Schalom
Altersheim organisiert hatte, damit sie in Tel Aviv bleiben konnten, für den Fall, dass sie zum Leichenschauhaus nach Abu Kabir fahren müssten. Bestimmt waren das alles nur Ausreden. Er würde ihr natürlich nicht sagen, dass er den ganzen Tag in Tel Aviv herumgelaufen war, um alles zu organisieren, damit Jaki ja nicht auf die Idee kam, die da , diese Deutsche, zu ihr zu bringen. Wie konnte sie diesen fürsorglichen Sohn rügen, er hatte sie doch besser verstanden, als sie es sich vorstellen konnte. Sie wollte ihn nicht zwingen, das alles ausdrücklich sagen zu müssen. Sollte er sich lieber bemühen, sie zu überzeugen, dass er nicht vorhatte, sie in ein Altersheim zu bringen.
Nach diesem Wortwechsel ging sie in die Küche, stellte den Topf mit Wasser für die Teigtaschen auf den Herd, gab etwas Öl ins Wasser, und schon schnitten ihre Hände Tomaten für den Salat. Sie brauchte keinen Sparschäler, ihre geübten Hände ließen die Messerklinge unter die Gurkenschale gleiten, ohne diese zu verletzen, die dunkelgrünen Schalen glitten an einem Stück von der Gurke. Schnell und geschickt zerschnitt sie die Gurke. Menachems Augen begleiteten sie. Sie schaute ihn natürlich nicht an, weil sie wusste, wenn sie das täte, würde er sofort verschwinden, aber sie spürte seine Anwesenheit und sagte nichts. Es war ihr klar, warum er erschienen war, sie wusste es nicht nur, sie dankte ihm auch, dass er gekommen war, um sie gerade jetzt zu unterstützen.
Auch Avri wusste, dass sie die da , Jakis Frau, nicht hier ins Haus lassen konnte. Auch ohne Menachems Worte wäre sie nicht imstande, diese Frau auch nur anzuschauen, die sich in ihre Familie gedrängt hatte. Menachem hatte gewusst, dass sie es nicht ertragen könnte, er hatte sie vor dieser schrecklichen Möglichkeit schützen wollen. So wie Avri sie jetzt schützte, obwohl er gar nicht wusste, was damals dort geschehen war. Doch er wusste, was seine Pflicht war.
Plötzlich hörte sie Avris Stimme hinter sich: »Das ist ja verblüffend!«
Sie trat einen Schritt zur Seite und sah erst jetzt, dass Avri ihre Hände anstarrte, die schnell das weiße Fleisch der Zwiebel zerschnitten.
»Was schaust du so? Hast du noch nie gesehen, wie deine Mutter Salat zubereitet?«
»Doch, ich habe es schon gesehen, aber ich bin jedes Mal verblüfft über deine Geschicklichkeit.«
Warum, Menachem, verschwindest du immer, wenn jemand kommt? Er ist doch kein Fremder, er ist unser Avri! Sie erwartete keine Antwort. Da war niemand mehr, der hätte antworten können.
Sie drückte Avri die Salatschüssel in die Hand, bevor sie mit einem Sieb die Teigtaschen in den Topf mit dem kochenden Wasser legte. Dann kippte sie die gebratenen Zwiebeln in eine Schüssel und hörte, dass Avri wohl schon angefangen hatte, den Salat und den Käse zu essen. Sie musste unwillkürlich an Gil denken, der das Essen am Schabbatabend genossen hatte, sie erinnerte sich an das Vergnügen in seinen Augen, als sie ihm die Teigtaschen serviert hatte. Wie sie sich freute, als er sagte, sein Vater habe immer sehnsüchtig von diesen Teigtaschen gesprochen, und jetzt verstehe er, warum.
Sie nahm die Teigtaschen aus dem Wasser, ließ sie im Sieb über dem Becken abtropfen, vermengte sie mit ein wenig Öl, damit sie nicht aneinanderklebten. Diesen Trick hatte sie Zila nie verraten, die nicht verstand, dass bei ihr die Teigtaschen immer aneinanderklebten.
Als sie daran dachte, dass Jaki nach Israel unterwegs war und wegen der da auf seine geliebten Teigtaschen verzichten musste, spürte sie einen plötzlichen Schmerz.
Sie vermischte die gebratenen Zwiebeln gut mit den Teigtaschen und brachte die Schüssel hinüber zur Essecke, zu Avri. Sie schaute ihm zu, wie er gierig die Teigtaschen aß, und sagte kein Wort.
»Warum isst du nicht mit mir?«, fragte er, während er im Mund die Teigtasche von einer Seite zur anderen bewegte, damit er sich nicht verbrannte.
Sie lachte und gab ihm schnell ein Glas kaltes Wasser. Dann sagte sie, sie hätte schon gegessen, obwohl sie einfach keinen Appetit hatte. Sie nahm es sich übel, dass ihre Gedanken bei anderen Menschen waren, während sie Avri etwas zu essen gab. Wie Gil diese Teigtaschen genossen hätte, wenn er jetzt hier säße. Oder wie Jaki sie genossen hätte. Warum konnte sie sich nicht mit Avri begnügen? Er hatte es eher verdient als irgendjemand sonst.
25
Erschrocken zog er sich vom Fenster zurück. Als er vorhin zufällig das Licht in Frau Silbers Badezimmer sah, hatte er
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