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Schäfers Qualen

Schäfers Qualen

Titel: Schäfers Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Ärztin taxierte die Wunde und holte aus einem Glasschrank Tupfer und ein Desinfektionsmittel. „Wie ist das passiert?“
    „Bin gegen so ein Eisenteil gelaufen, das aus dem Boden gestanden hat“, sagte Schäfer, dem zunehmend übel wurde.
    „Ich desinfiziere Ihnen die Wunde und dann muss ich Sie zum Röntgen schicken. Damit wir ausschließen können, dass dem Knochen was passiert ist.“
    „Der Knochen kann schon auf sich selber aufpassen“, murmelte Schäfer und verlor das Bewusstsein.
    Als er wieder erwachte, lag er auf einer Bahre und hatte eine Manschette um den Arm, mit der die Ärztin seinen Blutdruck maß.
    „Na, geht’s wieder?“
    „Wie lang habe ich geschlafen?“
    „Na, so circa zwei Minuten.“
    „Dann hab ich ja nichts versäumt“, gähnte er.
    „Schlucken Sie das“, sagte sie und hielt ihm einen Löffel mit ein paar Tropfen durchsichtiger Flüssigkeit hin, „das ist für den Kreislauf.“
    „Aber immer“, erwiderte Schäfer und hob den Kopf.
    Nachdem sein Bein geröntgt und keine Beschädigung des Knochens festgestellt worden war, überließ ihn die Ärztin einem Turnusarzt, der die Wunde ausputzen und vernähen sollte. Weil Schäfer keine Ahnung hatte, wann er zuletzt gegen Tetanus geimpft worden war, bekam er neben der lokalen Betäubung auch noch eine zweite Spritze verpasst.
    Logisch wäre es gewesen, wenn er mir die Impfung nach der Narkose gegeben hätte, dachte Schäfer, während er dem jungen Arzt bei seiner Arbeit zusah.
    Als sein Bein vernäht und verbunden war, ließ sich Schäfer noch ein paar Schmerztabletten geben, bedankte sich und humpelte aus dem Behandlungszimmer. Im Wartezimmer neben der Aufnahme saß Havelka und sah ihn sorgenvoll an. Schäfer war gerührt.
    „Zum Glück haben Sie mich so schnell hergebracht“, klopfte er seinem Kollegen auf die Schulter, „ein paar Minuten länger und sie hätten amputieren müssen.“
    Havelka schaute kurz irritiert, verzog den Mund, stand auf und holte seine Autoschlüssel aus der Hosentasche. Auf dem Weg ins Hotel gab Schäfer ihm Instruktionen für das weitere Vorgehen, auch wenn er dazu gar nicht mehr befugt war.
    „Ich lege mich jetzt hin. Aber meine Nummer habt ihr, und wenn ihr was findet, dann rufen Sie mich sofort an und holen mich ab. Taugen die Männer da oben eigentlich was oder muss ich mir Sorgen machen, dass die mehr zuschütten als freilegen?“
    „Bruckner hat sie geholt“, sagte Havelka, was Schäfer ausreichend beruhigte.
    In seinem Zimmer setzte er sich auf den Bettrand und zog sich die Kleider aus. Mit einem Plastiksack aus dem Supermarkt bastelte er einen einigermaßen wasserdichten Verband und setzte sich gleich darauf unter die Dusche. Nachdem er sich abgetrocknet und zwei Schmerztabletten mit einem Fruchtsaft aus der Minibar hinuntergespült hatte, nahm er sein Telefon aus dem Rucksack, überprüfte den Ladezustand, deponierte es am Nachtkästchen und legte sich ins Bett. Zwei Stunden später wachte er auf – verstört, verschwitzt und sehr hungrig. Er griff zum Zimmertelefon und bestellte einen Teller Pasta, was immer auch heute auf der Karte stünde. Bis der Kellner kam, zappte er mit der Fernbedienung durchs Fernsehprogramm und ließ schließlich einen harmlosen Zeichentrickfilm laufen. Nachdem er gegessen hatte, humpelte er auf den Balkon, zündete sich eine Zigarette an und schaute zum Grundstück der abgebrannten Villa hinüber. Am Waldrand setzte sich ein kleiner Caterpillar in Bewegung. Na dann, dachte Schäfer, drückte die Zigarette aus und legte sich wieder ins Bett.
    Als sich der Rufton des Telefons in seine Träume mischte, fuhr er hoch und schaffte es, vor dem dritten Läuten abzuheben.
    „Havelka, habt ihr was? … Fantastisch … Ich bin in ein paar Minuten unten.“
    Schäfer stand schnell auf und fluchte sofort über sich selbst, weil er sein verletztes Bein vergessen hatte. Er zog sich an, nahm seine Dienstwaffe aus dem Tresor und verließ das Zimmer.

43
    Es war unwirklich. Und Schäfer wusste nicht, ob es an den Medikamenten, seiner Verschlafenheit oder sonst woran lag. Mitten auf dem Grundstück stand ein weißer Planenpavillon, um den Fundort vor Regen zu schützen, der laut Wetterbericht im Laufe der Nacht einsetzen würde. Vier Scheinwerfer auf hohen Stativen warfen ihr Licht in die Grube, an deren Rand er jetzt trat. Das eifrige Gerede, das eben noch geherrscht hatte, verstummte – als ob man diesen großen Moment nicht durch Belanglosigkeiten entweihen wollte. Doch

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