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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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dasaß, der eine Schlacht gewonnen hat. Sein Lächeln war kalt und selbstsicher. Unwillkürlich dachte sie an den Tag, da er das erste Mal von Czenstochau zurückgekehrt war und begeistert von Pater Rochus erzählt hatte. Wie war er nur darauf gekommen, ihn mit Achilles zu vergleichen? Eher erinnerte Fedor an den Griechen, der seinen Widersacher erbarmungslos dreimal um Troja herumgeschleift hatte.
    Angst beschlich sie. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich nichts anmerken zu lassen. Als sie später aber mit Pater Rochus im Hotelfoyer allein war, machte sie aus ihrem Herzen keine Mördergrube. »Was hat es mit der Beschaffung der Edelstein-Imitation auf sich?« platzte es förmlich aus ihr heraus.
    Er war sichtlich verwirrt. »Was soll es damit auf sich haben?«
    Ihre Augen wurden flammend. »Hältst du mich für dumm? Ich habe einen Kopf und kann kombinieren. Wenn die Maße einer Imitation genau stimmen müssen, ist sie nicht für eine Casula gedacht!«
    Sein Mienenspiel verriet Bestürzung. »Laß uns einen Spaziergang machen und die Sache in Ruhe besprechen. Hier können uns alle hören.«
    Natascha erhob sich. Er führte sie zur Garderobe und war ihr beim Anziehen des Mantels behilflich.
    Sie sprach kein Wort. Kaum aber waren sie in die Nacht hinausgetreten, da sagte sie mit kalter Stimme: »Vorab möchte ich eins klarstellen: Mein Vertrauen zu dir ist schwer erschüttert! Du verfügst über Gelder, die ein Mönch gar nicht haben kann. Du hast kein Hehl daraus gemacht, daß du deine Vorgesetzten irreführst, nur um nach Rom reisen zu können. Und nun stelle ich fest, daß du dir von Fedor Edelstein-Imitationen beschaffen läßt. Muß ich da nicht auf den Gedanken kommen, daß ein Mensch, der seine Vorgesetzten so geschickt an der Nase herumführt, in anderen Dingen nicht weniger raffiniert ist?«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Pater Rochus Stellung nahm. Seine sonst so weiche Stimme klang brüchig. »Ich sehe ein, daß es keinen Sinn hat, dir weiterhin etwas vorzumachen. Deine Vermutung ist richtig. Aber die Dinge liegen nicht so, wie du denkst. Für mich selbst habe ich noch nie einen Edelstein besorgt. Das habe ich nur einmal für einen Ordensbruder getan, der nach Amerika auswandern will. Und jetzt wollte ich es für dich tun. Um dich abzusichern, wollte ich …«
    »Das ist doch Diebstahl!« fiel Natascha fast weinerlich ein. Empörung und Mitleid schwangen in ihr.
    »Es kommt darauf an, von welcher Warte man die Sache betrachtet«, widersprach Pater Rochus um etliche Grade fester. »Wenn ein kleiner Mann sich etwas unerlaubt aneignet, dann nennt man es Diebstahl. Raubt ein Fürst jedoch ein ganzes Gebiet aus, dann wird er daheim gefeiert und seine Tüchtigkeit gelobt.«
    »Komm mir nicht mit billigen Ausreden«, wies sie ihn zurecht.
    »Das ist eine Tatsache!« begehrte er auf und verfiel, um Natascha abzulenken, in einen nicht enden wollenden Redefluß. »Denk nur an den Siebenjährigen Krieg, in dem Polen die Neutralität wahrte. Dennoch wurde unser Land als Aufmarschgebiet benutzt. Kriegsschäden von unübersehbaren Ausmaßen hatten wir zu tragen. Sie waren aber nichts gegen den Schaden, den Friedrich II. uns durch die von ihm vorgenommene Fälschung unseres Geldes zugefügt hat. Der größte Geldfälscher aller Zeiten ist er. Doch das kreidet ihm niemand an. Er war ja König, und wenn ein König fälscht, dann ist das etwas anderes. Natürlich hat er sich die Hände nicht selbst schmutzig gemacht. Er beauftragte seine Hofbankiers Gumpertz, Ephraim und Itzig, sich der in Sachsen erbeuteten Prägestempel der polnischen Münzanstalt zu bedienen und auf Teufel komm heraus Falschgeld zu prägen. Der Kern war freilich kein Silber, sondern billiges Blei. Seit jener Zeit prüft man die Echtheit einer Münze durch kräftiges Draufbeißen. Der Gesamtschaden, den unsere Volkswirtschaft durch die so entfesselte künstliche Inflation erlitt, wird auf 25 Millionen Taler oder etwa 200 Millionen polnische Gulden geschätzt. Zweimal mußten wir unsere Währung durch ›Münzreduktion‹ stabilisieren. Vergebens. Die preußischen Fälschungen, gegen die es keine Abwehrmaßnahme gab, trafen unser Land so schwer, daß man ohne Übertreibung sagen kann: die Finanzierung des Siebenjährigen Krieges hat Polen getragen.«
    »Du bist wahnwitzig!« ereiferte sich Natascha. »Daraus kannst du doch nicht das Recht ableiten, dich an fremdem Gut vergreifen zu dürfen.«
    Pater Rochus verrannte sich vollends in sein Ablenkmanöver.

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