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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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nicht möglich ist.«
    »Hast du deshalb auch hier in der Universitäts-Bibliothek zu tun?«
    »Erraten.«
    »Und ich brauche mir keine Sorge zu machen?«
    »Ganz gewiß nicht.«
    Natascha blieb dennoch skeptisch. Monsieur Dabrow mochte ihr erzählen, was er wollte, für sie war es unvorstellbar, daß ein Mönch binnen weniger Monate weit über fünfzigtausend Rubel aufbringen konnte. Irgend etwas stimmte da nicht. Sie lag deshalb auf der Lauer und war gleich voller Auflehnung, als er ihr sagte, daß er Fedor zum Abendessen einladen wolle. »Wieso gerade ihn?« fragte sie irritiert.
    »Ist er nicht dein Bruder?«
    »Aber du bist doch erst vor ein paar Stunden angekommen.«
    Er suchte nach einer Ausrede. »Wir brauchen im Kloster etwas, das er besorgen soll und ich gleich mitnehmen möchte. Darum die Eile.«
    Natascha war einigermaßen beruhigt. »Das wußte ich nicht«, sagte sie kleinlaut. »Wenn du dich aber mit Fedor triffst, darfst du Babuschka nicht auslassen.«
    Er war gerne bereit, die alte Dame aufzusuchen, und so verabredeten sie, den nächsten Abend in der Ujazdower Allee zu verbringen. Danach riefen sie Fedor an, der sich für die Einladung zum Essen herzlich bedankte und versicherte, pünktlich im Hotel zu sein. Er erschien in einem modischen Mantel mit Pelerine. Natascha verglich ihn unwillkürlich mit Pater Rochus. Nur ungern gestand sie sich ein, daß er gegen Fedor hausbacken wirkte. Das mochte an der Soutane liegen, die ihn zwar vorteilhaft kleidete, jedoch mit einem eleganten Anzug nicht konkurrieren konnte.
    Anmaßend und frech aber war Fedors Verhalten nach der Begrüßung. Ungeniert zupfte er an einem Knopf des Priestergewandes und fragte süffisant: »Alles klargegangen?«
    Pater Rochus nickte.
    »Die Farbe war in Ordnung?«
    »Sie hat genau gestimmt.«
    »Wovon redet ihr?« fragte Natascha nervös.
    »Von einem Saphir«, antwortete Pater Rochus sichtlich bestrebt, dem Goldschmied zuvorzukommen. »Wir brauchten ein Pendant zu einer Edelstein-Imitation, wie sie an Kirchengewändern Verwendung findet.« Er wandte sich an Fedor. »Die Arbeit war so ausgezeichnet, daß ein Ordensbruder mich bat, ihm eine Rubin-Imitation zu besorgen, die er während einer Prozession aus seiner Casula verloren hat.«
    Natascha entging nicht, daß Fedors Augen aufleuchteten, als habe er eine ungewöhnlich erfreuliche Nachricht erhalten. Seine Züge spannten sich. Der Ausdruck seines Gesichtes wurde fast diabolisch.
    »Wie groß müßte die Imitation sein?« erkundigte er sich mit erzwungener Gleichgültigkeit.
    »Ich habe Ihnen eine kleine Skizze mitgebracht.«
    »Darf ich sie sehen?«
    Pater Rochus gab ihm einen Zettel. »Die Maße sind notiert.«
    Fedor warf einen Blick auf das Papier und schmunzelte. »Ein Glück, daß der verlorengegangene Stein nicht echt war. Sein Verlust wäre unersetzlich gewesen.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Der Wert würde schätzungsweise vierzig- bis fünfzigtausend Rubel betragen haben.«
    »Das dürfte übertrieben sein.«
    »Möglich. Es gibt ja Qualitätsunterschiede. Der Ceylon-Rubin ist meistens von hellerer Tönung und nicht so wertvoll wie der taubenblut-rote Rubin aus Birma. Die Farbe wechselt überhaupt ziemlich stark mit dem Fundort. In Siam haben die Rubine im allgemeinen ein granatähnliches Braunrot. Es lassen sich also Imitationen in allen Variationen herstellen, und ich müßte wissen, welche Tönung Ihr Ordensbruder bevorzugt.«
    Pater Rochus gab sich nachdenklich. »Das hat er mir nicht gesagt. Ich könnte mir aber denken, daß ihm ein schönes Taubenblut-Rot gefallen würde.«
    Das Gespräch beunruhigte Natascha. Warum hatte Pater Rochus ihr nicht gesagt, daß Fedor ihm eine Saphir-Imitation geliefert hatte? Und warum hatte der ihr verschwiegen, einen solchen Auftrag erhalten zu haben?
    Der Goldschmied warf einen Blick auf die Zeichnung. »Wann müßten Sie den Stein haben?«
    »Ich bleibe drei Tage in Warschau.«
    »Dann könnten wir die unteren Facetten vielleicht noch mit einer Lackschicht überziehen. Die Brillanz wird dadurch wesentlich erhöht.«
    »Das überlasse ich ganz Ihnen. Hauptsache, die Maße stimmen.«
    Welche Maße, fragte sich Natascha. Und warum müssen sie stimmen, wenn die Nachahmung zur Verzierung eines Meßgewandes dienen soll? Ein beklemmender Verdacht stieg in ihr auf. Sie bangte um den Mann, der ihr Leben innerhalb von wenigen Monaten in völlig veränderte Bahnen gelenkt hatte. Ein prüfender Blick zu Fedor zeigte ihr, daß er wie jemand

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