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Schängels Schatten

Titel: Schängels Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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eine Klarsichthülle, in der verschiedene Unterlagen steckten, und holte etwas heraus. Es war ein Personalausweis.
    »Stimmt«, stellte er fest und warf das Plastikkärtchen hin. »Wohnsitz Berlin. Weiter.«
    »Wie weiter?«
    »Warum ist sie nach Koblenz gekommen?«
    »Sie sagte, sie habe Probleme in ihrer Ehe gehabt … Glauben Sie, dass der Mann dahinter steckt?«, fragte Mike. »Ja, das könnte doch sein. Ein Eifersuchtsdrama oder so was. Sie müssen den Mann befragen.«
    »Wir werden dem nachgehen«, erklärte Nickenich ruhig. »Kennen Sie den Ehemann von Frau Zerwas?«
    »Ich weiß ja noch nicht mal, wie er heißt. Zerwas war … ist Carolas Mädchenname. Das heißt … Moment – mit Vornamen heißt er Frank.«
    Nickenich überprüfte wieder den Personalausweis. »Den Mädchennamen hat sie behalten«, sagte er.
    »Es kann ja sein, dass sie einen alten Schulkameraden geheiratet hat«, spann Mike den Faden weiter. »Dann kenne ich ihn vielleicht von früher … Mir fällt aber niemand ein, der Frank hieß.«
    »Zurück zu Ihnen«, unterbrach Nickenich. »Wann sind Sie in Koblenz angekommen?«
    Mike versuchte, das Puzzle in seinem Kopf zu ordnen. »Ich weiß nicht mehr genau. Vielleicht so um sieben.«
    »Worüber haben Sie gesprochen?«
    Mike legte die Hände auf die Knie. »Über alte Zeiten.«
    »Ist Ihnen etwas Außergewöhnliches aufgefallen?«
    »Kann ich nicht sagen. Wenn man sich so lange nicht gesehen hat … Carola hat sich jedenfalls verändert.«
    »Inwiefern?«
    »Sie rauchte, sie aß Fleisch und trank Alkohol. Als Schülerin war sie sehr sportlich und lebte sehr gesund. Sie war Vegetarierin. Das hat aber einen ganz einfachen Grund.« Mike erzählte, was er über Carolas Unfall erfahren hatte.
    »Hatte sie in Koblenz etwas Bestimmtes vor?«
    »Etwas Bestimmtes?«
    »Hat sie Leute getroffen? Was waren ihre beruflichen Pläne?«
    »Keine Ahnung.«
    Der Kommissar trommelte mit dem Stift aufs Papier. »Hat sie vielleicht noch mit anderen früheren Klassenkameraden gesprochen?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Auf welche Schule sind Sie noch mal zusammen gegangen?«
    »Gymnasium auf der Karthause.«
    »Welcher Abiturjahrgang?«
    »Ich bin 1984 durchgefallen.«
    »Und Frau Zerwas?«
    »Sie hat die Schule nach ihrem Unfall gewechselt. Sie war dann in den letzten Schuljahren auf irgendeinem Internat. Ich glaube, in Bonn. So haben wir uns auch damals aus den Augen verloren.«
    Der Kommissar schrieb etwas auf. Dann dachte er einen Moment nach. »Halten Sie es für möglich, dass Frau Zerwas in eine Straftat verwickelt war?«
    »Was?«
    »Gibt es irgendetwas, das sie Ihnen anvertraut hat? Hat sie Andeutungen gemacht? Denken Sie nach. Der kleinste Hinweis kann wichtig sein.«
    Mike stockte. Was sollte er sagen? Er starrte den Kommissar an. Irgendetwas in ihm sperrte sich.
    »Nun, Herr Engel?«
    Mike schüttelte den Kopf.
    »Und Sie wissen auch nicht, woran sie gerade gearbeitet hat? Als Journalistin?«
    Mike zögerte kurz. »Darüber haben wir nicht gesprochen«, sagte er fest.
    »Sondern?«
    »Habe ich doch gesagt. Über alte Zeiten.«
    »Das habe ich verstanden. Aber was heißt das genau?«
    »Lehrer, Erlebnisse. Wir …«
    »Ja?«
    »Wir waren mal befreundet.«
    »Und?«
    »Wir haben eben darüber gesprochen, was wir damals so unternommen haben. Gemeinsame Erlebnisse. Sie wissen schon.«
    Der Kommissar sah Mike prüfend an und nickte.
    »So«, sagte er. »Kommen wir mal zum Entscheidenden. Wo sind Sie hergekommen, als Sie die Tote fanden?«
    Mike berichtete von dem Besuch im Moselstübchen. Nickenich schrieb wieder etwas auf seinen Zettel.
    »Ich hatte noch Lust, ein bisschen rumzulaufen«, sagte Mike. »Ich bin es nicht gewohnt, so früh schlafen zu gehen.«
    »Sie haben gesagt, Sie seien Musiker.«
    »Ich spiele Klavier im Düsseldorfer Hotel Bergischer Hof.«
    »Und wo sind Sie heute gewesen?«
    »Ich ging runter zur Gülser Brücke. Nicht lange. Insgesamt war ich vielleicht eine Dreiviertelstunde unterwegs.«
    »Haben Sie irgendwas gesehen? Jemand, der in der Straße war?«
    Mike versuchte sich seinen Spaziergang wieder vor Augen zu führen. »Ja. Mir fällt etwas ein. Als ich den Fußweg von der Brücke zum Burgweg rauf ging, kam ein Auto.«
    »Woher?«
    »Es kam aus dem Burgweg und fuhr dann nach Moselweiß runter. Über die Bahnüberführung. Ziemlich schnell.«
    »Haben Sie etwas erkennen können? Wagentyp, Farbe, Kennzeichen?«
    »Nein.«
    »Und Sie haben vorher auch keinen Schuss

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