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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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Achseln. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Und Sie?« fragte der Pauliner an Natascha gewandt.
    »Ich überlasse Fedor die Entscheidung.«
    Pater Rochus legte seine Hand auf die des Goldschmiedes. »Das bedeutet ein Ja, über das Sie nicht hinweggehen können.«
    Natascha nickte Fedor unmerklich zu.
    »Also gut«, sagte der. »Ich weiß zwar nicht, wie sich das abwickeln soll, will aber kein Spielverderber sein. Sie müssen mir nur gestatten, daß ich Ihnen als Äquivalent einige Reinzeichnungen von Entwürfen dediziere, die ich nach dem Besuch der Schatzkammer angefertigt habe.«
    Pater Rochus hielt ihm die Hand hin. »Einverstanden!«
    Babuschka glaubte nicht richtig zu hören, als ihr Natascha und Fedor von der Einladung zum Wohltätigkeitsball berichteten und dreihundert Rubel auf den Tisch legten, die Pater Rochus dem Goldschmied bei der Verabschiedung zugesteckt hatte. »Was sagst du dazu?« jubelte Natascha, die noch nie auf einem Ball gewesen war und vor Aufregung nicht ein noch aus wußte.
    Die alte Dame blinzelte wie ein junges Mädchen: »Priester und Mönche soll man ehren, weil sie uns stets nur Gutes lehren!« Sie lachte. »Ihr habt recht daran getan, die Einladung anzunehmen. Zumal die Rubelchen des Herrn Pater beweisen, daß er sich der moralischen Verpflichtung bewußt ist, die Einladungen mit sich bringen. Ich freue mich jetzt schon darauf, ihn kennenzulernen.«
    Im Handumdrehen entwarf Babuschka einen Schlachtplan. der ihre Erfahrungen auf gesellschaftlichem Gebiet unter Beweis stellte. So bestimmte sie, daß Fedor, der, wie sie abfällig sagte, »sich nur einen Smoking zu leihen braucht«, höchstens dreißig Rubel erhalten solle. Seinen Einwand, er müsse sich Hemd, Binder, Lackschuhe und dergleichen kaufen, honorierte sie mit weiteren zwanzig Rubeln. Jede darüber hinaus gehende Forderung fegte sie durch Nichtbeachtung vom Tisch. Sie wollte die einzigartige Gelegenheit nutzen, Natascha mit Hilfe einer exquisiten Robe einmal ›standesgemäß auftreten zu lassen‹. Dazu gehörte, daß sie gleich am nächsten Morgen mit ihr eine Droschke bestieg und sich in die Nähe des Schlosses Belvedere fahren ließ. Nicht weit von dessen Orangerie entfernt wohnte eine gute alte Freundin, die noch all das besaß, was Babuschka im Laufe der letzten dreißig Jahre hatte hergeben müssen, um sich über Wasser halten zu können. Und die Freundin hatte Verständnis für ihren Wunsch. Sie lieh ihr ein mit Rubinen besetztes Kollier. Dazu gedachte die temperamentvolle alte Dame ein passendes dekolletiertes Kleid zu kaufen. Angesichts der vielen Rubine kam nur ein weinrotes in Frage, und Babuschka hatte das Glück, ein solches im ersten Modesalon der Stadt zu finden.
    Natascha war kaum noch fähig zu denken. Sie ließ alles mit sich geschehen, eilte vom Modesalon in ein Wäsche- und in ein Schuhgeschäft und landete schließlich bei einer Putzmacherin, die ihr ein Federgebilde ins Haar steckte, das ihr einen Schuß Frivolität verlieh.
    »Sehr gut«, erklärte die alte Dame begeistert. »Cum grano salis! Ohne ein Körnchen Salz, geht es nicht. Dein Pater wird auf seine Kosten kommen.«
    Als Natascha am Abend fertig angekleidet war, wiederholte Babuschka diesen Satz und fügte übermütig hinzu: »Mach ihn aber nicht zu verrückt. Die Sanften sind glücklich durch sich selbst. Ein unbedachtes Feuer, und es ist um sie geschehen.«
    Natascha gab ihr einen Kuß. »Ich danke dir für alles. Bestimmt wird dies der aufregendste Abend meines Lebens.«
    Fedor war fasziniert, als er Natascha sah. Sie wirkte größer und reifer – glich einer exotischen Blume, die ihren Blütenzauber zur Schau stellt. Ihre Augen waren geweitet, ihre Lippen glänzten. Das Kollier aber bereitete dem Goldschmied Sorge. Fast unwillig sagte er: »Der Wert ist so groß, daß sich jeder fragen wird: Woher hat sie das kostbare Stück?«
    Natascha lag die Erwiderung auf der Zunge: Spießbürger sind beleidigt, wenn ihre Mitmenschen keine Spießbürger sind. Sie beherrschte sich jedoch, bot ihm den Arm und ließ sich von ihm zum Fiaker führen, den er bestellt hatte. Um nichts in der Welt wollte sie sich diesen Abend verderben lassen. Ihr erster Ball! Ihr erstes dekolletiertes Kleid! Und Fedor im Smoking! Er sah blendend aus. Sein mit weißer Seide gefütterter Umhang, der Zylinder … Es durfte nicht bei diesem einen Ball bleiben. Sie mußten ihr Ziel erreichen! An ihr sollte es nicht liegen. Sie würde beitragen, was immer sie

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