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Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Titel: Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Baraldi
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Tisch steht ein halbvolles Glas Bier.
    »Entschuldige die Verspätung«, keuche ich völlig außer Atem.
    Er schaut mich überrascht an. »Hallo Scarlett, ich hatte nicht erwartet, dich hier zu treffen.«
    Er muss sich mit dem Bier sein Gehirn weggesoffen haben. Wenigstens klingt er deutlich besser gelaunt als am Telefon.
    »Darf ich mich zu dir setzen?«
    »Aber sicher, hier, nimm Platz.«
    »Also, was wolltest du mir erzählen?«
    Verwirrt schaut er mich an.
    »Hallo, Erde an Umberto?! Mikael und sein Geheimnis! Erinnerst du dich jetzt?«
    »Offen gestanden nicht. Ich verstehe überhaupt nicht, wovon du sprichst.«
    »Jetzt ist wirklich der falsche Moment, um mich auf den Arm zu nehmen!«, möchte ich ihn am liebsten anschreien. Aber irgendetwas stimmt nicht mit seinem Gesicht. Es wirkt so leer, wie abwesend.
    »Du hast nicht zufällig zu viel getrunken? Gut, ich habe mich verspätet, aber wie viele davon hast du dir in der Zwischenzeit reingezogen?«, frage ich und zeige auf sein Bier.
    »Also, ehrlich gesagt ist es mein erstes. Was meinst du damit, du hast dich verspätet? Warst du mit jemandem verabredet?«
    Plötzlich schießt mir ein Gedanke durch den Kopf. Ich schaue mich um. Dann springe auf und sage: »Entschuldige mich mal kurz.« Damit bin ich auch schon auf dem Weg zum Barmann. Es ist derselbe nette Typ, der Ofelia und mir beim Konzert einen ausgegeben hat.
    »Hallo! Darf ich dich was fragen?«
    »Nur zu.«
    »Siehst du meinen Freund dort hinten? Hast du gesehen, ob er mit jemandem geredet hat, ehe ich gekommen bin?«
    »Na klar! Mit dem Bassisten der Dead Stones.«
    Ich fühle, wie die Welt um mich zusammenbricht.
    Vielleicht hat Mikael sich ja in Umbertos Kopf geschlichen, um seine Erinnerungen durcheinanderzubringen. Er hat mir gesagt, dass es nicht bei allen gleich gut funktioniert, aber dass bestimmte Gedanken ihn erreichen, wenn sie besonders intensiv sind. Hat er mitbekommen, dass Umberto ihm nachspioniert hat?
    Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Ich kann nicht glauben, dass er so etwas getan hat. Das würde ja bedeuten, dass er mich angelogen hat! Und dass er Erinnerungen manipuliert, unser wichtigstes Gut.
    Mir bleibt die Luft weg, ich muss hier raus.
    Der Himmel ist genauso düster wie meine Gedanken.

67
    M ein Körper ist erschöpft, aber mein Verstand hört nicht auf zu arbeiten. Das Bett ist vom vielen Hin- und Herwälzen schon ganz zerwühlt, das Fenster zieht mich magisch an wie eine Fata Morgana in der Wüste. Ich habe das dringende Bedürfnis, den bedrückenden Wänden meines Zimmers zu entkommen. Daher schlüpfe ich jetzt in mein Katzensweatshirt. Vielleicht hilft mir ja die kalte Luft da draußen, ruhiger zu werden.
    Ich klettere über das Fensterbrett hinaus und setze mich auf das abschüssige Vordach. Der verlassene Turm erhebt sich in der Ferne vor mir. Auch er wirkt irgendwie traurig.
    In Gedanken konzentriere ich mich auf Mikael und rufe ihn. Ich weiß, dass er mich hören kann. Er muss mich hören. Obwohl ich vor Kälte zittere, rühre ich mich nicht vom Fleck. Wenn er in der Nacht in der Bibliothek meine Angst wahrnehmen und zu meiner Rettung herbeieilen konnte, dann kann er vielleicht auch jetzt spüren, dass ich erfriere und dass ich mich nicht von hier fortbewege, bis er bei mir ist.
    Die Nacht ist feucht und eisig, ich spüre, wie meine Lippen kalt werden, die Zehen an den Füßen sind trotz der dicken Socken ganz klamm geworden.
    Sein Schatten zeichnet sich unter mir im runden Lichtschein einer Straßenlaterne ab.
    Ein wenig steif laufe ich zu ihm in den Hof hinunter.
    Ich verberge meine tränengefüllten Augen unter der Kapuze. Wir setzen uns auf die Schaukeln. Wie oft habe ich mir diese Szene vorgestellt. Aber nicht so, nicht in diesem Zustand.
    Ich beschließe, das Schweigen zu brechen.
    »Wie konntest du nur?«
    »Ich musste es tun.«
    Er versucht gar nicht erst, es abzustreiten, aber ich kann mich über seine Ehrlichkeit nicht freuen. Ich hätte mir gewünscht, dass eine tiefere Wahrheit dahintersteckte, die nicht so wehtut.
    »Das Gleichgewicht zwischen der Welt der Menschen und der Dämonen muss geschützt werden. Das ist Teil des Paktes. Umberto wurde gefährlich. Er hätte Probleme bekommen, wenn er seine merkwürdigen Nachforschungen weiter betrieben hätte.«
    »Was denn für Probleme? Hättest du dich wieder in ein Monster mit Fledermausflügeln verwandelt und seine Seele ausgesaugt?« Aus mir spricht die blanke Wut.
    »Du bist ungerecht. Du weißt

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