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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Innentasche nahm. Dann ließ sie ihre Waffen in den Umschlag fallen, worauf er die Lasche einschlug und das Päckchen in die oberste Schreibtischschublade legte, die er abschloss.
    »Jedes Mal, wenn Sie das tun, warte ich darauf, dass Sie den Schlüssel verschlucken«, sagte Cadie.
    James klemmte sich eine Locke des dunkelblonden Haars hinter ein Ohr, eine allzu offensichtliche Flirtgeste. Er hatte große haselnussbraune Augen mit langen Wimpern und war mindestens zehn Jahre zu jung für sie.
    »Sie bleiben nicht lange genug hier, als dass eine solche Sicherheitsmaßnahme effektiv wäre.«
    Sie lachte und nahm auf dem angebotenen Stuhl Platz. Sie horchte auf das Flüstern ihrer Metallkettchen, als sie den Kopf gegen die Wand lehnte und die Augen schloss. Zu viel Arbeit, zu wenig Schlaf. Aber auch dafür gab es in ihrem Leben keine einfache Lösung.
    Nach einer angemessenen Pause räusperte sich James, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie richtete sich auf, blinzelte und erhob sich bereits, als er sagte: »Die Mitarbeiter haben jetzt Zeit für Sie, Ms. Grange.«
    Die innere Tür schwang auf, während sie sich umwandte. Sie ging hindurch, wurde abgetastet und durch das Imaging-Portal geführt. Der Sicherheitsstab war inzwischen mit ihrer Jacke vertraut, aber sie wurde trotzdem gründlich per Hand durchsucht. Stellenweise war sie recht schwer, weil Schichten aus schussfestem Gewebe unter den schwingenden Kettchen lagen.
    Nichts Extravagantes. Sie würde sich nicht darauf verlassen, dass es sie vor einer Kugel schützte. Nur ein kleiner zusätzlicher Vorteil, den empfindsame Menschen zu schätzen wussten.
    Cadie lächelte, als man ihr die Jacke zurückgab. »Wie schlecht ist der Kaffee heute, Angelina?«
    Die Frau mit dem Zauberstab, eine breitschultrige Veteranin, der das glatte schwarze Haar in einer geraden Linie auf die Stirn fiel, zuckte die Achseln. »Er wurde erst vor einigen Stunden zubereitet. Ich würde mich zunächst davon überzeugen, ob sich der Löffel zersetzt, bevor ich ihn trinke.«
    Sie zwinkerte und winkte Cadie durch. Cadie warf ihre Dreadlocks zurück und entschied, dass sie einen Kaffee brauchte, allein, damit ihre Hände beschäftigt waren. Außerdem war es echter, gerösteter Kaffee, ein Luxus, den man nicht verschmähen sollte. Sie füllte einen Keramikbecher und gab Milch hinzu – organisch, von einer Farm in der Nähe, ohne Wachstumshormone, von genetisch variablen, freilaufenden Kühen. Sie stellte fest, dass der Kaffee nicht stark genug geröstet war, so dass sie auf den Zucker verzichten konnte.
    Es war eine Verzögerungstaktik, das war ihr bewusst. Jedes Mal. Sie freute sich den ganzen Tag lang auf den Besuch, hetzte durch die Stadt, und dann musste sie sich mächtig zusammenreißen, um sich nicht durch die Hintertür wieder hinauszuschleichen, ohne ihre penibel zugeteilte, wissenschaftlich kalkulierte Zeit mit Firuza zu nutzen.
    Sie drehte sich um und zwang sich, auf die einseitig durchsichtige Scheibe zu blicken. Firuza, fünfeinhalb Jahre alt, beugte sich über einen Tisch in Kindergröße. Die Finger und der Kittel waren mit hellen Primärfarben beschmiert. Ein gelber Klecks auf ihrer Wange war besonders auffällig.
    Cadie nahm einen tiefen Schluck vom komplexen, leicht bitteren Kaffee, um sich zu wappnen. Dann berührte sie die biometrische Kontaktfläche neben der Verbindungstür und ging zu ihrer Tochter hinein. Firuza blickte auf, als Cadie an der Tür innehielt, und ein sonniges Lächeln wärmte ihre Gesichtszüge. »Mami!«
    Das Wort fuhr ihr wie eine Nadel durch das Brustbein.
    »Hallo, Kind«, sagte Cadie. Sie ließ ihre Jacke auf den Stuhl neben der Tür fallen, ging auf Firuza zu und vergrub ihre Nase im Haar des kleinen Mädchens. Sie atmete tief ein und nahm den sauberen Duft nach Ivory-Seife und den typischen Geruch der Gouache-Farben wahr.
    »Was malst du da?«
    Firuza wackelte mit den blau beschmierten Fingern. »Wolken«, sagte sie.
    Cadie ließ sich neben ihr nieder. Ihre knochigen Knie drückten hart auf den Linoleumboden, und sie drehte das Papier ein wenig herum, damit sie besser sehen konnte. Wolken hinter einem Baum und die gelbe Sonne. Der Baum war vollständig und regelmäßig ausgeführt. Er wuchs an den Umrissen eines grünen fingerverschmierten Hügels. Ein Stück entfernt war noch etwas, ein verschwommenes braunes Tier, das ein Bär oder ein Hund oder ein Pony hätte sein können. »Wer ist das?«, fragte Cadie.
    Firuza bedachte sie mit einem

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