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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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nicht fest, ob es ihm gelingen würde, den feurigen Edelstein an sich zu bringen.
    »Nicht Diener, sondern Schakale Gottes seid ihr!« empörte sich Propst Jordanski. »Beraubt die Schatzkammer, betreibt Leichenfledderei, verbuhlt euch mit sündigen Weibern! Ich hätte Lust, euch an den Bischof zu verweisen.«
    Aber welche Vorhaltungen er auch machte, seine Auflehnung glich einem Licht, das noch einmal aufflackert und dann erlischt. Vielleicht ließ die Erfahrung seines langen Lebens ihn denken: Gott straft die Sünde und nicht den Menschen.

10
    Pater Rochus bedachte nicht, daß die Zukunft nur denen hold gesonnen ist, die Geduld mit ihr haben. Nur wenige Tage genoß er das befreiende Gefühl, von aller Schuld losgesprochen zu sein, dann überwältigte ihn erneut die Sehnsucht nach Natascha und die Vorstellung, mit ihr zu verreisen. Seit Pater Bazil von Rom gesprochen hatte, wünschte er, Natascha die Ewige Stadt zu zeigen. Freie Urlaubstage aber standen ihm nicht mehr zur Verfügung, und so verfiel er auf den Gedanken, eine Arbeit über die Bedeutung des Vatikanischen Konzils im Hinblick auf die päpstliche Unfehlbarkeit und die Dogmatisierung der leiblichen Himmelfahrt Marias zu schreiben. Dies setzte ein gewissenhaftes Quellenstudium voraus, und Prior Rejman hatte Verständnis dafür, daß er sich vor allen Dingen auf die in der vatikanischen Bibliothek vorhandenen Unterlagen und speziell auf die ›Acta et decreta sacrosancti oecumenici concilii Vaticani‹ berufen wollte. Und er fand auch einen Grund, nach Warschau reisen zu müssen, denn viele Würdenträger der orthodoxen Christen, die Papst Pius IX. zur Teilnahme am Konzil aufgefordert hatte, waren nicht in Rom erschienen, und Pater Rochus gab der Hoffnung Ausdruck, über ihre Motive einige Hinweise in der 200.000 Bände umfassenden Warschauer Bibliothek zu finden.
    Natascha war glücklich, als sie die Mitteilung erhielt, daß ›Monsieur Dabrow‹ für einige Tage nach Warschau kommen würde. Dies um so mehr, als etwas eingetreten war, das sie nicht für möglich gehalten hatte. Sie liebte ihn. Unablässig beschäftigte sie sich in Gedanken mit ihm. Sie bangte um ihn und wurde von einer ihr bis dahin unbekannten Trauer befallen, wenn sie sich Fedor hingegeben hatte. Am liebsten hätte sie Schluß mit ihm gemacht. Aber das war leichter gesagt als getan. Sie hatte sich zu sehr an ihn gewöhnt, und es bestand wohl auch ein gewisses Hörigkeitsverhältnis.
    Als Monsieur Dabrow ihr bei seinem neuerlichen Besuch wieder fünfzehntausend Rubel zuschob, nahm sie das Geld nur noch mit Befangenheit entgegen. Sie hatte Angst um ihn bekommen und brachte dies unmißverständlich zum Ausdruck.
    Er beruhigte sie mit Erklärungen, deren Stichhaltigkeit nicht zu überprüfen war, und am Schluß machte er ihr eine Mitteilung, die sie alles vergessen ließ. »Im Frühjahr wäre es gewiß schöner gewesen«, sagte er geheimnisvoll betont, »aber auch im Spätherbst ist Italien zauberhaft. Gleich in der nächsten Woche geht's los! Wir fahren nach Rom!«
    Natascha sah ihn beklommen an. »Erlaubst du dir einen Scherz?«
    »Nein!« Er schloß sie in die Arme. »Morgen muß ich die hiesige Universitäts-Bibliothek aufsuchen, um mir die Titel einiger Bücher zu notieren. Danach stehe ich dir für zwei Tage zur Verfügung. Anschließend reise ich nach Jasna Góra zurück, und am kommenden Montag treffen wir uns in dem D-Zug, der über Czenstochau nach Krakau fährt. Die Papiere habe ich bereits. Ausgestellt auf Domnik Dabrow und seine Ehefrau Natascha, geborene Górski.«
    »Dann brauchen wir uns nachts ja nicht mehr zu trennen!«
    »Eben. Und wir werden in vielen interessanten Städten übernachten. Zunächst in Krakau, wo ich etwas zu erledigen habe. Dann in Triest, Mailand und Rom.«
    Anstatt zu jubeln, machte sie einen verzagten Eindruck.
    »Was hast du?« fragte er besorgt.
    »Ich denke an das viele Geld, das die Reise kosten wird.«
    »Fängst du wieder damit an?«
    »Mein Gott, Domnik! Eben hast du mir noch fünfzehntausend Rubel gegeben, die ich auf das Konto einzahlen soll. Und nun diese Reise!«
    »Für die werden mir fünftausend Rubel zur Verfügung gestellt«, behauptete er frech. »Offiziell fahre ich nämlich nicht zu meinem Vergnügen nach Rom. Ich muß dort die vatikanische Bibliothek aufsuchen. Allerdings nur aus erfundenen Gründen. Im Kloster habe ich vorgetäuscht, über eine bestimmte Sache eine Arbeit schreiben zu wollen, die ohne eingehende Information vor Ort

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