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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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»Ich wollte nur dartun, daß meine Verfehlungen gegen die Friedrichs II. den man heute den Großen nennt, einem Hauch auf einer Glasscheibe gleichen. Jedenfalls habe ich niemanden geschädigt, was man von dem Preußenkönig nicht behaupten kann. Unentwegt hat er sich an uns versündigt. Und daheim hat er die Steuern so drastisch erhöht, daß über hundertfünfzigtausend Menschen aus allen Ständen in unser Land geflüchtet sind. Und das, obwohl er die Grenzen streng bewachen ließ und scharf geschossen wurde! Die Flucht nach Polen war unter Todesstrafe gestellt! Und warum flüchteten die meisten dennoch? Weil sie die Brutalität des brandenburgischen Militärs fürchteten! Siebzigtausend Deserteure hatte die preußische Armee in jener Zeit zu verzeichnen! Das war eine ›Abstimmung mit Füßen‹, und wo eine solche stattfindet, da herrschen Mißstände und triumphiert die Unterdrückung.«
    Natascha blieb unwillig stehen. »Sind wir herausgegangen, um uns über die Geschichte Preußens und Polens zu unterhalten?«
    »Entschuldige, ich wollte dir nur klarmachen …«
    »Das hast du zur Genüge getan«, unterbrach sie ihn aufgebracht. »Ich will jetzt wissen, woher du das viele Geld hast!«
    Er sah die Unerbittlichkeit in ihren Augen und fürchtete sich, die Wahrheit zu sagen. Aber es gab keinen Ausweg mehr. Natascha würde nicht lockerlassen. »Also gut«, erklärte er matt. »Ich habe das Geld aus dem Tresor der Schatzkammer genommen.«
    Natascha fuhr wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
    »Glaube ja nicht, daß ich der einzige bin, der so etwas getan hat«, fuhr er hastig fort. »Das machen eine ganze Reihe von uns.«
    Wie erbärmlich, dachte sie angewidert.
    »Das Kloster ist so immens reich, daß es auf hundert- oder zweihunderttausend Rubel mehr oder weniger überhaupt nicht ankommt.«
    Natascha hätte fortlaufen mögen.
    »Im Geheimfach eines kürzlich verstorbenen Ordensbruders haben wir Wertpapiere in Höhe von zweiundzwanzigtausend Rubel gefunden. Und auf die Idee, an den Tresor der Schatzkammer heranzugehen, bin ich erst gekommen, als ich sah, daß der stellvertretende Custos es so macht.«
    Auf Natascha stürmten die sonderlichsten Gedanken und Überlegungen ein. Wenn sie sich von Pater Rochus trennte, war es aus mit dem bequemen und sorglosen Leben. Dann mußte sie sich wieder eine Stellung suchen. Und hatte er nicht recht? Waren die Fälschungen Friedrichs II. nicht tausendmal schlimmer als das, was er getan hatte? Das Kloster der Pauliner war tatsächlich unermeßlich reich. Sie hatte die Schätze selbst gesehen. Fast alles Stiftungen von Menschen, deren Vermögen aus Raubzügen stammte. Oder die ihre Untergebenen unterdrückt und ausgenutzt hatten. Tausend arme Bauern braucht es, um einen Gutsherrn reich zu machen. Nein, sie wollte ihr angenehmes Leben nicht aufgeben, wollte nicht zurück in die Schäbigkeit des Alltags. Mit billigem Diebstahl wollte sie allerdings ebenfalls nichts zu tun haben. »Hör zu«, sagte sie kurz entschlossen. »Erzähle mir genau, was du mit der Imitation des Saphirs gemacht hast.«
    Ihr veränderter Tonfall ließ Pater Rochus aufhorchen. »Da ist nicht viel zu erzählen. Pater Markus und ich haben die Nachahmung gegen den echten Stein ausgetauscht.«
    »Einfach so über Tag?«
    »Selbstverständlich nicht.« Er erzählte von den Nachschlüsseln, die sie sich hatten anfertigen lassen, und von den nächtlichen Besuchen, die sie der Schatzkammer abgestattet hatten.
    »Und der Tausch bereitete keine Schwierigkeit?«
    »Nicht die geringste. Die Fassung wird hochgebogen, der echte Stein herausgenommen, die Imitation eingelegt und die Fassung wieder angedrückt.«
    »Für wie groß schätzt du den Wert des Saphirs?«
    »Er ist wahrscheinlich geringer als der des Rubins, den ich auf fünfzigtausend Rubel schätze. Ich wollte ihn für dich …« Er unterbrach sich. »Ich habe wirklich nur an dich gedacht, Natascha. Ich liebe dich! Verstehst du das nicht?«
    »Doch«, erwiderte sie nachdenklich. »Mir geht es ja nicht anders.«
    »Dann laß mich den Rubin noch für dich besorgen.«
    »Kehren wir ins Foyer zurück«, sagte sie ausweichend. »Ich brauche jetzt dringend eine Zigarette und etwas zu trinken.«
    Pater Rochus fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte schon befürchtet, Natascha zu verlieren. Nun schöpfte er neue Hoffnung. Insgeheim rechnete er sogar damit, den Rubin jetzt mit ihrem Einverständnis beschaffen zu können. Das bedeutete unendlich viel für ihn; denn dann

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