Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
Vom Netzwerk:
Ordensbruder erstarrte. Sein Gesicht wurde fahl. »Worauf willst du hinaus?«
    »Auf nichts. Ich möchte lediglich beichten, und ich bitte dich, mich mit zu deinem Propst zu nehmen.«
    »Du weißt von ihm?«
    »Seit langem«, log Pater Rochus. »Mir ist auch bekannt, daß du eine Geliebte hast. Ich habe nur nie mit dir darüber gesprochen, weil ich meine, daß das eine Sache ist, die jeder mit sich selbst abmachen muß. Um dir einen kleinen Beweis dafür zu geben, daß ich dir nichts vormache: ich habe einmal sogar das Hotel geräumt, um euch nicht in die Quere zu kommen.«
    »Du willst mir Sand in die Augen streuen«, keuchte Pater Bazil.
    »Was sollte ich für ein Interesse daran haben? Mir geht es ausschließlich darum, einen Beichtvater zu finden. Ich möchte meine Sünden loswerden. Wenn du mir nicht glaubst, dann liefere ich dir noch einen Beweis: du hast deine Geliebte in Prag als eine geborene Potocki ausgegeben.«
    Die Augen des stellvertretenden Custos waren fassungslos auf ihn gerichtet. »Was willst du von mir?«
    »Das habe ich schon zweimal gesagt: ich möchte beichten!«
    »Du willst mich nicht erpressen?«
    »Hätte ich dann offen bekannt, daß auch ich eine Freundin habe?«
    Pater Bazil tat einen Seufzer. »Und ich glaubte schon …« Er griff sich an den Hals. »Hast du wirklich eine Geliebte?«
    »Sogar eine bildhübsche. Ich war mit ihr in Wien.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Fünfundzwanzig Jahre!«
    »Hast du ihretwegen seinerzeit das Geld gebraucht?«
    »Teils, teils. Ihre Tante war sehr verschuldet.«
    »Und du hast nie daran gedacht, mich mit deinem Wissen zu erpressen?«
    Pater Rochus umgab sich mit einem Glorienschein. »Es gibt Grenzen, die man nicht überschreitet.«
    Der stellvertretende Custos hielt ihm die Hand hin. »Von heute an werde ich immer für dich da sein.«
    »Bring mich lieber zu deinem Propst.«
    »Werde ich machen. Er heißt Jordanski und hat sich in Myszkow zur Ruhe gesetzt. Früher verwaltete er in Posen das Stift der ›Damen vom Herzen Jesu‹.« Pater Bazil kicherte. »Vielleicht hat er deshalb so viel Verständnis für Verstöße gegen das sechste Gebot.«
    »Fragt er einen aus?«
    Pater Bazil machte eine wegwerfende Bewegung. »Kein bißchen. Natürlich stöhnt er über die Verworfenheit der Welt. In manchen Dingen ist er auch komisch. So hat er sich zum Beispiel über die Vernichtung des Testamentes vom alten Pater Pius – Gott habe ihn selig – weitaus mehr aufgeregt als über meine Frauengeschichte.«
    »Weiß er, daß wir siebentausend Rubel genommen haben?«
    Pater Bazil lachte. »Da ich lediglich dreitausend erhielt, bekannte ich auch nur diesen Betrag. Für die restlichen viertausend bist du zuständig.«
    »Du bringst mich zu ihm?«
    »Selbstverständlich.«
    Es wurde schon dunkel, als sie in das Kloster zurückkehrten. Pater Rochus war wie benommen. Ihm ging nicht aus dem Kopf, was ihm der Ordensbruder von seiner Freundin erzählt hatte. Er hatte sie im Beichtstuhl kennengelernt und nicht geahnt, daß sie vermögend war und ihn einmal zu Reisen nach Berlin und Prag, Paris und Rom einladen würde. Die Ewige Stadt hatte ihm am meisten gefallen; er trug sich mit dem Gedanken, sie im nächsten Jahr nochmals aufzusuchen.
    »Die Beichte ist eigentlich etwas unglaublich Verlogenes«, sagte Pater Rochus kurz vor Erreichen des Klosters. »Wir lassen uns unsere Sünden vergeben und planen – siehe deine erneut in Aussicht genommene Reise – bereits den nächsten Sündenfall.«
    »Sei froh, daß es so ist«, hielt Pater Bazil dagegen. »Stelle dir vor, es gäbe keine Vergebung. Dann würde der Druck, den du, wie du vorhin sagtest, seit Wochen in dir verspürst, unerträglich werden. Zwangsläufig würdest du eines Tages vor die Hunde gehen.«
    »Wäre das nicht eine angemessenere Strafe als das Herunterleiern von einigen Gebeten?«
    »Die Strafe soll nicht größer sein als die Schuld, heißt es bei Cicero. Wie groß kann eine Schuld aber schon sein, wenn sie ausschließlich für Priester erfunden wurde? Im Namen Christi werden die natürlichsten Triebe widernatürlich unterdrückt. Die Folge können nur Heimlichkeiten und Verfehlungen sein.«
    Die Beichte bei Propst Jordanski verlief anders, als Pater Rochus es sich vorgestellt hatte. Der alte Geistliche war über die Vergehen des Pauliners entsetzt. Dabei hatte dieser den Tausch des Saphirs, der nicht für ihn, sondern für Pater Markus gewesen war, ebenso verschwiegen wie das Abmessen des Rubins. Noch stand ja

Weitere Kostenlose Bücher