten unterschied sich von der Einheitswährung der kranischen Flotte, obwohl natürlich von der einen in die andere umgerechnet werden konnte. Die Summe, die Surfo in der vergangenen Nacht von Virlirey erhalten hatte, belief sich auf fünfhundert Tali. Zusammen mit den kleinen Münzen, die er dem Ai abgenommen hatte, besaß er 530 Tali.
»Das ist ein stolzer Preis«, sagte er.
»Nicht zu hoch für die Sicherheit, die ihr dafür erhaltet«, entgegnete Clazzence. »Nun lass uns darüber sprechen, wie ihr euch das Geld besorgt.«
Er entwickelte eine Anzahl von Plänen. Sie gehörten nach Mallagans Ansicht zu einem Satz von Standardplänen, die Clazzence jedem Flüchtling, der bei ihm Unterschlupf suchte, vorlegte. Ein paar davon enthielten eindeutige Gesetzesverstöße wie Diebstahl, Einbruch, Piraterie. Andere beruhten auf der Erbringung von hoch bezahlten, dafür jedoch riskanten Dienstleistungen. Clazzences Unterstützung beschränkte sich darauf, die Einzelheiten des ausgewählten Plans auszukundschaften und seinen Kunden ein Zeichen zu geben, sobald es Zeit war, zuzuschlagen oder, besser ausgedrückt, mit dem Einsatz zu beginnen. Aus den Angaben, die der Krane am Rande machte, ging hervor, dass er hoffte, die drei Betschiden in spätestens fünf Tagen wieder los zu sein.
»Lasst euch durch die gegenwärtige Ruhe nicht täuschen«, warnte er Surfo. »Die Schutzgarde weiß, dass ihr irgendwo Unterschlupf gefunden habt. Es ist ihr klar, dass sie euch nicht in der Öffentlichkeit aufstöbern wird, wenigstens nicht in eurer bisherigen Gestalt. Deshalb hat sie aufgehört, die Bevölkerung um Mithilfe zu bitten. Die Suche ist aber keineswegs eingestellt.«
»Die Schutzgarde – das sind die Blauuniformierten?«
»Ja. Ich habe es aus sicherer Quelle, dass der Kommandant der TRISTOM einen Tobsuchtsanfall bekam, als er das Geständnis des Rekruten Killsoffer hörte. Killsoffer selbst wird vor Gericht gestellt werden, und Kerlighan hat geschworen, den Planeten erst wieder zu verlassen, nachdem man euch eingefangen hat.«
Mallagan lächelte. »Ich hoffe, die Zeit wird dem Ersten Kommandanten nicht lang.«
Clazzence sah ihn missbilligend an. »Mir scheint, dass du die Lage zu leichtnimmst. Sieh dich vor. Ich sagte dir schon, dass ich Geschäftsmann bin. Ich kann es mir nicht leisten, mein Unternehmen durch Leichtfertigkeit in Gefahr bringen zu lassen. Es wird am besten sein, wenn wir unser Vorhaben so rasch wie möglich abwickeln. Für welchen Plan hast du dich entschieden?«
»Bislang für gar keinen«, antwortete Mallagan schroff. »Ich brauche einige Stunden Bedenkzeit und will mich mit meinen Freunden besprechen. Außerdem bitte ich dich, mir zu sagen, was du über die Zunft der Bußbrüder weißt.«
Clazzence war so überrascht, dass er einen Augenblick lang schielte, die typische Reaktion eines Kranen, den die Verblüffung aus dem Gleichgewicht brachte. »Das ist eine ganz schlechte Idee!«, sprudelte er hervor. »Du willst nicht etwa als Bußbruder ...«
»Ich sagte schon, ich weiß noch nicht, was ich will«, fiel ihm Mallagan ins Wort. »Vorab wäre ich dir dankbar, wenn du mir ein wenig über die Bußbrüder
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