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Schängels Schatten

Titel: Schängels Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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wissen Sie nicht mehr?«
    »Stimmt«, sagte Mike und biss in sein Baguette.
    »Sie haben mich gefragt, warum ich Ihnen nicht schon gestern gesagt habe, an welchem Thema Carola gearbeitet hat.«
    Mike nickte. Sie kam schnell zur Sache. Umso besser.
    »Carola hat ein großes Geheimnis draus gemacht. Und ehrlich gesagt, ich habe Ihnen nicht so recht geglaubt, dass Sie mit ihr zur Schule gegangen sind. Ich habe gedacht, Sie seien ein Journalistenkonkurrent oder so was, der auch hinter der Story her ist.«
    »Damit haben Sie Recht gehabt. Das hätte durchaus sein können.« Mike nippte am Cappuccino.
    »Sehen Sie.« Sie streifte die Asche ab und sah Mike auffordernd an. »Und, ist es so?«
    »Ist was so?«
    »Sind Sie Journalist? Wollen Sie die Sensationsgeschichte bringen? Thema: ›Historisches Kaiserdenkmal wieder entdecke?«
    »Wollten Sie mich deswegen treffen? Um das herauszufinden?«
    »Vielleicht.«
    »In der Zeitung stand, dass ich bei Carola zu Gast war.«
    »Na und? Vielleicht wollten Sie bei ihr spionieren?«
    »Ich bin ein alter Schulkamerad. Das sagte ich doch schon.«
    »Das ist keine Erklärung dafür, dass Sie sich für Carolas Arbeit interessieren.«
    »Nicht? Warum interessieren Sie sich denn dafür?«
    Der Kellner brachte Anita Hoffmanns Cappuccino.
    »Ich sehe schon«, sagte sie. »Sie sind genauso misstrauisch, wie ich es gewesen bin. In Ordnung. Ich mache den ersten Schritt. Aber sagen Sie mir vorher noch eins.«
    »Was?«
    »Haben Sie mit irgendjemandem darüber gesprochen, was Carola gesucht hat?«
    »Nein.«
    Sie sah ihn prüfend an, und er bemerkte, dass sie hellbraune Augen hatte. Ein Farbton wie Haselnüsse.
    »Wirklich mit niemandem?«
    »Nein.«
    »Auch nicht mit Ihrer Frau oder Freundin?«
    »Habe ich nicht.«
    »Also gut.« Sie wartete einen Moment und schien sich genau zu überlegen, was sie sagen wollte. »Mir gehört ein kleines Restaurant hier in der Altstadt. Die Rhein-Eck-Stube in der Eltzerhofstraße. Weine aus der Region, ein bisschen regionale Küche und so weiter. Ich habe mir gedacht, wenn es noch ein Stück von dem alten Kaiser gäbe, dann wäre das eine tolle Attraktion.«
    »Was? Sie wollen das Denkmal in Ihr Restaurant stellen?«
    »Warum nicht? Nicht den ganzen Reiter natürlich. Der würde ja gar nicht reinpassen. Ein Stück reicht schon. Man muss den Gästen in der Gastronomie heutzutage was bieten, um die Nase vorn zu haben. Carola hat mir erzählt, dass der Kopf des Denkmals auch in Privatbesitz ist.«
    »Er steht im Mittelrhein-Museum.«
    »Richtig. Aber stellen Sie sich mal vor, ich hätte zum Beispiel den Kopf des Pferdes und könnte ihn irgendwo im Restaurant exponiert zeigen. Schon wäre ich in jedem internationalen Reiseführer. Kostenlos.«
    Mike grinste. »Interessante Idee. Und jetzt wollen Sie von mir wissen, wo das Denkmal ist.«
    »Um es kurz zu machen – ja. Ich würde dafür natürlich was springen lassen.«
    »Ich habe aber keine Ahnung. Offiziell ist es eingeschmolzen worden. Man hat es zu Straßenbahnleitungen verarbeitet.«
    »Ich kenne die Geschichte. Kommen Sie – ich habe Ihnen gestern genau angesehen, dass Sie der Typ sind, der bei so einer Recherche nicht locker lässt. Sie sind bestimmt ein guter Journalist. Sagen Sie schon – was haben Sie rausgekriegt?«
    »Danke für die Blumen. Aber Sie täuschen sich – zumindest, was meinen Beruf betrifft. Ich bin Musiker. Und mein Interesse an Carolas Arbeit war rein privat. Mir gegenüber hat sie auch ein Riesengeheimnis draus gemacht. Und sie kam gar nicht mehr dazu, mir zu sagen, worum es genau ging.«
    »Aber Sie sind trotzdem irgendwie fündig geworden. Sonst hätten Sie heute Morgen auf meinen Anruf nicht so reagiert. Sie wussten, was los war.«
    »Offensichtlich.«
    »Lassen Sie uns doch die Reste des Kaisers gemeinsam suchen! Legen wir zusammen, was wir wissen. Hat Carola nicht vielleicht doch eine Bemerkung gemacht, die uns weiterhelfen könnte?«
    Anita Hoff mann klang enthusiastisch. Und vielleicht hatte sie ja Recht. Vielleicht war das die Lösung. Trotzdem – irgendetwas störte Mike daran. War es dieses oberflächliche Businessgehabe, das sie an den Tag legte?
    »Glauben Sie nicht, dass das ein Fall für die Polizei ist?«, sagte er.
    »Warum? Glauben Sie, dass Carola ermordet wurde, weil sie nach dem Denkmal suchte?«
    »Warum nicht?«
    Sie lehnte sich zurück und sah Mike abschätzig an. »Da sehen Sie jetzt aber Gespenster. Das eine hat mit dem anderen doch nichts zu tun.«
    »Wie dem

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